JULIA HOCHZEITSBAND Band 19
Boden.
„Das soll wohl ein Witz sein? Du machst dir doch nicht etwa ernsthaft Sorgen, oder?“
„Ich wünschte, es wäre ein Witz.“ Carrie ging zum Tisch mit dem Bücherstapel hinüber. Bis jetzt hatte Kurt kaum mehr als einen flüchtigen Blick in die Bücher geworfen. Er bemerkte, dass es sich um Werke über Hawaii handelte, über die Mythen und Legenden der Insel.
Carrie suchte in dem Stapel herum, bis sie das Magazin fand, das sie auf dem Flug gelesen hatte. Sie hielt es hoch und tippte auf den Artikel.
„Die alten Menschen auf Hawaii glauben, dass die Natur uns Zeichen sendet. Sie nennen es Ho’ailona. Die Geister aus der Unterwelt wollen uns vor drohendem Unheil warnen. Es gibt böse Omen. Es liegt an uns, sie zu beachten. Oder auch nicht.“
Kurt warf einen Blick auf die Bücher. „Woher hast du all das Zeug?“
„Aus dem Geschenkeladen im Hotel.“
Carrie besaß mindestens zehn Bücher über hawaiianische Mythen und Legenden, über die Geister, über Kahuna-Zauber und uralte Heilmethoden. Kurt liebte es, dass sie sich Hals über Kopf in eine Sache hineinstürzen konnte, wenn sie erst einmal Feuer gefangen hatte. Trotzdem stimmte es ihn nachdenklich, dass sie über nichts anderes mehr reden konnte als über Omen und schlimme Vorzeichen. Inständig hoffte er, dass sie die Bücher nicht als Ausrede vorschieben würde, um die Hochzeit in letzter Minute doch noch abzusagen.
Kurt hatte viele andere Frauen gehabt, bevor er Carrie kennengelernt hatte. Tief im Innern wusste er, dass sie die einzige Frau war, die jemals sein Herz erobern würde. Er wollte, dass sie seine Frau wurde. Es kümmerte ihn nicht, wie aufwändig die Trauung sein würde, wie viele Gäste sie anschließend empfangen würden oder wo sie heirateten.
Er wollte nur eins: Carrie sollte an seiner Seite stehen, und er wollte öffentlich bekunden, sie bis ans Ende ihrer Tage zu lieben, zu ehren und ihr treu zu sein.
„Du hast heimliche Zweifel, nicht wahr?“ Innerlich wappnete er sich für die Antwort.
„Was?“
Noch nie hatte Kurt sie so verwirrt erlebt. „Zweifel. Wegen uns. Wegen unserer Ehe.“ War sie auf der Suche nach einer Ausrede, um die Hochzeit abzusagen? Er konnte und wollte es nicht glauben.
Carrie schüttelte den Kopf. „Nein! Ich zweifle doch nicht an uns. Trotzdem frage ich mich, ob es der richtige Zeitpunkt für eine Hochzeit ist. Vielleicht ist es auch nur der falsche Ort?“
„Carrie, unsere Gäste sind bereits unterwegs. Es ist alles vorbereitet.“
„Ja, ich weiß. Aber die Zeichen …“
„Welche Zeichen?“
„Mein verschwundener Koffer. Ich habe diesen Jeep nicht gebucht. Gestern ist er auch noch in diesen Graben gerollt. Und dann diese jungen Pfadfinder …“ Carrie schoss die Röte in die Wangen, so sehr schämte sie sich immer noch. „Und dein Last-Minute-Flug hatte Verspätung …“
„Aber jetzt bin ich hier.“ Kurt breitete die Arme aus. „Hey, ich glaube, es ist ein gutes Zeichen, dass ich es geschafft habe, hier aufzutauchen, obwohl es keinerlei Transportmöglichkeiten mehr gab.“
„Gab es nicht?“
„Nein. Ich musste den Fahrer eines Touristenbusses bestechen, damit er mich mitnimmt.“
„Das soll wohl ein Witz sein.“
„Darüber macht man keine Witze. Kannst du dir vorstellen, wie es ist, wenn man mit einem Haufen Texaner in einen Bus gezwängt wird? Die ganze Zeit über haben sie Elvis-Songs geschmettert. Sie haben sich förmlich die Lungen aus dem Leib geschrien.“ Kurt hielt kurz inne.
„Na ja, ich will nicht übertreiben. Ich saß nur ein paar Minuten im Bus. Könnte aber trotzdem sein, dass mein Gehör irreparable Schäden davongetragen hat.“ Er fühlte sich erleichtert, als ihre Mundwinkel zuckten. Aber das Lächeln hatte sich sofort wieder verflüchtigt.
„Inzwischen gibt es noch mehr Zeichen als nur den verlorenen Koffer und den Jeep“, gab sie zu bedenken. „Dein Vater und dein Bruder sind auf dem Festland gefangen. Deine Tante wird sogar vermisst. Unsere Hochzeitsmanagerin und der Caterer haben sich offenbar mitten im Getümmel aus dem Staub gemacht. Wenn nur eine Sache passiert wäre, wäre es ja in Ordnung. Dann müsste ich mir wirklich keine Sorgen machen. Aber deine Familie ist gestrandet, und hier erwidert niemand meine Anrufe.“
Carrie schüttelte den Kopf. Für den Bruchteil einer Sekunde nagte sie an ihrem Fingernagel. „Kurt, ich gebe mir wirklich alle Mühe, nicht die Nerven zu verlieren.“ Sie holte tief Luft. „Aber irgendetwas geht hier
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