JULIA GOLD Band 32
Sie Augen und Ohren offen. Der Palast ist eine Gerüchteküche. Lassen Sie es mich sofort wissen, wenn Sie etwas erfahren.“
Haleel sah unzufrieden aus. „Kann ich nicht noch mehr tun?“
„Doch. Zeichnen Sie mir auf, wo die Wohnungen von Kalid und Raysim liegen.“ Pippa kramte in Hassans Schreibtischschubladen und nahm mehrere Blatt Papier heraus. „Und ich möchte über die Sicherheitsvorkehrungen Bescheid wissen. Werden Kalids und Raysims Räume auch ständig bewacht?“
„Nein, nur vor dem Apartment des Sultans steht ständig ein Wachposten. Aber in allen Wohnungen sind Klingeln, die mit der Befehlsstelle verbunden sind.“
„Wissen Sie zufällig, wo sich diese Klingeln befinden?“
„Es sind zwei in jedem Apartment. Eine am Schreibtisch, die andere neben dem Bett.“
Pippa sah Haleel bewundernd an. „Sie haben Ihre Hausaufgaben gemacht.“
„Die Adligen halten ihre Dienstboten für taubstumm.“ Ein seltenes Lächeln umspielte seinen Mund.
„Sie müssen viel lernen.“
Kurz nachdem Haleel ihr einen Plan des oberen Stockwerks gezeichnet hatte und gegangen war, rief Hassan an.
„Hallo, Liebling, wie geht’s?“
„Prima“, erwiderte Pippa munter.
„Schön. Ich wusste ja, dass du dich heute Morgen wieder besser fühlen würdest.“
„Hast du viel zu tun?“
„Ich habe in zehn Minuten eine Ratssitzung, die ungefähr eine Stunde dauern wird, und danach Schreibtischarbeit bis zum Mittag.“
„Du Ärmster! Ich weiß, wie du diese langweiligen Sitzungen hasst. Sind alle Regierungsbeamten dabei?“
„Nein, nur die Ratsmitglieder. Kalid, Raysim und sechs andere.“
Das war die Information, die Pippa brauchte. „Ich will dich nicht aufhalten, Liebling.“
„Ich habe noch einige Minuten Zeit. Wohin möchtest du heute Nachmittag?“
„Am liebsten würde ich hierbleiben. Gestern war alles so aufregend, dass ich für eine Weile genug habe.“ Nachdem sie aufgelegt hatten, studierte Pippa den Plan, den Haleel ihr gemacht hatte. Sie wartete noch fünfzehn Minuten, dann ging sie in den anderen Flügel des Palasts. Was sie vorhatte, war hochriskant, aber nichts zu tun würde tödliche Folgen haben.
Auf dem Gang war niemand. Pippa atmete tief ein und betrat Raysims Apartment. Es war fast so luxuriös wie Hassans, doch sie sah sich nur flüchtig um und begann sofort damit, den Schreibtisch zu durchsuchen. Das Problem war, dass sie nicht wusste, wonach sie eigentlich suchte. Sie hoffte einfach nur, irgendetwas Belastendes zu finden, das sie Hassan bringen konnte.
Schritte auf dem Marmorboden vor der Tür ließen Pippas Herz schneller schlagen. Sie hörte Raysim, der einen Befehl gab. Verzweifelt rannte sie zum Fenster und versteckte sich hinter den schweren Damastvorhängen. Die Tür wurde zugeknallt, dann waren gedämpfte Schritte auf dem Teppich zu hören.
„Herein!“, rief Raysim. Einen Moment später sagte er wütend: „Sie dummer, stümperhafter Idiot!“
„Es tut mir leid, mein Gebieter“, erwiderte der Besucher unterwürfig. „Ich habe den Auftrag ausgeführt. Das Auto ist auf dem Weg den Berg hinunter außer Kontrolle geraten, genau, wie ich vorausgesagt hatte. Sie müssten tot sein. Es ist nicht meine Schuld.“
„Machen Sie keine Ausflüchte!“, schrie Raysim. „Sie haben mich im Stich gelassen. Das werde ich nicht vergessen.“
„Geben Sie mir eine zweite Chance, mein Gebieter. Nächstes Mal folge ich ihnen und dränge ihn von der Straße ab, wenn nötig.“
„Seien Sie nicht blöd. Mit wie vielen Autounfällen können wir durchkommen? Nein, das Risiko ist zu groß. Ich muss mir eine andere Methode ausdenken.“ Das Telefon klingelte, und Raysim schickte den Mann weg. „Gehen Sie mir aus den Augen“, befahl er, bevor er abnahm. „Ja?“ Sein Ton wurde freundlicher. „Hallo, Hassan, worum geht’s?“ Er hörte zu, dann tat er überrascht. „Die Ratssitzung ist heute? Ich dachte, sie sei morgen … Nein, ehrlich, ich habe nicht herumgetrödelt … Klar, ich komme sofort.“
Pippa atmete langsam aus, als die Tür geöffnet und dann zugeschlagen wurde. Fünf Minuten später wagte sie sich aus ihrem Versteck und stürzte zur Tür. Der Gang war leer.
Ihr Puls raste noch immer, als sie wieder in ihrer Suite war. Das war gerade noch einmal gut gegangen, aber das Risiko hatte sich gelohnt. Jetzt bestand kein Zweifel mehr. Nur hatte sie nichts, was sie Hassan vorlegen konnte. Er würde vielleicht zu dem Schluss kommen, dass sie falsch verstanden hatte, was sie
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