JULIA FESTIVAL EXTRA WEIHNACHTSBAND Band 03
zu putzen. Diese Aussicht beflügelte nicht unbedingt ihre Schritte, noch hob es ihre Stimmung.
Nachdem sie als Mrs. B.’s Vertretung in dieser Woche bereits drei Häuser sauber gemacht hatte, war sie zu dem Schluss gekommen, dass diese Arbeit nicht sehr befriedigend war und als Anfang einer zweiten Karriere nicht in Frage kam. Der Geruch von Möbelpolitur und Toilettenreiniger gab ihr nicht das gleiche Hochgefühl wie der Duft eines perfekt zubereiteten Soufflés.
Die Wahrheit war, dass sie einfach nicht wusste, was sie mit dem Rest ihres Lebens anfangen sollte. Seit dem unangenehmen Zwischenfall mit Julio hatte sie sogar ihren Traum von einem eigenen kleinen Restaurant begraben. Vielleicht würde sie irgendwann über den Schock hinwegkommen und ihre Enttäuschung überwinden. Im Moment glaubte Dani jedoch nicht daran.
Sie war vielmehr fest davon überzeugt, dass die nächste Katastrophe bereits auf sie wartete. Aller „guten“ Ding waren drei – so war es immer. Dani schlüpfte in ihre bequemen Turnschuhe, seufzte tief und wollte gerade ins Badezimmer gehen, da klingelte das Telefon.
Ohne Böses zu ahnen, eilte Dani zurück und nahm den Hörer ab. Sie lächelte sogar, als sie die Stimme ihrer Mutter hörte.
„Hoffentlich habe ich dich nicht geweckt, Liebes.“
Dani hatte ihren Eltern noch nicht erzählt, dass sie nun nicht mehr bis spät in die Nacht arbeiten musste. Der Gedanke war ihr unerträglich, ihnen sagen zu müssen, dass sie ihren Job verloren hatte. Und schon gar nicht preisgeben wollte sie, wie es dazu gekommen war. Ihre Eltern waren von Anfang an mit ihrer Berufswahl nicht einverstanden gewesen. Sie zwang sich, fröhlich zu klingen.
„Nein, Mom, ich bin schon aufgestanden. Was gibt’s?“
„Weihnachten steht vor der Tür, Dani. Es sind nur noch zwei Wochen bis dahin. Nicole hat angerufen, um zu sagen, dass sie ihren neuen Freund mitbringt.“
Dani verzog das Gesicht. Ihre wunderschöne, kluge ältere Schwester hatte immer einen großartigen Verehrer im Schlepptau als Vorzeigeobjekt für ihren ungeheuren Erfolg bei begehrenswerten Männern. Sie schaffte es immer wieder, ihrer jüngeren Schwester das Gefühl zu geben, nur zweite Wahl im Wettbewerb um Männer zu sein.
„Und nun hätte ich gern gewusst, ob du dieses Jahr auch jemanden mitbringen wirst.“
In den vergangenen Jahren hatte Dani ab und zu Kollegen mitgebracht, deren Familien zu weit weg wohnten, als dass sie die Feiertage mit ihnen verbringen konnten. Nicole nannte diese Freunde immer spöttisch Danis „lahmen Haufen“. Durch die ganze Geschichte mit ihrem Job hatte Dani jedoch keinen Kontakt mehr zu ihren Freunden und Bekannten. Ausgenommen ihre Nachbarin Mrs. B.
„Bis jetzt wüsste ich niemanden“, antwortete Dani. „Ich werde dir aber früh genug Bescheid sagen, wenn das der Fall sein wird, Mom.“
„Danke, Liebes. Hat Nicole dir schon die guten Neuigkeiten erzählt?“ Stolz und Freude schwangen in ihrer Stimme mit.
Dani seufzte. Die perfekte Tochter hatte sich zweifellos wieder durch irgendetwas hervorgetan. „Nein, wir haben in der letzten Zeit nicht miteinander gesprochen. Was gibt es Neues?“
„Sie ist befördert worden. Das bedeutet eine große Gehaltserhöhung. Sie sagt, dass sie jetzt die Anzahlung für ihr hübsches Apartment leisten könne. Ist das nicht wunderbar?“
„Ja. Wunderbar“, wiederholte Dani schwach. Die dritte Katastrophe, deren Herannahen ihr die ganze Zeit im Kopf herumgespukt war, nahm plötzlich Gestalt an. Weihnachten. Nur noch zwei Wochen. Unausweichlich rückte der Tag näher, und zweifellos würde er die Serie der Katastrophen vervollständigen.
Während ihre Mutter von der Familie zu erzählen fortfuhr, malte Dani sich niedergeschlagen aus, was sie zu Hause während der Feiertage erwarten würde. Nachdem ihre eigene Karriere ein jähes Ende gefunden hatte – es war unmöglich, das ewig zu verheimlichen –, würde Nicole ihren großen Tag als perfekte Tochter haben.
Wie bei einer Filmvorschau begannen sich die Bilder dieser Szene vor Danis innerem Auge abzuspielen.
Dad würde missbilligend dreinschauen. Wo war ihr, Danis, Ehrgeiz geblieben?
Nicole würde zuckersüß anmerken, dass Dani nicht nur unfähig sei, ihren Job zu behalten, sondern auch nicht einmal in der Lage sei, einen Mann zu finden und diesen zu behalten. Natürlich war es für Nicole selbst kein Problem, beides zu haben. Und sie würde die Gelegenheit nutzen, dies besonders hervorzuheben, und damit in
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