JULIA FESTIVAL EXTRA WEIHNACHTSBAND Band 03
auch auf einen grünen Zweig kommen, wenn die Ausgaben ständig ihre Einnahmen überstiegen?
Wären sie erst einmal wieder in London, würde sich alles einrenken. Vielleicht. Aber bis dahin … Sie konnte keine hohe Miete bezahlen und sich auch sonst nicht viel leisten. Krank vor Sorge, suchte Selina nach einer Möglichkeit, um Geld aufzutreiben, ohne dabei Steven Howes Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen. Auf keinen Fall wollte sie von der Gnade dieses Mannes abhängig sein.
3. KAPITEL
Selina glaubte, erst vor wenigen Minuten eingeschlafen zu sein, als die aufgeregte Stimme ihres Schützlings sie weckte.
„Selina! Selina! Schau doch mal!“
Sie gähnte, und während sie die Augen öffnete, umklammerte sie das Federbett, das Robbie ihr mit aller Kraft wegziehen wollte. Es war viel zu hell im Zimmer. Erst nach einem Blick zum Fenster erkannte Selina, warum. Draußen war alles weiß, so weit das Auge reichte.
Sie sprang aus dem Bett und erschauerte, als ihre Füße den kalten Boden berührten. Staunend betrachtete sie die Schneelandschaft. Ein dicker weißer Teppich lag auf dem Dach des Schuppens, tiefe Schneewehen türmten sich am Zaun auf. Sie lief hinüber in Robbies Zimmer und sah auf die Straße. Die Straße? Man konnte beim besten Willen nicht erkennen, wo sie verlief. Lediglich die Telegrafenmasten boten das gleiche Bild wie gestern. Selina blickte hinunter. Ihr Auto war unter einem weißen Hügel begraben, völlig unerreichbar. Und es schneite immer noch.
Schön und schrecklich zugleich. Der Schnee auf der Straße lag so hoch, dass sie nie mit dem Auto durchkommen würde. Umgekehrt dürfte es auch kaum jemand schaffen, ihr Haus zu erreichen, bevor der Räumungsdienst da gewesen war. Und die kleine, abgeschiedene Gemeinde stand auf der Dringlichkeitsliste der Behörden sicher nicht an erster Stelle. Aber Steven Howe hatte sie aufgefordert, heute sein Haus zu verlassen. Wenn es jedoch unmöglich war? Dann mussten sie sich weiter mit ihm herumärgern, keine angenehme Vorstellung. Selina dachte an die Ereignisse des vergangenen Abends und seufzte mutlos.
„Magst du keinen Schnee, Selina?“, fragte Robbie und legte tröstend einen Arm um ihre Beine.
„Doch, doch. Ich finde ihn wundervoll“, antwortete sie betrübt, während sie die völlig veränderte Landschaft betrachtete.
„Darf ich nach draußen gehen? Ja, Selina? Einen Schneemann bauen?“
„Nicht im Schlafanzug, nein“, entgegnete sie streng. Sie blickte zu Robbie hinunter. Was wird wohl aus dir werden, kleiner Mann? fragte sie sich besorgt. Du hast ja keine Ahnung.
Während Robbie vergnügt zum Schrank lief, um seine Sachen herauszuziehen, hing Selina ihren Gedanken nach. Sie hatte heute den Weihnachtsbaum, den Truthahn und die restlichen Geschenke für Robbie besorgen wollen. Aber was nutzt ein Weihnachtsbaum, wenn man kein Zuhause hat, um ihn aufzustellen? dachte sie.
„Gibt es ein Problem?“, fragte Steven von der Tür her, und Selina fuhr erschrocken herum. Musste sich dieser Mann ständig heranschleichen? Er trug einen dicken Pullover und enge Jeans, und er hat sich rasiert, stellte Selina fest. Sein Anblick verwirrte sie noch mehr als am Abend zuvor. Bei Tageslicht waren seine Augen bernsteinfarben, sein Haar sah dunkler aus.
„Ein Problem?“, erwiderte Selina und lachte bitter. „Warum? Ich baue einfach einen Schlitten, um unser Hab und Gut zu transportieren, oder ein Iglo, in dem Robbie und ich wohnen können, bis der Schnee geschmolzen ist.“
Sie wandte ihren Blick wieder zum Fenster, um Steven nicht in die Augen sehen zu müssen. Die Tatsache, dass sie und Robbie hierbleiben mussten, ob es Howe gefiel oder nicht, machte ihr zu schaffen. Ich wäre froh, er würde mich nicht so durcheinanderbringen, dachte sie.
„Mögen Sie keinen Schnee, Selina?“, fragte Steve spöttisch, was bewies, dass er ihre Unterhaltung mit Robbie belauscht hatte.
„Natürlich mag ich Schnee“, entgegnete sie leise und schaute Steven nervös über die Schulter hinweg an. „Ein atemberaubender Anblick. Ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen. Und falls Sie nicht wirklich von mir verlangen, ein Iglo zu bauen oder in den Schuppen zu ziehen, dann wissen Sie ja wohl, was das bedeutet?“
„Oh ja, Selina. Mir ist völlig klar, was das heißt.“ Lässig lehnte er sich an den Türrahmen. „Wenn wir einmal von dem Iglo und dem Schuppen absehen, so bedeutet das, Sie haben entweder einen langen Fußweg nach Rye vor sich, um ein Hotelzimmer zu
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