Julia Gold Band 53
verließ, war er so durcheinander wie nie zuvor. Er hatte diese Frau abgelehnt, hatte ihr mitteilen wollen, dass sein Vater sie auf keinen Fall geliebt hatte. Er hatte sie wegen ihrer Beteuerungen von der großen Liebe einfach auslachen wollen. Er konnte es nicht.
Die Kurven der hügeligen Straße nahm er viel zu schnell. Ein bislang unbekanntes Gefühl ergriff von ihm Besitz – die Kontrolle über die Geschehnisse entglitt ihm, und das machte ihm Angst. Er wünschte, er könnte mit Mariah über seine Befürchtungen sprechen. Er fühlte sich ihr nahe, er empfand Freundschaft und zugleich Begehren. Doch es wäre unklug, falsche Gefühle in ihr zu wecken. Sollte Tara recht haben, durfte er sich nur körperliche Nähe erlauben.
Etwas wie Enttäuschung breitete sich in ihm aus, und er schalt sich dafür. Seit wann nahm er sich Frauengeschichten dermaßen zu Herzen?
Der Ozean kam in Sicht.
Zayad wusste sehr genau, seit wann sich seine Einstellung gewandelt hatte. Seit jenem Spätnachmittag vor ein paar Tagen, als eine verärgerte und wunderbare Anwältin ihn fast umgerannt hatte.
Zayad hatte noch eine Überraschung für Mariah parat.
Sie hatte angenommen, dass sie beide nach mehreren himmlischen Behandlungen im Wellnesscenter nach Hause zurückkehren würden, doch dem war nicht so. Nach der letzten Anwendung kam eine hübsche Frau auf sie zu und geleitete sie zum Hoteltrakt des Anwesens. Mit einer knappen Erklärung ließ sie Mariah in einer atemberaubenden Suite mit Blick auf einen See allein.
Mr Fandal habe das angeordnet, sagte die Frau. Mariah sollte sich ausruhen, und er würde sie in einer Stunde zum Dinner treffen.
Eigentlich wollte Mariah sich über diese Eigenmächtigkeit empören, doch sie empfand nichts als freudige Erwartung.
Nun ja, gemischt mit etwas Unbehagen, weil sie nur ihre Alltagskleidung dabeihatte. Sie würde mit Zayad in dieser luxuriösen Suite mit Blick auf den reizenden See und den Sonnenuntergang dinieren und hätte nicht einmal ein elegantes Abendkleid an.
Andererseits besaß sie kaum elegante Abendkleider. Und was würde schon zu einer braunen Beinschiene passen?
Doch als sie das Badezimmer betrat, erwarteten sie weitere Überraschungen. Ihre Toilettenartikel standen auf der Ablage, und an der Duschstange hingen ihre beiden hübschesten Kleider, dazu eins, das sie noch nie gesehen hatte. Es war aus blassgelber Seide. Es war wunderschön und wirkte sehr teuer.
Augenblicklich war ihr klar, dass Zayad es für sie gekauft hatte. Und natürlich würde sie es auf jeden Fall an diesem Abend tragen.
Nach einer kurzen Dusche und nachdem sie ihre Haare ausgiebig geföhnt hatte, legte sie ein leichtes Make-up auf und gab an der Rezeption Bescheid, dass der Koch in die Suite kommen konnte. Sie setzte sich auf die Couch und wartete auf Zayad. Während sie dasaß, umgeben von verführerischen Düften nach Lammbraten und frischem Brot mit Rosmarin, dachte sie an den Nachmittag zurück, speziell an die Szene im Massageraum. Heftiges Verlangen durchrieselte sie, doch da waren noch weit beunruhigendere Gefühle. Zum ersten Mal seit Jahren hatte sie zugelassen, dass ein Mann sie körperlich und emotional berührte.
Sie begann, sich wieder zu öffnen, sich verletzlich zu machen.
Vielleicht sollte sie diese Affäre nicht so wichtig nehmen wie ihre Ehe, dann brauchte sie keine Angst vor Kränkungen zu haben. Hier gab es keine echte Bindung, keine Liebesschwüre, keine Verpflichtungen. Sie durfte von Zayad nichts weiter erwarten als Lust, solange es eben andauerte.
Als die Tür aufging und Zayad hereinkam, fragte Mariah sich, ob sie das schaffen würde.
In Smoking und makellosem weißem Hemd, dessen Kragen er geöffnet hatte, sah er schlicht umwerfend aus. Er kam zur Couch und blieb vor ihr stehen.
„Du siehst wunderschön aus, Mariah. Die Farbe der Sonne steht dir ausgezeichnet.“
„Vielen Dank, und danke auch für das Kleid.“
„Nicht der Rede wert.“
Da war sie anderer Meinung. Noch nie hatte ein Mann ihr ein so persönliches Geschenk gemacht.
„Wie ist dein Tag verlaufen?“, erkundigte er sich.
„Sagenhaft.“
„Und dein Fuß?“
Sie hob das Bein ein Stück an. „Viel besser.“
Sein Blick glitt über ihre nackte Haut, von den Zehen bis zu den Schenkeln. „Hast du Appetit?“
Auf dich, dachte sie. „Durchaus.“
„Der Küchenchef hat einen hervorragenden Ruf.“ Er half ihr beim Aufstehen und geleitete sie an den gedeckten Tisch an der offenen Balkontür. „Darf ich
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