JULIA FESTIVAL EXTRA WEIHNACHTSBAND Band 03
holen.
Selina wusste so gut wie nichts über Steven Howe, außer dass er sie ständig aus der Fassung brachte. Hatte er eine eigene Familie? Was war er von Beruf? Bepackt mit Bettzeug, ging sie ins Wohnzimmer zurück und begann, das Sofa herzurichten. Sie spürte, dass Steven jede ihrer Bewegungen beobachtete, und strich nervös die Bettdecke glatt. Schließlich richtete Selina sich auf und blickte ihn herausfordernd an. Die Arme verschränkt, lehnte er an der Wand und ließ Selina nicht aus den Augen. Sein markantes Gesicht hatte einen nachdenklichen Ausdruck.
„Sind Sie verheiratet?“, fragte sie unverblümt. „Könnte die Tatsache, dass Sie einen Sohn haben, zu Problemen führen?“
„Nein.“
„Haben Sie auch keine Verlobte?“
„Nein, Miss Martin … lediglich eine lockere Beziehung. Welch ein Glück, nicht wahr?“, fragte er feindselig.
„Ja.“
„Bei Ihnen sieht es wohl ähnlich aus“, fuhr er fort.
Einen spöttischen Unterton in der Stimme glaubte Selina herauszuhören. „Ja“, erwiderte sie einsilbig.
„Also, wer ist Paul Mason? Jemand, der Sie nur ohne Robbie wollte?“
Selina weigerte sich zu antworten und hatte nichts Wichtigeres zu tun, als die Staubflocken von ihrem Sweatshirt zu entfernen. „Wenn Sie irgendetwas brauchen“, meinte sie betont sachlich, „bedienen Sie sich bitte selbst. Ich werde Sie jetzt allein lassen.“
Als Selina an ihm vorüberging, packte Steve sie energisch am Arm. „In Ihren Augen tanzen kleine braune Punkte“, bemerkte er leise.
Sie wandte sich ab.
Sanft umfasste er ihr Kinn, drehte ihren Kopf herum und flüsterte: „Selina.“
„Bitte lassen Sie mich gehen“, bat sie kaum hörbar. Das Funkeln in seinen Augen, der eiserne Griff seiner Finger, unter dem ihre Haut fast zu verbrennen schien, waren ihr unheimlich. Plötzlich hatte sie wieder Angst vor diesem Mann. Weit beunruhigender war allerdings die Tatsache, dass er sie immer mehr verwirrte.
„Hat er das zu Ihnen gesagt?“, fragte Steven kühl. „Bitte lass mich gehen? Wie töricht, etwas so Kostbares aufzugeben.“
Selina schaute ihn überrascht an und errötete. Ein wohliges Gefühl der Wärme durchströmte ihren Körper, als sie seinem Blick begegnete.
„Haut wie Samt, sagt man das nicht so? Augen wie Smaragde und das Haar wie Kupfer.“
Steven stieß sie unvermittelt weg. „Gute Nacht, Selina. Wir reden morgen weiter.“ Er verbeugte sich spöttisch und ging durchs Zimmer, um ihr die Tür aufzuhalten.
Selina presste die Lippen zusammen und verließ hastig das Wohnzimmer. Mit welchem Recht benahm sich Steven Howe ihr gegenüber so verächtlich? Es gibt sicher ein Dutzend Gründe, warum Paul nicht gekommen ist, dachte sie, während sie die Treppe hinauflief. Vielleicht war er im Stau stecken geblieben, oder die Züge fuhren nicht. Aber Steven Howe hatte es doch geschafft.
Wütend, weil sie sich über das Gerede dieses arroganten Mannes auch noch Gedanken machte, eilte sie in ihr Schlafzimmer. Da das Haus keine Heizung hatte, war der Raum eiskalt. Selina zog sich rasch aus und verschwand im Bad, voller Angst, Steven könnte hereinkommen, bevor sie sicher im Bett lag.
Nachdem sie sich eilig gewaschen hatte, ging sie zurück in ihr Zimmer, streifte ihr Nachthemd über und kuschelte sich zitternd vor Kälte in das Laken. Sie zog das Federbett bis zum Kinn hoch und schaute zum Fenster, auf dem sich weiche Schneeflocken niedergelassen hatten. Steven Howe. Der Name ging ihr nicht mehr aus dem Sinn. Robbies Vater. Ohne dass sie es wollte, stiegen immer wieder Bilder von diesem muskulösen, braungebrannten Mann und Julie vor ihr auf. Sie sah ihn höhnisch grinsen, sah, wie er Julie küsste, sie berührte …
Wütend warf Selina sich herum und schlug mit der Faust auf das Kopfkissen. Wie hatte Julie das nur zulassen können? Ganz einfach, flüsterte eine innere Stimme. Was auch immer er sonst sein mag, er ist von Kopf bis Fuß ein Mann. Ein äußerst attraktiver Mann.
Aber eins wusste Selina bestimmt, sie würde ihm niemals erlauben, ihr Leben durcheinanderzubringen und sich in Robbies Erziehung einzumischen. Dazu hatte er kein Recht. Sie war Robbies Vormund, liebte ihn wie ihren eigenen Sohn, und Steven Howe brachte sie auf keinen Fall auseinander. Dagegen würde sie sich mit Händen und Füßen wehren!
Aber wie sollte es weitergehen? Im Gegensatz zu dem, was sie Steven erzählt hatte, war ihre finanzielle Lage alles andere als rosig. Die Bank wurde bereits ungeduldig. Wie sollte sie
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