JULIA FESTIVAL EXTRA Band 06
Lächeln zuckte um Katies sanften Mund. War sie dazu verdammt, an Männer zu geraten, die eine andere Frau liebten und in ihr nur eine Gespielin für außereheliche Abenteuer sahen? Nicht, dass Gareth an so etwas auch nur denken würde. Dazu liebte er Louise viel zu sehr. Im Gegenteil, er hatte keine Ahnung von dem, was Katie noch immer für ihn empfand.
Manchmal wurde sie den Verdacht nicht los, dass irgendetwas an ihr sie dazu bestimmte, für immer im Schatten anderer zu leben. Ja, sogar im Schatten ihrer Zwillingsschwester.
Sie erinnerte sich nur zu gut an all die hochfliegenden Pläne, die Louise für sie beide geschmiedet hatte. Pläne, von denen Louise alles erreicht hatte, von dem sie träumte, während Katie sie stets loyal dabei unterstützt hatte. Und jetzt? Jetzt hatte Louise einen anderen Menschen, der ihr alles gab: den Mann, den Katie geliebt hatte. Katie selbst dagegen hatte gar nichts.
Draußen am Marktplatz schlug die Uhr des Kirchturms zur vollen Stunde. Rasch schob Katie ihre trübsinnigen Gedanken beiseite. Wenn sie sich nicht beeilte, würde sie zu spät zu dem Termin mit dem Makler kommen.
Sie griff nach ihrer Jacke und eilte zur Tür.
Als Katie eine halbe Stunde später auf dem Besucherparkplatz des Apartmenthauses hielt, war die einzige Person, die dort auf jemanden zu warten schien, ein junges Mädchen. Es lächelte Katie zu, als sie aus dem Wagen stieg, und spontan lächelte Katie zurück. Das Mädchen hatte langes dunkles Haar und graue Augen. Obwohl Katie es noch nie gesehen hatte, kam es ihr irgendwie bekannt vor.
„Hi. Ich warte auf meinen Vater“, sagte das Mädchen. „Jetzt verstehe ich, warum er hier eine Wohnung kaufen will. Mom wird begeistert sein. Wo bleibt er nur?“ Es sah auf die Uhr. „Er hat mich gebeten, um halb fünf hier zu sein. Hat er Sie vielleicht angerufen und gesagt, dass er später kommt?“
Katie wurde klar, dass das Mädchen sie für eine Angestellte des Maklerbüros hielt. Doch bevor sie das Missverständnis aufklären konnte, sprach es weiter. „Dad hat Ihnen bestimmt schon erzählt, dass er bei Aarlston-Becker arbeitet. Er leitet die Forschungsabteilung“, fügte sie nicht ohne Stolz hinzu. „Ich gehe in Manchester zur Schule, und wir haben in Haslewich Verwandte, also … Oh, da ist er ja“, rief sie, als ein großer Mercedes auf den Parkplatz einbog.
Dahinter folgte ein wesentlich kleinerer Wagen, an dessen Steuer der Makler saß. Katie kannte ihn von ihrem ersten Treffen, aber im Moment interessierte sie nur der Mercedes, genauer gesagt, der Mann, der ihn fuhr. Und plötzlich wusste sie auch, warum ihr das Gesicht des Mädchens so bekannt vorgekommen war. Der Mann, der aus der Limousine stieg, war kein anderer als der, der sie an ihrem ersten Arbeitstag fast überfahren hatte.
Sein Gesichtsausdruck verriet, dass auch er sie wiedererkannte, doch bevor Katie ihm die Meinung sagen konnte, eilte der Makler auf sie zu.
„Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, aber da Sie beide das Haus besichtigen wollen, habe ich mir erlaubt, Ihre Termine einfach zusammenzulegen“, sagte er eilfertig.
„ Sie wollen eine der Wohnungen kaufen?“, fragte Katie entgeistert.
Der kühle Blick, mit dem ihre Worte quittiert wurden, ließ keinen Zweifel daran, dass der Mann mit dem Mercedes ebenfalls nicht gerade begeistert war, ausgerechnet sie als Nachbarin zu bekommen. Aber da seine Tochter sich freudestrahlend in seine Arme warf, verkniff er sich die beißende Bemerkung, die ihm ganz offenbar auf der Zunge lag.
Der Makler verbarg seine Verwirrung hinter einem höflichen Lächeln. „Wenn Sie mir bitte folgen wollen.“
„Sie sind also an Wohnung Nummer neun interessiert, Miss Crighton“, vergewisserte er sich, während er die Alarmanlage ausschaltete und ihnen den Vortritt ließ. „Und Sie wollen die Nummer zehn kaufen, Mr. Cooke, ist das richtig?“
Cooke? Dieser Mann, der nicht alt genug aussah, um Vater eines Teenagers zu sein, war also ein Cooke. Neugierig warf Katie einen unauffälligen Blick in seine Richtung und bereute es sofort, als er sie dabei ertappte.
Hastig sah sie wieder fort, aber nicht bevor sie sich davon überzeugt hatte, dass er wirklich wie ein Cooke aussah. Er hatte die äußerst männliche, sogar ein wenig gefährliche Ausstrahlung, die alle Cookes geerbt zu haben schienen.
„Nun ja“, begann der Makler, während er sie zu dem Fahrstuhl führte, der das Obergeschoss bediente. „Ihre Wohnungen sind die beiden einzigen dort oben,
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