Julia Gold Band 0045
Er hatte alles bestens geplant und vorbereitet, das war die Hauptsache. Zwischen den einzelnen Interviews würde sie sich eingehend mit den Archivunterlagen befassen können und wahrscheinlich bis zum Ende der nächsten Woche mit allem fertig sein, sodass sie pünktlich zurückfliegen würde.
Sie war erleichtert, dass alles doch noch ein gutes Ende genommen hatte. Sich als Gast im Palast des Scheichs aufzuhalten, umgeben von jedem erdenklichen Luxus, hätte für sie ein einmaliges Erlebnis sein können. Es wurde jedoch getrübt durch die Anwesenheit des Scheichs. In seiner Gegenwart war sie seltsam verletzlich und angespannt. Obwohl sie keine besonders gute Meinung von ihm hatte, fühlte sie sich viel zu sehr zu ihm hingezogen. Und das behagte ihr nicht und beunruhigte sie.
Immer wieder redete sie sich ein, dass er ihr nicht wirklich gefährlich werden könne. Aber vielleicht mache ich mir nur etwas vor und belüge mich selbst, überlegte sie oft, denn sie konnte die Gefühle, die er in ihr weckte, nicht mehr verdrängen. Wenn sie ihn anschaute, spürte sie, wie sehr er ihr unter die Haut ging.
Doch jetzt schien es so, als wäre das Ende ihres Aufenthalts im Palast abzusehen. Noch eine Woche und sie wäre wieder in London. Amber hoffte, bis dahin dem Scheich nur noch selten zu begegnen. Sie würde sowieso die meiste Zeit im Innenhof über den Unterlagen sitzen oder mit Rashid zu Interviews unterwegs sein. Zwei Tage würde sie im Beduinencamp verbringen, wo es kein Telefon gab, sodass sie nicht zu befürchten brauchte, etwas von dem Scheich zu hören.
Sie seufzte erleichtert auf. Wenn ich vorsichtig bin und gut aufpasse, gelingt es mir bestimmt, nicht auf seinen Charme hereinzufallen, überlegte sie.
„So, es ist also alles bestens geregelt, und das freut mich“, unterbrach der Scheich ihre Gedanken. Dann drehte er sich um und durchquerte den Raum.
Amber entspannte sich etwas.
Plötzlich blieb er stehen. „Ach, man hat das Faxgerät angeschlossen, wie ich sehe. Konnten Sie schon die Nachricht absenden, die Ihnen so wichtig war?“, wandte er sich wieder an sie.
Sie beobachtete ihn. Er sah wie eine Raubkatze aus, die mit geschmeidigen Bewegungen um ihre Beute herumschlich. Er ist wirklich ungeheuer gefährlich, weil er so attraktiv ist, schoss es ihr durch den Kopf.
„Ja, sogleich nachdem man das Gerät installiert hatte“, erwiderte sie.
„Gut.“ Unvermittelt lächelte er sie an. „Kann ich sonst noch etwas für Sie tun? Brauchen Sie noch etwas?“
Wenn er nicht so charmant gelächelt hätte, hätte Amber sich wahrscheinlich höflich bedankt und erklärt, sie brauche nichts. Doch sein Lächeln hatte eine seltsame Wirkung. Amber bekam Herzklopfen, und es überlief sie heiß und kalt.
Während sie ihn anschaute, entschloss sie sich auf einmal, die Harmonie zu stören, die momentan zwischen ihnen herrschte, und ihn zu provozieren.
„Ja, es gibt da etwas, das ich erwähnen möchte. Es ist keine Bitte und nur eine Kleinigkeit …“, begann sie.
„So?“ Er zog die Augenbrauen hoch. „Um was handelt es sich?“
„Ich werde offenbar verfolgt oder beobachtet. Diese Frau …“ Amber zögerte kurz. „Sie scheint sich aus irgendwelchen Gründen sehr für mich zu interessieren.“
„Eine Frau?“ Jetzt runzelte er die Stirn. „Welche Frau? Und was hat sie getan?“
„Heute Morgen stand sie hinter der Tür zum Palastgarten. Als ich sie öffnete, wäre ich beinah mit der Frau zusammengestoßen. Ich wollte mit ihr reden, sie ist jedoch weggelaufen.“
Amber hatte eigentlich damit gerechnet, er würde ihr die Geschichte sowieso nicht glauben und behaupten, sie würde sich wieder einmal alles nur einbilden. Doch er hörte ihr aufmerksam zu, und seine Miene wurde finster.
„Ist sonst noch etwas passiert?“, fragte er schließlich. „Oder handelt es sich nur um den einen Zwischenfall?“ Seine Stimme klang gereizt, offenbar ärgerte er sich.
Das ist ja interessant, dachte Amber und wurde neugierig.
„Nein, es ist noch nicht alles“, antwortete sie. „Als ich draußen im Innenhof saß und die Unterlagen studierte, spürte ich plötzlich deutlich, dass jemand mich beobachtete. Ich schaute zu dem Fenster über der Terrassentür und bemerkte dort wieder diese Frau. Ich bin ziemlich sicher, dass es dieselbe war, obwohl sie im Schatten stand und sich sogleich zurückzog, als ich hochschaute.“
„Ah ja.“ Er wirkte ziemlich ungehalten. „Und Sie glauben wirklich, es sei immer dieselbe Frau
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