JULIA FESTIVAL EXTRA WEIHNACHTSBAND Band 03
dem Liebesspiel hin. Er war ihr Ehemann, vielleicht konnte sie ihn lehren, sie zu lieben.
9. KAPITEL
Etwas später als geplant kamen Steven und Selina zum Krankenhaus. Stevens Appetit war in der Tat nicht zu verachten, und Selina hatte entdeckt, dass sie ihm in nichts nachstand. Während sie Hand in Hand zu Robbies Zimmer gingen, lächelte sie zufrieden. Vielleicht würde alles nur halb so schlimm werden. Denn Leidenschaft bestimmte ihre Beziehung.
Sie warf Steven einen verstohlenen Blick zu und sah, dass er sie beobachtete. Verlegen ließ sie seine Hand los und ging hinein zu Robbie.
Robbie saß im Bett, verschiedene Spielsachen um sich herum verstreut. Eine Lernschwester half ihm gerade dabei, ein Puzzle zusammenzusetzen.
Er blickte auf und begrüßte Selina mit einem strahlenden Lächeln, das sie zutiefst rührte.
„Hallo“, sagte sie. „Es geht dir anscheinend viel besser als gestern.“
„Ja. Und morgen darf ich nach Hause.“
„Wirklich?“ Fragend blickte Selina zur Schwester hinüber, die jetzt zustimmend nickte. „Wunderbar. Ohne dich habe ich mich richtig einsam gefühlt.“
Mit typisch männlicher Arroganz überhörte Robbie Selinas Bemerkung und wandte sich Steven zu. „Hallo, Steven.“
„Hallo, kleiner Mann.“ Steven schmunzelte und lehnte sich über das Bettgitter, um ein Teil in Robbies Puzzle einzusetzen.
Sie blieben noch eine gute Stunde, spielten mit Robbie, hörten ihm zu und beantworteten seine Fragen, bis die Schwester sie schließlich hinausschickte, da Robbie schlafen musste.
„Sie können ihn morgen gegen elf Uhr wieder abholen, nach der Visite.“
Auf dem Weg zum Auto schwieg Selina nachdenklich. Wie vergnügt Robbie in Stevens Gesellschaft gewesen war. Steven konnte ausgezeichnet mit dem Jungen umgehen, und Robbie schien lieber mit ihm zusammen zu sein als mit ihr. Bisher war sie der Mittelpunkt in Robbies Leben gewesen, und jetzt musste sie ihn mit jemand teilen. Sie verspürte ein wenig Eifersucht.
„Na, was quält dich denn so?“, erkundigte sich Steven und hielt Selina die Autotür auf. „Hast du Angst, Robbie zu sagen, dass wir verheiratet sind?“
„Nein, eigentlich nicht. Er mag dich …“
„Aha.“
„Was soll das denn heißen?“, fragte sie verärgert und stieg ein.
„Das weißt du ganz genau“, erwiderte Steven weich. Er setzte sich hinter das Steuer und sah Selina prüfend an. „Und du machst dich nur lächerlich.“
Sie wandte sich ihm zu. Plötzlich schämte sie sich wegen ihrer Eifersucht. „Du hast recht“, gab sie zu. „In den letzten Tagen habe ich viele neue Seiten an mir entdeckt – auch weniger gute.“
„Die meisten sind allerdings nicht zu verachten“, meinte er schmunzelnd. „Ich habe nie behauptet, es gäbe keine Schwierigkeiten, Selina. Wir müssen uns alle umstellen.“
„Sicher. Aber erst jetzt wird mir langsam klar, was unsere Ehe eigentlich bedeutet. Bisher war ich gewohnt, meine eigenen Entscheidungen zu treffen, und ich weiß nicht, ob ich deine immer so einfach hinnehmen kann.“
„Ich verstehe“, entgegnete er knapp und startete den Wagen.
Zu Hause machte Steven Feuer im Kamin, und Selina stellte in der Küche einen Kessel mit Wasser auf. Die Unterhaltung vor dem Krankenhaus ging ihr nicht aus dem Kopf. Seufzend kreuzte sie die Arme vor der Brust und sah gedankenverloren in die Dunkelheit hinaus, während sie versuchte, sich das Leben mit Steven auszumalen.
Sie musste Einschränkungen in Kauf nehmen, konnte nicht mehr tun und lassen, was sie wollte. Steven dagegen würde wohl kaum zurückstecken, jedenfalls nicht, wenn es darum ging, sich ihren Wünschen unterzuordnen. Außerdem erwartete er sicher, dass sie alle Entscheidungen mit ihm absprach. Und plötzlich kamen ihr neue Zweifel.
Mit unbewegter Miene betrachtete sie Stevens Spiegelbild, das neben ihrem in der Fensterscheibe aufgetaucht war.
„Bereust du deinen schnellen Entschluss?“, fragte Steven leise und legte ihr zärtlich die Hände auf die Schultern.
„Ich weiß nicht“, flüsterte Selina, und wie immer überlief sie bei seiner Berührung ein leichter Schauer. „Aber irgendetwas scheint nicht zu stimmen. Normalerweise heiraten Menschen, weil sie sich lieben, für immer zusammenbleiben möchten, Kinder haben wollen …“
„Denkst du, ich bin gegen Kinder?“, fragte er, und sein Atem strich über Selinas Nacken, machte ihr Stevens Nähe erneut bewusst.
„Ist es denn nicht so?“
„Nein. Darüber habe ich mir zwar noch keine
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