Julia Gold Band 0045
warum er ihr erzählt hatte, dass Glen lebte. „Es wird Ihnen nicht gelingen, meine Gefühle für Glen zu zerstören“, warf sie ihm an den Kopf.
Er lachte auf. „Sind Sie wirklich der Meinung, es würde mich interessieren, was Sie für ihn empfinden?“
„Wenn Sie sich rächen wollen, warum haben Sie mir dann erzählt, dass Glen lebt?“
„Vielleicht weil ich Sie nicht als trauernde Märtyrerin neben mir im Bett haben will. Eine hitzige, leidenschaftliche Frau ist viel aufregender.“
Sein strahlender Blick ließ Leah erröten. „Glen hat nicht geahnt, was für ein schrecklicher Mensch Sie sind“, erwiderte sie gereizt, denn sie ärgerte sich über die starke Anziehungskraft dieses Mannes. Er rief Gefühle in ihr wach, über die sie lieber nicht nachdachte.
„Was bin ich denn für ein Mensch?“, fragte er amüsiert.
Trotzig erwiderte sie seinen herausfordernden Blick. „Das werde ich heute Nacht erfahren, nicht wahr?“
„Haben Sie sich also in Ihr Schicksal gefügt?“
„Ich werde mich nach besten Kräften wehren“, versicherte sie ihm nachdrücklich.
„Darauf freue ich mich. Glauben Sie mir, ich werde den Augenblick sehr genießen, in dem Sie sich mir ergeben.“
„Natürlich können Sie mich gewaltsam nehmen“, erwiderte Leah verächtlich. „Aber ich werde mich Ihnen niemals freiwillig hingeben, Sharif al Kader.“
„Wir werden sehen“, sagte er so arrogant und selbstbewusst, dass Leah ihm am liebsten eine Ohrfeige verpasst hätte. So heftige und unkontrollierbare Gefühle hatte noch nie jemand in ihr ausgelöst. Sie ballte wieder die Hände zu Fäusten und bemühte sich um Beherrschung.
„Sie haben den Wandteppich im Palast von Qatamah vergessen. Ich habe ihn Ihnen mitgebracht.“ Er lächelte sie spöttisch an. „Vielleicht wollen Sie sich die Wartezeit mit Sticken vertreiben.“
Dann drehte er sich um und ging zur Tür.
„Ich habe ihn nur deshalb nicht mitgenommen, weil er mich an Sie erinnert“, rief Leah hinter ihm her.
Ein großer Fehler, wie sich herausstellte, denn Sharif blieb kurz stehen und warf ihr einen triumphierenden Blick zu. „Ja, das habe ich mir gedacht. Also, bis heute Abend, Leah.“
5. KAPITEL
Leah ärgerte sich sehr über Sharif al Kaders falsche Interpretation, weshalb sie das Motiv für den Wandteppich ausgesucht hatte. Wenn er sich einbildete, es würde ihr Vergnügen bereiten, von ihm entführt und vergewaltigt zu werden, würde er sich noch wundern.
Freilich wollte Leah alles vermeiden, was man ihr als Bitten und Flehen auslegen konnte, denn sie hatte nicht vor, sich selbst zu erniedrigen. Der Scheich war fest entschlossen, seine Absicht in die Tat umzusetzen, getreu dem Motto: Auge um Auge und Zahn um Zahn. Daran konnte nun auch sie, Leah, nichts mehr ändern.
Ihr Ärger verflog langsam wieder. Ihr war klar, dass sie keine Chance hatte, zu fliehen, sie tröstete sich aber damit, dass Glen noch lebte. Sie war überzeugt, er würde unverzüglich Nachforschungen über ihren Aufenthaltsort anstellen und sie dann herausholen, sobald sich ihm eine Möglichkeit bot. Aber in der Zwischenzeit … Sie ließ den Blick durch den üppig ausgestatteten Salon schweifen, betrachtete die Möbel aus glänzend poliertem Holz und fein geädertem Marmor. Alles war reichlich mit Seide, Satin und Samt dekoriert, und die weichen Kissen waren mit goldfarbenen Quasten geschmückt.
Diese Suite dient ja nur einem einzigen Zweck, fuhr es Leah plötzlich durch den Kopf: Hier brachte der Scheich seine Geliebte unter. Leah schloss die Augen und atmete tief ein und aus, während Panik sie erfasste. Sie hatte keine Ahnung, wie man einem Mann Vergnügen bereitete, und sie wollte es auch nicht lernen. Deshalb nahm sie sich fest vor, sich so passiv zu verhalten, dass der Scheich nach einer einzigen Nacht genug von ihr hatte und einsehen musste, dass sie für diese Art der Rache völlig ungeeignet war.
Während sie noch ihren düsteren Gedanken nachhing, klopfte es an der Tür, und Frauen trugen frisches Obst, Kaffee und Gebäck herein sowie Leahs Handarbeit mit dem Rahmen und das Kästchen mit der Wolle. Auf einmal verspürte Leah den starken Wunsch, den Wandteppich aus dem Rahmen zu reißen und aus dem Fenster zu schleudern.
Es wurde ein langer Tag für Leah. Sie versuchte, die quälenden Gedanken an die vor ihr liegende Nacht zu verbannen, und legte sich nachmittags hin, um ein wenig zu schlafen. Aber es war alles andere als ein erholsamer Schlaf, denn sie wurde immer
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