JULIA FESTIVAL EXTRA WEIHNACHTSBAND Band 03
geglaubt, dass es so etwas gibt. Falls lieben jedoch bedeutet, dass man sich um jemanden sorgt, ihn gern hat und denjenigen, den man für seinen Rivalen hält, umbringen möchte … Wenn Liebe der Wunsch ist, nachts den anderen im Arm zu halten … Weshalb wolltest du eigentlich, dass ich bleibe, Selina? Was hast du dir von mir erhofft?“
Sie sah ihn flüchtig an, ehe sie wieder auf ihre Hände blickte. Er hatte nicht gesagt, dass er sie liebte, trotz der vielen Worte. Dennoch, sie durfte die Wahrheit nicht länger verschweigen. Sie atmete tief durch, um sich Mut zu machen, verschränkte die Hände im Schoß und schaute Steven fest an. „Dass du mich liebst“, gestand sie.
Steven blickte Selina tief in die Augen, seine Miene war ernst, als er leise fragte: „Warum?“
„Weil ich dich liebe. Und weil es wehtut, nicht wiedergeliebt zu werden. Ich wollte es dir sagen, aber ich konnte nicht.“
„Ach, Selina!“, sagte Steven und seufzte. Ein zärtliches Lächeln spielte um seine Mundwinkel. Er griff über den Tisch hinweg nach ihrer Hand. „Was tust du also? Du klopfst in aller Frühe an meine Tür und stürmst rasend vor Wut herein. Ich bin verkatert, sehe entsetzlich aus und hätte dich am liebsten erwürgt. Eigentlich wollte ich heute Morgen aufstehen, duschen, mich rasieren, meinen besten Anzug anziehen, einen riesigen Strauß roter Rosen kaufen, zu dir fahren und dich fragen, ob du mich wiederhaben willst. Willst du?“
„Ja“, antwortete Selina ohne Umschweife, und ein strahlendes Lächeln erhellte langsam Stevens Gesicht. Trotz der Stoppeln am Kinn, den Schatten unter den Augen, dem zerzausten Haar, war dies das schönste Lächeln, das Selina je gesehen hatte. Sie lächelte zurück und drückte Stevens Hand.
„Sitzt du nicht etwas zu weit von mir weg?“, fragte er zärtlich.
„Doch.“ Selina stand auf. Ohne seine Hand loszulassen, ging sie zu Steven und blieb vor ihm stehen. „Du siehst schrecklich aus“, sagte sie weich.
„Ich fühle mich auch schrecklich“, gestand Steven, „und ich war nie glücklicher.“
Während sie ihn anblickte, fuhr sie ihm durchs Haar und strich ihm über die Wangen. „Du solltest dich rasieren.“
„Und duschen und die Zähne putzen …“
„Und deinen Fuß verarzten lassen. Ich hole dir Pflaster aus dem Verbandskasten in meinem Auto.“
Immer noch strahlend, hob Steven Selinas Hand und küsste sie auf die Innenseite. „Ich gehe nach oben, um mich wieder in einen Menschen zu verwandeln. Bringst du mir das Pflaster?“
Selina konnte nur nicken, denn plötzlich war ihr die Kehle wie zugeschnürt, und eine wunderbare Wärme durchströmte ihren Körper. Sie zog ihre Hand zurück und machte sich auf den Weg zum Auto.
Nach wenigen Minuten war Selina mit dem Pflaster zurück. Sie stieg langsam die Treppe hinauf und ging dem Geräusch des fließenden Wassers nach. Obwohl die Duschtür beschlagen war, konnte sie Stevens Umrisse deutlich erkennen. An den Türrahmen gelehnt, betrachtete sie Steven voller Verlangen. Als er schließlich herauskam, sah sie ihn unverwandt an.
Steven verharrte reglos und erwiderte ihren Blick. „Oh Selina“, sagte er, „du hast einen so sehnsüchtigen Ausdruck in den Augen.“
„Ja“, flüsterte sie.
Ein Schauer überlief ihn. Er senkte die Lider, holte tief Luft und griff nach einem Handtuch. Das Wasser aus den nassen Haaren rann ihm langsam übers Gesicht, während er versuchte, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten. Er atmete noch einmal tief durch, hob die Lider wieder und schlang das Handtuch um die Hüften. „Ich will mich nur noch rasieren“, sagte er mit belegter Stimme und ging hinüber zum Waschbecken.
Da Selina sich weder rührte noch antwortete, legte Steven die Hände auf den Rand des blassgrünen Porzellanbeckens und senkte den Kopf. „Schau mich nicht so an, Selina“, bat er stöhnend. „Bitte.“
Als Selina sich nun zum Gehen wandte, sah sie noch die Blutspuren auf dem Boden und erinnerte sich an das Pflaster in ihrer Hand. „Am besten verarztest du zuerst deinen Fuß“, schlug sie vor. „Ich lege das Pflaster auf die Badewanne.“
Selina ging in das Schlafzimmer neben dem Bad und blickte aus dem Fenster, ohne jedoch irgendetwas draußen wahrzunehmen. Alles, was sie vor sich sah, war Steven. In Gedanken berührte sie seinen athletischen, sonnengebräunten Körper, spürte die kräftigen Rückenmuskeln, die Hüften … Leise stöhnend drückte Selina die Hände auf den Bauch, denn plötzlich
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