Julia Gold Band 53
der Lust überspült zu werden, sie zuckte und stöhnte.
Erst ganz allmählich verebbte der Rausch, sie konnte wieder normal atmen.
„Zayad.“
Sie streckte die Hand nach ihm aus, aber Zayad kam nicht zu ihr, er bückte sich sogar nach dem Handtuch.
Zärtlich breitete er das Tuch über sie. „Ich muss jetzt gehen.“
„Nein.“ Es hörte sich kindisch an, doch es war ihr egal. Sie hatte nur die Hälfte dessen bekommen, was sie sich wünschte.
„Ich muss leider.“ Er beugte sich über sie und küsste sie auf den Mund. „Wir sehen uns in zwei Stunden, ja?“
Mariah seufzte. Es hatte keinen Zweck, ihn zu bedrängen. „Gut.“
An der Tür drehte er sich noch einmal um. „War es schön für dich?“
„Ja.“
Er nickte und ging, und Mariah richtete sich auf. Sie war glücklich, traurig und verunsichert, alles zugleich. Sie war nicht länger die verbitterte, enthaltsame Geschiedene. Jetzt war sie eine Frau, die einen Mann, den sie kaum kannte und dem sie nicht unbedingt vertraute, heiß begehrte.
Es war Zayad unendlich schwergefallen, Mariah allein zu lassen.
Er bog in den Parkplatz des Pflegeheims ein, fand eine Lücke und stellte den Motor ab. Er stand direkt vor einem Schild „Gäste“, doch er sah nichts anderes vor sich als einen dämmerig beleuchteten Raum, eine Massageliege mit weißen Tüchern und darauf eine der schönsten Frauen, die er je gesehen hatte. Sie wand sich und stöhnte in ihrer Lust.
Er holte tief Luft und versuchte, das Bild zu verscheuchen, zumindest vorerst. Ihr Duft haftete noch an ihm, und er meinte, ihre Haut unter seinen Händen zu spüren.
Er musste sich zusammenreißen. Schließlich war er hier, um sich mit Tara zu unterhalten – nicht, um von Mariah zu fantasieren. Und gewiss nicht, um sich nach einer Frau zu sehnen, die er nach diesen zwei Wochen nie wieder sehen würde.
Er zog den Schlüssel ab, stieg aus und ging über den Rasen zu Taras Bungalow. Das Verlangen nach Mariah Kennedy würde er unterdrücken müssen. Solche Gefühle konnte er sich nicht leisten, er hatte eine Aufgabe zu erfüllen.
Nachdem er angeklopft hatte, ging die Tür auf, und die sympathische Frau, die seinen Vater bezaubert hatte, stand vor ihm.
„Guten Tag, Zayad.“
„Guten Tag, Miss Hefner.“
„Nennen Sie mich doch bitte Tara.“ Lächelnd trat sie zur Seite, damit er eintreten konnte.
„Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für mich nehmen, Tara. Ich weiß, dass Sie nicht dazu verpflichtet sind.“
„Ich gestehe, ich bin ebenso neugierig wie Sie.“ Wie bei dem ersten Besuch führte sie ihn in ihr Wohnzimmer, wo auf dem Couchtisch Limonade und Kekse bereitstanden. Sie nahm ein Glas und wollte nach dem Limonadenkrug greifen.
„Sie gestatten?“, sagte er.
„Danke.“
Zayad goss ihr ein Glas ein und gab es ihr in die Hand. Dazu nahm er einen Keks und legte ihn auf einer Serviette vor sie hin.
„Danke“, sagte sie noch einmal und lächelte.
Ihre Fähigkeit, die geringste Bewegung wahrzunehmen, verblüffte ihn. „Darf ich fragen, auf welche Weise Sie Ihr Augenlicht verloren haben?“
„Ich leide an Degeneration der Makula.“
„Das tut mir leid.“
„Mir nicht.“
„Tatsächlich?“
„Nun, nicht ganz. Ich würde gern meine Arbeiten sehen können, das Gesicht meiner Tochter, Mariah im Gerichtssaal und Ihr kühnes Lächeln – vermutlich dasselbe wie bei Ihrem Vater. Aber das ist nun einmal nicht möglich. Ich sehe auf eine andere Art, und inzwischen ist mir klar, wie gut das manchmal ist. Jetzt betrachte ich es als Segen, mein Sehvermögen verloren zu haben.“ Sie lächelte. „Das schockiert Sie, nicht wahr?“
Zayad nahm sich einen Keks. „Es fasziniert mich.“
„Eine gute Antwort.“ Auch sie griff nach ihrem Keks. „Mein Augenlicht schwand langsam, die Dunkelheit kam in kleinen Schritten. Zuvor habe ich ständig Werturteile gefällt, das tun wir wohl alle. Doch der äußere Schein sagt natürlich nichts über den Inhalt aus. Darüber denken wir selten nach. Aber wenn man die Oberfläche nicht mehr sehen kann, beschäftigt man sich mit dem Herz der Dinge, mit dem Verhalten der Menschen, dem wahren Kern.“
Sie atmete tief durch und lächelte dann. „Ich hatte keine raschen Antworten mehr parat und begann, Fragen zu stellen. Es gab keinen Zorn, keinen Zynismus mehr. Ich habe nicht gedacht: Warum gerade ich. Es gab nur noch Wissbegier und Mitgefühl.“
Sie wandte ihm das Gesicht zu, ihre Augen waren blau und freundlich, doch Zayad sah auch einen Hauch
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