JULIA FESTIVAL EXTRA WEIHNACHTSBAND Band 03
Nase herumgeführt und für dumm verkauft hat. Du bist voll auf deine Kosten gekommen, nicht wahr?“
„Nein, nein … und ich habe dich nicht für dumm verkauft.“
Er blickte sie nur finster an und widmete sich dann wieder seinem Fuß. „Es blutet immer noch“, sagte er missmutig.
Seufzend stand Selina auf, riss einige Blätter von der Rolle ab und feuchtete die Tücher unterm Wasserhahn an. Dann ging sie zu Steven, schob seine Hand beiseite und wechselte den provisorischen Verband. „Halt das fest.“ Die blutigen Tücher warf sie in den Abfalleimer.
„Die Wunde muss bestimmt genäht werden.“
„Bestimmt“, versicherte Selina, während sie sich hinsetzte.
Steven warf Selina einen kurzen Blick zu, und sie bemerkte ein amüsiertes Aufleuchten in seinen Augen, das aber sofort wieder verschwand.
„Hast du wirklich all diese Dinge geglaubt, die du mir vorgeworfen hast?“, fragte sie.
„Vielleicht.“
„Steven!“
Er dachte einen Moment lang nach. „Als ich sie sagte, schon.“
„Und jetzt?“
„Keine Ahnung. Ich hatte Zeit, mir das Ganze durch den Kopf gehen zu lassen. Das war gestern ein Schock für mich, Selina. Du konntest eine Nacht darüber schlafen, aber mir blieb kaum eine Stunde, um das Buch zu lesen und alles zu verarbeiten. Ich fühlte mich gedemütigt.“
„Gedemütigt?“, fragte Selina verwundert. „Wieso?“
„Ach, ich weiß nicht“, entgegnete Steven ausweichend, während er betont eifrig das Blut von seinem Fuß abtupfte.
„Doch, du weißt es. Also raus damit.“
Er seufzte und lehnte sich zurück. „Julie suchte ein Zuhause und wollte eine sichere Zukunft für ihren Sohn. Anscheinend dachte sie, ich würde als Vater und Ehemann einspringen. Du hast mich nur wegen Robbie geheiratet …“
„Du wolltest wegen Robbie unbedingt heiraten, nicht ich!“
„Ja, ich weiß“, erklärte Steven gereizt. „Zu dem Zeitpunkt hatte ich allerdings noch keine Ahnung, dass ich benutzt wurde. Ich glaubte, es sei alles Zufall, und dich zu heiraten, hielt ich für eine noble Geste – ein großes Opfer.“
Steven verzog den Mund zu einem bitteren Lächeln und sah Selina an. „Aber das war reine Selbsttäuschung, Selina. Robbie, so redete ich mir ein, ist mein Sohn, ich muss mich um ihn kümmern. Gestern Abend saß ich dann hier, habe über mich nachgedacht – mit Hilfe der Flasche – und mich gefragt, ob ich dich auch geheiratet hätte, wenn du unscheinbar und reizlos gewesen wärst. Nein, natürlich nicht. Also wo war das Opfer? Wärst du nicht so attraktiv, dann hätte ich finanzielle Vorkehrungen getroffen und mich aus dem Staub gemacht.“
Steven blickte Selina gedankenverloren an und schwieg einen Moment, bevor er fortfuhr: „Ich wusste nicht einmal, weshalb mich die Blicke störten, die du David zuwarfst, und redete mir ein, es sei verletzter Stolz, weil du ihn mir vorgezogen hast. Aber das stimmte natürlich nicht. Da war ich nun zu dieser noblen Geste bereit gewesen, und niemand schien das zu würdigen. Ich wollte Lob, Dank und benahm mich wie ein trotziges Kind“, fügte er kleinlaut hinzu.
„Und dann, letzte Nacht, fragte ich mich, warum ich überhaupt so wütend war. Eigentlich hätte ich froh sein müssen, dich und Robbie los zu sein. Aber ich war nicht froh“, sagte er leise, den Blick auf den verletzten Fuß gerichtet. „Ich wollte dich zurückhaben. Wollte, dass Robbie mein Sohn ist, dass er mich mag.“
„Was willst du, er hat dich wirklich gern“, bemerkte Selina sanft.
„Ja, nun …“ Als sie sich nicht mehr weiter dazu äußerte, lächelte er unsicher. „Erst lange, nachdem ich Julies Tagebuch gelesen hatte, war mir klar geworden, was ich wirklich empfand. Und als du dann zugabst, mich nur wegen Robbie geheiratet zu haben, weil du dachtest, ich sei sein Vater, fühlte ich mich richtig elend. Da mit Julies Tagebuch die Wahrheit ans Licht gekommen war, wurde ich nicht länger gebraucht, und es hieß goodbye, Steven. Du hast erwartet, dass ich dich verlasse, nicht wahr, Selina?“
„Ja“, flüsterte sie, während sie den Blick senkte und mit dem Finger abwesend Kreise auf dem Tisch zog. „Das habe ich erwartet, aber nicht gewollt. Darum war ich auch so aufgelöst, als du gingst.“
„Aber du hast auch nicht versucht, mich zurückzuhalten.“
„Ich dachte, du wärst erleichtert und froh. Warum solltest du bleiben wollen? Du liebst mich nicht, dir liegt nichts an mir.“
„Du bist mir nicht gleichgültig. Aber Liebe? Ich habe bisher nie
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