Julia Gold Band 53
war nicht die Farbe, die es bewirkte, sondern die Stärke und Überzeugungskraft, die in ihnen lag. Die Augen dieses Mannes gehörten keinem Playboy. Doch vielleicht spielte er diese Rolle nur. Der Gedanke ließ sie erschauern.
Ihr wurde bewusst, dass Tim ihr immer noch geduldig die Tür aufhielt, und sie lächelte. „Ich mag nun mal Geschichten über menschliche Hintergründe. Erzähl mir von diesem Hassan al Rashid. Sein Vater muss noch vor seiner Geburt gestorben sein.“
„Ja, das stimmt. Vielleicht hat der alte Emir Hassan deshalb vorgezogen.“ Er blickte zu der Limousine zurück, die in Richtung Wüste fuhr. „Zu viel Geld, zu wenig zu tun. Das konnte nicht gut gehen.“
„Wieso?“
Tim zuckte die Schultern. „Frauen, Spielkasinos … Aber was hätte man auch anderes erwarten können? Ein Mensch muss eine Aufgabe haben, und trotz seines Titels ist Hassan al Rashid wirksam von der Palastpolitik ausgeschlossen.“
„So? Und warum?“ Die Frage war Rose herausgerutscht, und ihrem Bruder wurde bewusst, dass sie ihn auszuhorchen versuchte.
„Lassen wir das, Rose“, wechselte er entschlossen das Thema. „Du bist hier, um dich auszuruhen und gesund zu werden, und nicht, um einer Story nachzuspüren, die es gar nicht gibt.“
„Wenn du mir nicht verrätst, warum dieser Hassan al Rashid sich politisch nicht betätigen kann, wird die Sache mir nicht aus dem Kopf gehen, ob ich will oder nicht“, gab sie zu bedenken, während er ihr in den klimatisierten Geländewagen half.
„Schlag sie dir trotzdem aus dem Kopf“, riet er. „In diesem Staat herrscht keine Demokratie, und schnüffelnde Journalisten sind hier nicht willkommen.“
„Ich bin keine Schnüfflerin.“ Rose lächelte schalkhaft. „Es interessiert mich nur.“ Prinz Hassan interessierte sie sogar sehr. Männer mit solchen Augen vergeudeten keine Zeit mit Spielchen …
„Mir kannst du nichts vormachen. Du bist als Prinz Abdullahs Gast hier, Rosie. Wenn du dich nicht an die Spielregeln hältst, sitzt du im Handumdrehen in der nächsten Maschine nach Hause. Und ich auch. Also vergiss es. Bitte.“
Ihr Bruder hatte sie seit Jahren nicht mehr Rosie genannt. Offenbar wollte er sie daran erinnern, dass sie trotz ihrer Erfolge und ihrer Berühmtheit als Journalistin immer seine kleine Schwester blieb. Und dass dies sein Revier war. Also tat sie die Sache schulterzuckend ab und beließ es dabei. Außerdem glaubte sie, die Antwort auf ihre Frage zu kennen. Hassans Vater mochte ein Held gewesen sein, aber er war letztlich ein Ausländer gewesen, ein Schotte, den es in die Wüste gezogen hatte. Sie besaß Zeitungsausschnitte, die es bewiesen.
Doch das brauchte Tim nicht zu wissen. „Tut mir leid. Das ist bei mir wohl die Macht der Gewohnheit, wenn ich mich langweile.“
„Dann müssen wir dafür sorgen, dass du dich nicht langweilst. Ich habe eine kleine Party organisiert, um dich mit einigen Leuten bekannt zu machen. Und Prinz Abdullah hat keine Mühe gescheut, damit du dich amüsierst.“
Rose ließ sich von Tim berichten, welche Partys, Empfänge und andere Ereignisse ihr bevorstanden, und verfolgte das Thema nicht weiter, das sie am meisten interessierte. Immerhin würde sie auf diesen Partys und Empfängen den neusten Klatsch zu hören bekommen und, wenn sie Glück hatte, auch den Playboy des Landes treffen.
„Ein Empfang im Palast?“, fragte sie vorsichtig.
„Nur wenn du dich dem gewachsen fühlst.“ Tim sah sie von der Seite an und verzog das Gesicht. „Ich sollte dich aber warnen, dass Abdullah dich nicht ganz uneigennützig in seiner Privatmaschine hat mitfliegen lassen. Sicher wird er auf charmante Weise versuchen, dich zu veranlassen, für ihn schmeichelhafte Interviews und Berichte zu bringen.“
„Da wird er kein Glück haben.“ Im Stillen strich sie das Interview mit Abdullah, das auf ihrer Prioritätenliste für Ras al Hajar an zweiter Stelle stand. Eigentlich schade. Doch so würde sie mehr Zeit haben, sich mit Prinz Hassan zu beschäftigen. „Ich bin schließlich hier, um auszuspannen.“
„Seit wann rangiert bei dir die Entspannung vor der Arbeit, Schwesterherz? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass du dir eine Gelegenheit zu einem Exklusivinterview mit dem Herrscher eines strategisch wichtigen Ölstaats entgehen lässt, ganz gleich, wie krank du bist.“
„Mit dem Regenten“, verbesserte Rose ihren Bruder, ohne ihm zu widersprechen. „Müsste der junge Emir nicht bald aus Amerika zurückkehren? Oder
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