JULIA FESTIVAL EXTRA Band 06
dieses Etwas ihr Herz so schnell schlagen ließ, als hätte er sie gerade berührt und zärtlich gestreichelt.
Während die anderen ihr Essen bestellten, beugte er sich zu ihr. „Wenn du mich weiterhin so ansiehst, Samantha Miller“, flüsterte er ihr ins Ohr, „werde ich vergessen, warum unsere Verlobung nicht echt ist und warum ich in der vergangenen Nacht dafür gesorgt habe, dass du nicht schwanger werden konntest.“
Und dann küsste er sie, nicht kurz und flüchtig, sondern tief und leidenschaftlich. Es war ein besitzergreifender Kuss, der allen signalisieren sollte, dass es ihm vollkommen egal war, ob sie allein waren oder nicht. Und eine Sekunde lang wünschte Sam, ihre Familie wäre wirklich nicht da. Denn dann könnte Liam genau das tun, was er ihr gerade zugeflüstert hatte. Allein mit ihr, oben in seiner Suite und …
„Du hast mir noch gar nicht erzählt, was gestern Abend mit James los war“, riss Bobbie sie aus ihren gefährlichen Fantasien.
„James?“ Einen Moment lang musste Sam sogar überlegen, wen ihre Schwester meinte. „Oh ja … nun, er musste …“ Sie brach ab, weil sie nicht sicher war, wie viel sie erzählen durfte. Schließlich war Rosemary mit einem anderen Man verlobt, und angeblich konnten sie und James einander nicht ausstehen.
„Na ja … da war dieser Anruf“, sagte sie ausweichend. „Und er musste ans Telefon.“
„Das muss ein Wink des Schicksals gewesen sein“, meinte Bobbie lächelnd. „Übrigens, hast du Liam schon erzählt, dass du … du weißt schon …“
„Ich habe keine Ahnung, was du meinst“, erwiderte Sam, aber ihre Schwester schüttelte den Kopf.
„Ich meine das mit dem freien Himmel.“
„Ach, das“, antwortete Sam schnell, bevor ihre Schwester noch mehr sagen konnte. Auf keinen Fall durfte Liam erfahren, dass sie als Vierzehnjährige davon geträumt hatte, auf einer Wiese, unter Bäumen oder am Ufer eines Flusses mit ihm zu schlafen. Er durfte nichts davon erfahren, denn in Wirklichkeit waren sie kein Paar. Er liebte sie nicht. Trotz des warnenden Blicks, den Sam ihr zuwarf, drehte Bobbie sich zu Liam und verriet ihm in allen Einzelheiten, was sie sich in ihren geheimsten Träumen ausgemalt hatte.
„Bobbie, das war eine Teenagerfantasie“, zischte Sam und wagte es nicht, Liam anzusehen.
„Das waren deine Gefühle für Liam auch, und was ist daraus geworden?“, wandte Bobbie gnadenlos ein.
Es war schon spät, als das kleine Familientreffen zu Ende ging. Luke und Bobbie brachen als Erste auf, gefolgt von Ruth und Grant.
„Wir reden morgen weiter miteinander“, hatte Bobbie ihrer Schwester versprochen. „Ich weiß, du wirst mit Liam nach Hause fliegen, aber da ihr beide so schnell wie möglich heiraten wollt, werden wir uns ja bald wiedersehen.“
Es war kurz vor Mitternacht, als Sam und Liam zum Fahrstuhl gingen.
„Das Hotel ist nicht mehr ausgebucht“, sagte er zu ihr. „Also habe ich dir ein eigenes Zimmer besorgt.“
Ihr eigenes Zimmer … Sam versuchte eine dankbare Miene zu machen. Bobbie war am Nachmittag kurz nach Hause gefahren und hatte ihr das Notwendigste aus dem Gästezimmer geholt.
Sie hatte sich oft über Liams altmodische Höflichkeit lustig gemacht, aber jetzt fand sie es schön, dass er darauf bestand, sie zu ihrer Zimmertür zu begleiten und sie sogar aufzuschließen. Als sie an ihm vorbeiging, verspürte sie das verrückte Bedürfnis, sich umzudrehen und in seine Arme zu werfen.
Es beunruhigte sie, wie tief ihr Verlangen war. Was war nur los mit ihr? Hatte sie so wenig Rückgrat, dass sie nicht einmal vierundzwanzig Stunden lang Liams Liebhaberin und Verlobte zu spielen brauchte, um diese Rolle zu verinnerlichen und nicht mehr zwischen Illusion und Realität unterscheiden zu können? Sie musste sich zusammenreißen, um ihm nicht zuzuflüstern, dass sie diese Nacht in seinem Schlafzimmer, in seinem Bett, in seinen Armen verbringen wollte. Und das nicht nur, weil sie ein Kind von ihm wollte. Nein, ganz sicher nicht nur deshalb. Was sie wollte, war Liam selbst, das wurde ihr immer klarer.
„Morgen früh rufen wir zu Hause an“, sagte er zu ihr.
Samantha beschränkte sich auf ein Kopfschütteln. Sie wagte nicht einmal, ihn anzusehen, denn wenn er auch nur den kleinsten Versuch machte, sich ihr zu nähern … Sie wusste nicht, wie ihr Körper darauf reagieren würde. Selbst nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, dauerte es einige Sekunden, bis Sam sich wieder rührte.
Ihre Finger zitterten,
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