Julia Gold Band 53
Kummer darin. „Ich bedauere nichts. Allerdings gebe ich zu, dass ich einer Zeit in meinem Leben nachtrauere, die leider viel zu schnell vorüber war.“
Der Keks in Zayads Mund fühlte sich staubtrocken an. „Die drei Tage mit meinem Vater?“
„Ja.“ Tara lehnte sich in ihrem Sessel zurück. „Er war ein außergewöhnlicher Mensch. Diese drei Tage waren pure Magie. Ob es moralisch gesehen nun richtig oder falsch war – so glücklich war ich weder vorher noch nachher. Außer bei Janes Geburt.“
„Sie haben ihn geliebt?“
„Oh ja, sehr.“
Die Antwort versetzte Zayad einen Stich. Weshalb hatte er die Frage überhaupt gestellt? Hier ging es nicht um Liebe, sondern um Jane und deren Zukunft. Er wollte in Erfahrung bringen, was seinen Vater an dieser Frau so gefesselt hatte, was für ein Mensch sie war. Vielleicht würde er damit auch seinen Vater besser verstehen.
Tara knabberte an ihrem Keks und zog die Füße auf den Sessel. „Wahrscheinlich hören Sie es nicht gern, aber es ist Teil der Geschichte. Ich dachte, Ihrem Vater läge viel an mir. Bevor er abreiste, sagte er mir, dass er mich liebte. Aber wir wussten beide, dass wir in verschiedenen Welten lebten. Und er hatte ja auch Familie.“
„Gewiss“, gab Zayad leicht gepresst zurück.
„Und da hätte ich niemals störend wirken wollen. Allerdings konnte ich nicht fassen, dass alles Lüge gewesen sein sollte. Dass ich völlig unwichtig für ihn war. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass ihn das entstehende Leben in mir überhaupt nicht interessiert hat.“
Obwohl es nicht in seiner Absicht lag, die Mätresse seines Vaters zu trösten, sah Zayad ein, dass er dazu etwas sagen musste. „Ich bin überzeugt, er hätte sich um Jane gekümmert, wenn er es gewusst hätte.“
„Es gewusst hätte?“ Zum ersten Mal erlebte Zayad, wie Tara etwas aus der Fassung geriet. „Natürlich wusste er es, aber er ignorierte es.“
„Mein Vater wusste tatsächlich nichts von Ihrer Schwangerschaft, Tara.“
Sie runzelte die Stirn. „Wie bitte?“
„Er hatte keine Ahnung.“
„Das ist nicht möglich.“ Sie schüttelte den Kopf. „Sein Sekretär sagte …“
„Der Mann informierte meinen Vater nicht über ihre Anrufe und Janes Geburt. Er wollte meinen Vater und das Königshaus vor dem Skandal bewahren.“
„Sprechen Sie nicht weiter.“ Abwehrend hob sie die Hand, als wollte sie sich vor allem Negativen schützen. „Sagen Sie wirklich die Wahrheit? Er hat nie erfahren, dass er eine Tochter hat?“
„So ist es.“
„Dann hat er mich also nicht belogen“, stellte sie ruhig fest. In ihren Zügen spiegelte sich neue Hoffnung. Sie schwieg einen Moment, um die Nachricht zu verdauen. Nachdenklich fragte sie dann: „Und weshalb sind Sie nach Amerika gekommen, Zayad? Warum haben Sie Jane aufgespürt? Um sie von ihrem Erbe zu unterrichten, oder um zu schauen, ob sie es wert ist?“
„Beides.“
Sie nickte, ihre Lippen wurden schmal. „Sie werden meinem Kind nicht wehtun.“
„Das habe ich nicht vor.“
„Sie kann nichts dafür. Ich wollte sie nicht mit Berichten über ihren Vater belasten. Sie ist vollkommen ahnungslos.“
„Aber sie muss es erfahren.“
Tara biss sich auf die Lippe. „Vermutlich haben Sie recht.“
„Ich möchte mit ihr sprechen, sobald sie aus Los Angeles zurück ist.“
„Nein. Ich werde es ihr sagen, wenn sie mich das nächste Mal besucht.“ Sie biss ein Stück von ihrem Keks ab. „Es schmerzt mich, aber wir alle müssen die Wahrheit erfahren.“
Dem konnte Zayad nur zustimmen. Die Wahrheit war mitunter eine bittere Pille, aber es war nicht zu umgehen.
„Und was wird aus meinem zweiten Kind?“, fragte Tara.
Zayad runzelte die Stirn. „Mariah?“
Taras Lächeln war ein wenig traurig. „Sie mag Sie sehr. Seit Jahren hat sie keinen Mann mehr angesehen. Ehrlich gesagt, ich mache mir große Sorgen um sie.“
„Von meiner Seite hat sie nichts zu befürchten.“
„Sie kehren nach Emand zurück, nicht wahr? Zu Ihrer Arbeit, Ihrem gewohnten Leben.“
„Ja.“
„Es wird ihr das Herz brechen. Ich habe es am eigenen Leib erfahren, ich war verliebt und wurde allein gelassen. Das wünsche ich Mariah wirklich nicht.“
„Mariah hegt nicht solche Gefühle für mich.“
„Vielleicht jetzt noch nicht, aber sie wird. Das sehe ich.“
„Sie sehen es?“
Sie lächelte. „Ich spüre es. Gehen Sie sanft mit ihr um, mit meinen beiden Töchtern, ja?“
„Das werde ich tun.“
Als Zayad das Pflegeheim
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