Julia Gold Band 0045
mich wirklich interessieren, was Sie dazu zu sagen haben.“ Sie warf ihm einen ärgerlichen Blick zu. „So eine Situation ist für mich unerträglich.“
Sekundenlang sah der Scheich sie nachdenklich an.
„Können Sie sich nicht vorstellen, dass er einfach nur auf Sie aufgepasst hat?“, antwortete er schließlich. „Sie sind eine junge Frau und befinden sich in einem fremden Land unter Menschen, deren Sprache Sie nicht sprechen und mit deren Sitten und Gebräuchen Sie nicht vertraut sind. Deshalb sollten Sie Rashid eigentlich dankbar sein, statt sich über ihn zu ärgern.“
Das war ziemlich genau die Antwort, die Amber erwartet hatte. Sie atmete tief ein. „Eines möchte ich klarstellen, ich bin eine erwachsene Frau und kein Kind. Ich brauche kein Kindermädchen und keinen Aufpasser. Ich halte mich nicht zum ersten Mal allein in einem fremden Land auf, und ob Sie es glauben oder nicht, ich bin immer bestens zurechtgekommen. Wenn das alles wirklich nur aus Sorge um mich geschieht und sonst nichts dahintersteckt …“ Sie zögerte kurz, um damit anzudeuten, dass sie nicht so naiv war, wie er offenbar glaubte, und fuhr dann fort: „… kann ich Ihnen versichern, dass es völlig unnötig ist. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie Rashid bitten würden, mir beim nächsten Mal mehr Freiraum zu gewähren.“
„Mehr Freiraum?“, wiederholte er.
„Ja, genau. Ist das zu viel verlangt?“ Sie kochte beinah vor Wut, weil er durch nichts zu erschüttern war. „Wie ich Ihnen schon sagte, ich mag es nicht, wie eine Gefangene behandelt zu werden.“
„Ah ja, Ihr Lieblingsthema.“ Er lächelte. Mit dieser Reaktion hatte Amber gerechnet. „Bei jeder kleinsten Kleinigkeit, die um Sie her passiert, bilden Sie sich sogleich ein, man würde Sie wie eine Gefangene behandeln. Woran liegt das eigentlich?“
„Es handelt sich wirklich nicht um eine Kleinigkeit. Versuchen Sie nicht, mir zu unterstellen, ich sei neurotisch. Es geschehen tatsächlich seltsame Dinge, oder finden Sie es normal, dass meine Schlafzimmertür von außen abgeschlossen wird und mir jemand auf Schritt und Tritt folgt, ohne mich eine Sekunde aus den Augen zu lassen? Jeder andere, der sich mit so etwas abfinden müsste, würde auch das Gefühl haben, unfrei zu sein und wie ein Gefangener behandelt zu werden.“
„Und da ist noch etwas“, fügte sie hinzu, während er immer noch spöttisch lächelte. „Diese Frau, die ich Ihnen gegenüber erwähnt habe, beobachtet mich immer noch, dessen bin ich mir absolut sicher.“
„Sie haben sie schon wieder gesehen?“ Seine Miene wurde ernst. „Wo war das? Und wann?“
„Ich habe sie nicht direkt gesehen. Heute Morgen, als ich zu Rashid ging, hatte ich das Gefühl, sie hätte sich in einer Nische auf dem Flur versteckt und mich beobachtet, und ich bin mir sicher, dass sie da war, mein Gefühl hat mich nicht getrogen.“
Der Scheich fluchte leise vor sich hin. „Das hätte nicht passieren dürfen“, sagte er dann. „Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen. Es war bestimmt das letzte Mal.“
Der Scheich entschuldigte sich? Das war kaum zu glauben und kam wahrscheinlich nur äußerst selten vor.
„Machen Sie sich deswegen bitte keine Gedanken“, fuhr er fort. „Die Frau will Ihnen nichts tun, sie ist nur schrecklich neugierig. Sie können sich darauf verlassen, dass Sie keinen Grund zur Besorgnis haben.“
Aber wer war die Frau? Amber wollte es unbedingt wissen. Doch plötzlich fiel ihr etwas anderes ein.
Sie runzelte die Stirn. „Sie werden ihr doch nichts tun, oder? Ich meine, Sie werden sie nicht bestrafen? Das ist nicht nötig, denn sie hat mir ja nichts getan, wie Sie selbst gerade gesagt haben. Es reicht, wenn Sie sie auffordern, damit aufzuhören.“ Das war alles, was Amber wollte, denn es bereitete ihr Unbehagen, ständig heimlich beobachtet zu werden.
„Natürlich wird ihr nichts geschehen.“ Scheich Zoltan lächelte. „Ich werde nur in Ruhe mit ihr reden.“
Er betrachtete sie sekundenlang. Dann streckte er unvermittelt die Hand aus und streichelte ihr die Wange mit den Fingerspitzen.
Amber hielt den Atem an. Ihre Haut schien unter seiner Berührung wie Feuer zu brennen.
„Mit Rashid werde ich auch reden“, erklärte er. „Er soll Ihnen ab sofort mehr Freiraum gewähren.“
Er streichelte immer noch so sanft und zärtlich ihre Wange, dass sehnsüchtiges Verlangen sich in Amber ausbreitete und sie sich völlig hilflos fühlte.
„Aber versuchen Sie bitte zu verstehen, dass er
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