Julia Gold Band 53
Partridges Gesichtsausdruck verriet dann auch, welche Wirkung Miss Fenton auf empfängliche Männer ausübte. „Nun?“
„Es ist ein vielseitiges Programm vorgesehen“, bestätigte der Berater seine Vermutungen. „Eine Dhaufahrt an der Küste entlang, ein Fest in der Wüste, eine Stadtrundfahrt …“
„Er will für sie also den roten Teppich mit allem Drumherum ausrollen lassen. Sonst noch etwas?“
„Na ja, da ist natürlich noch die Cocktailparty in der Britischen Botschaft …“ Partridge zögerte.
„Liege ich richtig, wenn ich vermute, dass Sie sich das Beste bis zum Schluss aufheben?“
„Seine Hoheit gibt ihr zu Ehren einen Empfang im Palast.“
„Also wie bei einem Staatsbesuch.“ Hassan sah seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. „Finden Sie nicht, dass das für eine Frau, die sich von einer Lungenentzündung erholt, ein ziemlich anstrengendes Programm ist?“
„Sie war wirklich krank, Euer Exzellenz. Bei einer Reportage irgendwo in Osteuropa ist sie buchstäblich vor laufender Kamera zusammengebrochen. Ich habe es selbst gesehen. Sie sank nach vorn … Im ersten Moment dachte ich, ein Scharfschütze hätte sie erwischt. Wie sah sie denn aus?“, fragte Partridge neugierig. „Sie haben sie doch an Bord der Maschine erlebt.“
„Nur kurz. Sie sah aus …“ Hassan verstummte und dachte darüber nach. Rose Fenton hatte etwas angegriffen gewirkt. Ihr Gesicht war etwas schmaler gewesen als beim letzten Mal, als er sie bei einer Satellitenübertragung gesehen hatte. Vielleicht war das der Grund, warum ihm ihre dunklen Augen so unnatürlich groß erschienen waren.
Wegen des kalten Wetters in England hatte sie in der Maschine einen roten Pullover getragen, dessen Farbe eigentlich nicht zu ihrem roten Haar passte, ihr jedoch seltsamerweise einen besonderen Reiz verliehen hatte …
Rose Fenton hatte von ihrem Buch aufgesehen und war seinem Blick begegnet. In ihren Augen hatte ein offener, zuversichtlicher Ausdruck gelegen, der jedoch keineswegs kokett wirkte. Er besagte vielmehr, dass sie sich über Gesellschaft freuen würde, weil die Zeit so schneller verflog.
Inzwischen musste Hassan sich eingestehen, dass er versucht gewesen war, sich zu ihr zu setzen, denn er wollte gern wissen, wieso sie im Privatjet seines Cousins mitflog. Und natürlich bereitete es ihm auch Vergnügen, die Reise in Gesellschaft einer schönen Frau zu verbringen …
Einen Augenblick lang war er drauf und dran, den Steward zu rufen, um sie nach vorn einzuladen. Doch dann siegte die Vernunft. Es war nicht gut, sich mit Journalisten abzugeben. Man wusste schließlich nie, was sie hinterher über einen schreiben würden. Zu spät hatte er gelernt, dass man schnell in Verruf geraten konnte, erst recht wenn eine Situation einer hochrangigen Person gelegen kam.
Und sobald die Maschine ausgerollt war, würde Abdullah zweifellos erfahren, dass sie sich unterhalten hatten. Hassan rutschte unbehaglich auf seinem Sitz hin und her. Mit Rose Fenton gesehen zu werden würde ihm in Palastkreisen nicht guttun.
Er hatte es für besser gehalten, sie weiter ihrem Buch zu überlassen. Romane waren sehr viel weniger gefährlich als die Wirklichkeit …
Hassan wurde bewusst, dass Partridge immer noch auf eine Antwort wartete. „Sie sah nicht schlecht aus“, erklärte er unwirsch.
Rose Fenton blieb stehen, um Atem zu holen, als sie aus der kühlen Ankunftshalle des Flughafens in die Mittagshitze von Ras al Hajar hinaustrat.
Obwohl in den Londoner Parks schon die Narzissen blühten, war der Frühling dort noch nicht richtig eingezogen. Ihrer ungewohnt besorgten Mutter zuliebe hatte sie warme Unterwäsche und einen dicken Pullover angezogen.
„Ist alles in Ordnung, Rose? Du musst von der Reise müde sein.“
„Keine Sorge, Tim.“ Ihr Bruder klang bereits wie ihre Mutter, und Rose war es nicht gewohnt, umsorgt zu werden. Es erinnerte sie daran, wie krank sie gewesen war. Sie zog ihren Pullover aus. „Ich bin nicht krank, mir ist nur heiß“, versicherte sie gereizt. Es ging ihr gegen den Strich, dass sie sich immer noch nicht ganz so fit fühlte, wie sie alle glauben machen wollte. Die offensichtliche Besorgnis ihres Bruders ließ sie jedoch wieder einlenken. „Bitte entschuldige, Tim. Ich reagiere einfach nur so heftig, weil Mum mich seit einem Monat behandelt, als könnte ich jeden Moment an Schwindsucht sterben.“ Verschwörerisch lächelnd hakte Rose sich bei ihrem Bruder unter. „Dabei hatte ich gedacht, ich wäre
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