JULIA FESTIVAL EXTRA WEIHNACHTSBAND Band 03
schien. „Ach komm, Selina“, fuhr er fort. „Wo bleibt deine Abenteuerlust? So schlimm wird es nicht werden. Ich verspreche, dich nicht zu schlagen.“
„Das klingt ja schon mal sehr verlockend“, meinte sie spöttisch.
„Ich verspreche, dich zu ehren und dir zu gehorchen.“
„So siehst du auch aus“, zog sie ihn auf. „Ich wette, du hast in deinem ganzen Leben niemandem gehorcht!“
„Nur Nathan“, gab Steven schelmisch lächelnd zu. „Aber einige deiner Aufforderungen würde ich sehr gern befolgen“, deutete er vielsagend an und lachte, als Selina errötete.
„Aber angenommen …“
„Angenommen, angenommen. Such doch nicht ständig nach neuen Einwänden! Warum siehst du nicht mal die guten Seiten?“
„Weil ich eben einige Bedenken habe!“, erwiderte Selina barsch. „Ich bin offenbar nicht so risikofreudig wie du. Nein, so war es nicht gemeint!“, rief sie aus, als Steven einen verächtlichen Laut ausstieß. „Nur, du wirkst so voller Energie und Tatendrang. Und ich bin eher ruhiger. Es dauert seine Zeit, bis ich das Für und Wider abgewogen habe.“
„Ich werd’s mir merken“, entgegnete Steven trocken, „wenn wir verheiratet sind. Aber ich glaube, du weißt gar nicht, was in dir steckt, Selina. Wahrscheinlich hattest du nie die Chance, das herauszufinden. Grüne Augen und rote Haare deuten im Allgemeinen nicht auf ein ruhiges Wesen hin.“
„Meine Haare sind nicht rot!“
„Rötlich“, verbesserte sich Steven schmunzelnd. Er fuhr Selina mit den Fingern durch das dichte, schimmernde Haar und wiederholte zärtlich: „Rötlich. Sag Ja.“
„Nein.“
„Ja“, forderte er sanft.
„Dräng mich nicht.“
„Was dann?“
Nachdenklich neigte Selina den Kopf und sah Steven argwöhnisch an. „Falls“, begann sie vorsichtig, „und ich sage nur, falls“, fügte sie hastig hinzu, „falls wir uns wenigstens die Zeit nehmen könnten, uns besser kennenzulernen, bevor … nun, bevor …“
„Bevor wir unseren ehelichen Pflichten nachkommen?“, zog Steven sie auf.
„Ja.“
„Wenn das deine Bedingung ist.“
„Ja, ist es!“
„Einverstanden.“
„Und du bist überzeugt, dass wir das Richtige tun? Für Robbie?“
„Ja, Selina“, bestätigte Steven weich. „Es scheint fast sicher, dass ich sein Vater bin. Wir haben die gleiche Blutgruppe.“
„Du hast dich untersuchen lassen?“
„Ja. Und sobald die Anfangsschwierigkeiten erst einmal überwunden sind, können wir vielleicht die Flitterwochen nachholen und uns richtig kennenlernen, vorausgesetzt, Barbara und David kümmern sich so lange um Robbie.“
Selina blickte Steven nachdenklich an und fand es mit einem Mal merkwürdig schwer, weitere Einwände vorzubringen. Außerdem, wenn Steven wirklich Robbies Vater war, wäre es unfair, ihn abzuweisen. „In Ordnung, vielleicht. Ich habe nicht Ja gesagt!“, erinnerte sie Steven nachdrücklich, als ein freudiges Lächeln sein Gesicht erhellte. „Ich sagte vielleicht!“
Die Hochzeit fand am nächsten Vormittag um elf Uhr statt. Steven trug einen dunkelgrauen Anzug, der ihn fremd und streng aussehen ließ, während Selina in ihrem Kostüm im Marinestil und der weißen Seidenbluse äußerst elegant wirkte. Bei der Zeremonie antwortete sie völlig geistesabwesend, so als wäre sie eine Aufziehpuppe, die mechanisch ihren Text herunterspult.
Zu Mittag aßen sie zusammen mit ihren Trauzeugen David und Barbara, in einem nahe liegenden Hotel. Anschließend fuhren Barbara und David nach Hause, während Selina und Steven Robbie im Krankenhaus besuchten, bevor sie sich ebenfalls auf den Heimweg machten.
Während Steven den Wagen in der Einfahrt parkte, betrachtete Selina sein Gesicht. Er schien ebenso benommen zu sein wie sie selbst. Nervös spielte sie mit dem ungewohnten goldenen Ring am Finger, fragte sich, was wohl als Nächstes passieren würde – und erhielt die Antwort, noch bevor sie den Gedanken zu Ende gedacht hatte.
Steven stieg aus, kam herum, öffnete die Autotür, hob Selina hoch und nahm sie auf die Arme.
„Was tust du da?“, rief sie erschrocken aus.
„Ich trage dich über die Schwelle“, antwortete er trocken. „Hast du den Schlüssel?“
Unsicher kramte Selina ihn hervor und schloss umständlich auf. Vergeblich versuchte sie, sich Steven zu entwinden, als er hinter sich die Tür mit dem Fuß zuschlug und Selina die schmale Treppe hinauftrug.
„Nein! Steven, lass mich runter! Steven!“
Er sah sie schalkhaft an, brachte sie in ihr Zimmer und
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