Julia Gold Band 0045
keine Angst zu haben“, sagte er und beugte sich zu dem Mädchen hinunter, um es auf das dunkle Haar zu küssen. „Du wirst die Frau bald kennenlernen, und sie wird hierbleiben. Du kannst dich auf mich verlassen, mach dir keine Sorgen.“
Die Kleine war auch sogleich beruhigt und lehnte sich vertrauensvoll an ihn. Sekundenlang schaute er sie an und dachte darüber nach, wie sehr er sie liebte. Es gab nichts, das er nicht für das Kind tun würde, um es glücklich zu machen. Und nichts und niemand auf der Welt bedeutete ihm mehr als dieses kleine Mädchen.
Auf einmal erschien auf der Türschwelle eine Frau in einem schwarzen Gewand und mit einem schwarzen Schleier. Auf den ersten Blick wirkte sie älter, als sie wirklich war, aber wenn man sie genauer betrachtete, bemerkte man, wie glatt und faltenlos ihre feine Haut war. Sie war höchstens achtundzwanzig oder neunundzwanzig Jahre.
„Ich möchte Maha abholen, es ist Zeit für ihren Mittagsschlaf“, sagte die Frau und senkte respektvoll den Blick.
Die Kleine wirbelte herum und rief erfreut aus: „Ummi!“ Sie strahlte übers ganze Gesicht. Dann umarmte sie rasch den Scheich, ließ sich von der Fensterbank gleiten und lief auf die Frau zu, die die Arme ausbreitete.
„Mein kleiner Liebling!“, sagte sie liebevoll, hob das Kind hoch und küsste es auf die Wange.
Der Scheich beobachtete die Szene nachsichtig, ohne den Blick von dem Kind zu wenden. Als er dann der Frau einen flüchtigen Blick zuwarf, wurde seine Miene finster.
„Du musst unbedingt bei ihr bleiben“, forderte er die Frau etwas ärgerlich auf. „Ich habe dich gewarnt, du sollst dich nicht in anderen Teilen des Palastes aufhalten. Wenn du noch einmal meine Wünsche missachtest, musst du mit Konsequenzen rechnen.“
Die Frau nickte schweigend und wandte sich ab, damit er nicht merkte, dass sie nicht bereit war, ihm in diesem speziellen Fall zu gehorchen. Und als der Scheich sie mit einer Handbewegung wegschickte, drehte sie sich mit dem Kind auf den Armen sogleich um und verließ den Raum.
„Bis später, mein Kleines! Schlaf gut!“, rief er hinter dem kleinen Mädchen her, und seine Stimme klang wieder sanft und liebevoll. Das Kind lächelte ihn über die Schulter der Frau strahlend an und warf ihm eine Kusshand zu.
Auch als sie schon längst verschwunden waren, blieb der Scheich noch reglos sitzen. Er runzelte die Stirn, während unzählige Gedanken auf ihn einstürmten. Schließlich schaute er wieder zum Fenster hinaus.
Amber saß immer noch im Innenhof am Tisch mit den Unterlagen vor sich. Den Kopf hatte sie auf eine Hand gestützt, und ihr wunderschönes Haar breitete sich über ihre Schultern aus. Sie war so in das Studium der Dokumente vertieft, dass sie nichts wahrnahm um sich her. Sie ahnte nicht, dass der Scheich sie beobachtete.
Er konnte sich nicht sattsehen an dem herrlichen Anblick, den sie bot. Er betrachtete ihre schmalen Schultern und ihre vollen Brüste, die sich unter dem feinen Material des Kaftans deutlich abzeichneten. Auch wenn sie wie ein Engel aussieht, ist sie doch eine Frau aus Fleisch und Blut, ging es ihm durch den Kopf, und er spürte, wie heftig das Verlangen war, das in ihm aufstieg. Jedes Mal, wenn ich sie sehe, begehre ich sie wie wahnsinnig, gestand er sich ein.
Seltsam, wie das Schicksal so spielt, sagte er sich. Er hatte Amber nur dem Kind zuliebe in den Palast geholt und zunächst nichts für sie empfunden, dessen war er sich sicher. Und schon allein wegen des Kindes musste er dafür sorgen, dass Amber hierbleiben würde.
Niemals hätte er sich träumen lassen, dass er nur deshalb so eine wunderbare Frau kennenlernen würde, weil er dem Kind Freude bereiten wollte. Er hatte viele Frauen begehrt und für sich gewonnen, aber keine hatte tiefere Gefühle in ihm ausgelöst. Ganz anders jedoch Amber, die in ihrer offenen, freimütigen Art, mit ihrer Intelligenz und ihrem Drang nach Unabhängigkeit die aufregendste Frau war, der er jemals begegnet war.
Als sie die Seite umdrehte, die sie gerade gelesen hatte, schob sie sich das lange Haar zurück, und sogleich verspürte der Scheich wieder das starke Verlangen. Plötzlich erinnerte er sich daran, dass er in der vergangenen Nacht von ihr geträumt hatte.
Er lächelte. Es überraschte ihn eigentlich nicht, dass sie in seinen Träumen herumgeisterte, denn er war sich bewusst, dass er wie besessen von ihr war. Es verblüffte ihn jedoch, wie erotisch sein Traum und wie enttäuscht er gewesen war, als er
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