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JULIA FESTIVAL EXTRA WEIHNACHTSBAND Band 03

JULIA FESTIVAL EXTRA WEIHNACHTSBAND Band 03

Titel: JULIA FESTIVAL EXTRA WEIHNACHTSBAND Band 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EMMA DARCY EMMA RICHMOND LUCY GORDON
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Gewissen.
    „Oh Selina. Es ist erst drei Monate her. Kein Wunder, dass du so niedergeschlagen bist. Los, leg die Bücher zur Seite und komm mit nach unten …“
    „Sei nicht so nett zu mir“, flüsterte Selina. „Du verstehst nichts.“
    „Natürlich verstehe ich! Du bist völlig aufgelöst! Julie war deine Freundin …“
    „Nein!“ Selina schluchzte kurz auf und drängte sich an Steven vorbei. Ohne zu sehen, wo sie hinlief, fiel sie fast die Treppe hinunter. Unten angekommen, riss Selina die Hintertür auf und warf die Bücher auf den Stapel neben der Mülltonne. Soll ich ihm die Wahrheit sagen? überlegte Selina. Nein, ich kann nicht!

    Die nächsten Stunden waren ein einziger Albtraum. Geplagt von furchtbaren Gewissensbissen erledigte Selina mechanisch ihre Arbeiten. Sie machte Tee, den sie jedoch nicht trank, begann mit den Vorbereitungen fürs Essen und hörte dann wieder auf.
    „Selina! Würdest du dich bitte hinsetzen? Hör Radio, oder lies ein Buch …“
    „Ich muss raus“, entgegnete Selina knapp und blickte Steven an, als sähe sie ihn zum ersten Mal.
    „Dann geh eben raus!“, antwortete er ungehalten. „Aber sieh zu, dass du dich wieder im Griff hast, ehe Robbie nach Hause kommt!“
    „Ja.“ Selina schnappte sich Jacke und Autoschlüssel, ging hinaus zum Auto und fuhr los. Feigling, dachte sie, geh zurück, und sag’s ihm, bevor er es selbst herausfindet. Nein. Morgen würde sie ihm alles erklären, wenn sie ruhiger war und sich überlegt hatte, wie sie ihm die Wahrheit beibringen sollte. Jetzt war sie zu aufgeregt. Und wenn er dann Bescheid wusste, würde er sie verlassen. Selina hielt am Straßenrand an, legte die Arme aufs Lenkrad und weinte.
    Als Selina wieder zu Hause ankam, war es bereits nach sieben.
    „Ich habe Robbie gebadet und ins Bett gesteckt“, sagte Steven ruhig. „Er schläft schon. Fühlst du dich jetzt besser?“
    „Ja“, flüsterte sie. „Danke. Tut mir leid, dass ich so …“
    „Ist schon in Ordnung.“
    Sag es ihm jetzt, Selina! regte sich schon wieder ihr Gewissen.
    „Soll ich den Tisch decken?“, fragte sie teilnahmslos.
    „Für mich nicht. Ich glaube, ich gehe noch ein Bier trinken und esse später irgendeine Kleinigkeit.“
    „Ja, gut“, meinte Selina leise. „Steven, ich … ich werde mich heute früh schlafen legen.“
    „Natürlich.“ Er blickte sie forschend an, bevor er nach draußen verschwand.

    Kurz nach zehn kehrte Steven zurück. Selina war schon im Bett und stellte sich schlafend, als er ins Zimmer kam. Wahrscheinlich wusste er genau, dass sie noch wach war, aber zu ihrer Erleichterung sagte er kein Wort. Er zog sich im Dunkeln leise aus, schlich ins Bad und legte sich dann ins Bett, so weit wie möglich von ihr entfernt.
    Selina hatte Steven den Rücken zugewandt. Sie blickte zur Wand, und ab und zu lief ihr eine Träne übers Gesicht. An seiner Atmung merkte sie, dass auch er nicht schlief. Jetzt könnte sie ihm alles erzählen, im Dunkeln, ohne ihn ansehen zu müssen – und morgen früh würde er sie verlassen.

10. KAPITEL
    Als Selina am nächsten Morgen aufwachte, war Steven schon aufgestanden. Heute musste sie ihm die Wahrheit sagen. Er hatte die Verantwortung auf sich genommen, weil er sich dazu verpflichtet fühlte. Und es wäre unfair, das auch weiterhin von ihm zu verlangen, jetzt, da feststand, dass er nicht Robbies Vater war. Sehr edel, verspottete Selina sich selbst.
    Nachdem sie sich gewaschen und angezogen hatte, ging sie hinunter und blieb an der Küchentür stehen, um die beiden zu beobachten. Steven saß Robbie gegenüber. Ein Spielzeugauto in der Hand, erklärte er dem Jungen irgendetwas, und der hörte gespannt zu.
    Sie mochten sich, verstanden sich ausgezeichnet. Durfte sie das alles zerstören? Steven bedeutete ihr inzwischen genauso viel wie Robbie. In gewisser Weise sogar mehr – und wenn sie ihm jetzt die Wahrheit sagte, würde er sie verlassen. Möglicherweise sogar erleichtert? Das könnte sie sicher nicht ertragen. Wäre es nicht die schnellste, sauberste und einfachste Lösung, ihm zu sagen, er müsse gehen? Würde das die Schmerzen lindern?
    „Fühlst du dich besser?“, fragte Steven leise, nachdem er Selina bemerkt hatte.
    „Ja.“ Sie sah ihn prüfend an, suchte nach einer Spur von Wärme, einem Zeichen von Liebe in seinem Gesicht und lächelte schließlich traurig. „Ist noch Tee in der Kanne?“
    Er nickte und Selina ging hinüber, um sich eine Tasse einzuschenken. Als sie an Robbie vorbeikam,

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