JULIA FESTIVAL EXTRA Band 06
ähnelten ihren eigenen.
„Wie es aussieht, werden wir wohl hier im Hotel zu Abend essen“, sagte Grant schließlich. „Ich finde, wir sollten einen Tisch reservieren.“
Alle nickten, nur Liam zögerte und sah Sam an. „Du bist so still. Hast du etwas anderes vor?“
Sam wurde warm ums Herz. Liam hatte bemerkt, dass sie sich nicht an dem angeregten Gespräch beteiligt hatte, und jetzt war er so rücksichtsvoll, sie nach ihren Wünschen zu fragen. Es war wie ein Sonnenstrahl, der durch eine dichte Wolkendecke drang und ihr Mut machte. Unbewusst trat sie näher zu ihm und schmiegte sich sogar ein wenig an ihn. Sofort legte er einen Arm um sie, aber nicht einmal das warnte sie davor, wie leichtsinnig sie war und wie schwach sie sich dadurch zeigte. Stattdessen rechtfertigte sie es später damit, dass sie sich im Laufe des Nachmittags an die Rolle der frisch verliebten und verlobten Frau gewöhnt hatte. So sehr, dass seine zärtliche, beschützende Geste ihr ganz natürlich erschienen war.
„Sie sieht mir ganz danach aus“, meinte Bobbie lächelnd. Erst jetzt wurde Sam bewusst, was sie tat. Hastig löste sie sich von Liam. „Nein, nein“, protestierte sie heftig. „Ich halte es für eine gute Idee, hier zu essen.“
„Hört euch das an“, meinte Grant schmunzelnd. „Liam, mir scheint, die Liebe hat bereits eine beruhigende Wirkung auf unsere hitzköpfige Sam. Sie beginnt sogar schon, so etwas wie soziales Taktgefühl zu entwickeln. Vielleicht wird sie doch keine so üble Gouverneursgattin …“
„Zu deiner Information“, begann Sam mit funkelnden Augen, aber Liam brachte sie sofort zum Schweigen, indem er sich vorbeugte und sie kurz auf den Mund küsste.
Ihre Knie wurden weich, was Sam sich allerdings damit erklärte, dass sie nicht genug vom Buffet gegessen hatte. Das Bedürfnis, die Arme um Liam zu schlingen und seinen Kuss wesentlich leidenschaftlicher zu erwidern, war gewaltig, aber sie schaffte es, dem Wunsch zu widerstehen.
„Sie wird eine wunderbare Gouverneursgattin“, versicherte Liam ihrem Großvater, ohne Sams Gesicht aus den Augen zu lassen. „Und zwar die einzige Gattin, die dieser mögliche Gouverneur jemals wollen wird.“
Während alle anderen lachend applaudierten, versuchte Sam ihren Blick von Liam loszureißen, aber es gelang ihr nicht. Es war, als würde sie in der Tiefe seiner Augen ertrinken, als wäre ihr ganzer Körper von seiner Nähe erfüllt. Von seiner Nähe und seiner Wärme. So sehr, dass sie am liebsten hier und jetzt …
Errötend begriff sie, wozu ihr Körper sie drängte. Und schlagartig wurde ihr klar, dass dieses Verlangen nichts, absolut nichts mit dem mütterlichen Wunsch nach einem Kind zu tun hatte.
Was ging mit ihr vor? Wann hatte sie aufgehört, die Rolle der in Liam verliebten Frau zu spielen, und angefangen, sie wirklich zu leben? Seit wann tat sie nicht mehr bloß so, als gäbe es nur ihn für sie? Seit wann erschien es ihr selbstverständlich, dass sie wirklich nur ihn wahrnahm?
Die anderen planten den weiteren Verlauf des Abends, aber Sam beteiligte sich nicht daran, sondern saß stumm und in ihre Gedanken vertieft da.
„Nun seht euch Samantha an“, meinte Grant später am Abend, als Sam nicht nach dem Köder schnappte, den er ihr hingeworfen hatte. „Ich weiß, man sagt, die Liebe verändert einen Menschen, aber …“
Zu Sams Überraschung war es Liam, der ihr zu Hilfe kam. Er schüttelte den Kopf und sah ihren Großvater an. „Samanthas und meine Überzeugungen und Ideale lagen nie so weit auseinander, wie manche Leute glauben. Der einzige Unterschied zwischen uns besteht darin, dass ich sie nicht so nachdrücklich und unverblümt vertrete wie sie …“
Noch während die anderen seine Bemerkung mit einem Lachen quittierten, ergriff Liam Sams linke Hand und küsste den Ringfinger. Es war eine so schlichte, ungekünstelte und liebevolle Geste, dass Sam Tränen in die Augen schossen. Unwillkürlich fragte sie sich, wie es wäre, wenn Liam sie wirklich lieben würde. Bisher hatte sie sich immer nur ausgemalt, wie die Familie aussehen würde, die sie mit dem Mann, den sie liebte, gründen würde. Jetzt erfüllte sie es mit einem ungeahnten Glücksgefühl, dass sie an seiner Seite sicher und geborgen war und wenigstens für eine Weile ihm die Verantwortung für ihre gemeinsame Zukunft überlassen konnte.
Verwirrt sah sie Liam an. Sein Blick war ernst, aber darin lag auch etwas, das sie nicht auf Anhieb deuten konnte. Sie wusste nur, dass
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