JULIA HOCHZEITSBAND Band 19

Kante baumeln. Durch die Schiebetür schaute sie zu ihm hinüber, und plötzlich verspürte sie die größte Lust, sich nach dem Telefonat mit ihrer Mutter neben ihn zu legen. Vielleicht könnte ich ihn mit einem Kuss wecken, dachte sie.
    „Es wäre wirklich viel schöner gewesen, wenn …“
    „… wenn ich im Club geheiratet hätte. Mom, ich weiß, dass es dir lieber gewesen wäre. Aber es war nicht unser Wunsch.“
    „Nicht Kurts Wunsch, wolltest du sagen.“
    „Nicht mein Wunsch. Kurt möchte einfach nur, dass wir heiraten.“
    „Darauf kannst du Gift nehmen. Jetzt wo deine Agentur so gut läuft.“
    „Mom?“ Carrie hatte keine Lust, sich eine Predigt anzuhören, was sie aufs Spiel setzte, wenn sie einen Künstler heiratete. Dorothy hatte nicht die geringste Ahnung, dass Kurt nahezu siebenstellige Summen für seine Wandmalereien kassierte. „Ich muss aufhören. Wir bekommen Besuch.“
    „Oh, dann auf Wiederhören.“
    „Mom, ich habe dich lieb. Wir sehen uns übermorgen.“
    „Ja.“ Wieder seufzte die Frau. „Auf Wiedersehen, meine Liebe.“
    Von der Terrasse aus hatte Carrie eine junge Frau entdeckt, die auf dem Weg zum Honeymoon Bungalow war. Carrie eilte durch das Zimmer und öffnete, bevor die Frau klingeln konnte. Kurt sollte auf keinen Fall gestört werden.
    Sie trat nach draußen und schloss die Tür hastig hinter sich.
    „Aloha!“, grüßte die grell blondierte Frau, die einen Wickelrock aus dünnem Batist trug. Der violette Stoff war über und über mit glitzernden Pailletten besetzt. Das lange, dünne Haar wehte ihr um die gebräunten Schultern, die nur von den Spaghetti-Trägern ihres Satin-Tops bedeckt wurden. An jedem Finger steckte ein Ring. Die Frau sah aus, als wäre sie eben erst achtzehn Jahre alt geworden.
    „Ich heiße Oleo. Ich vertrete Rainbow Roberts von
    Happily Ever After Events.“
    „Ich bin Carrie Evans.“ Carrie schüttelte Oleo die Hand. Sie war erleichtert, dass überhaupt jemand von Happily Ever After zu ihr Kontakt aufgenommen hatte. Aber ihr Glück dauerte nicht lang.
    „Rainbow hält sich in diesen Wochen nicht hier auf. Sie ist nach Bangkok geflogen. Ich bin ihre Assistentin, und ich unterstütze Sie bei der Hochzeit am Samstag.“
    „Bangkok?“
    Oleo lächelte. „Sie lässt sich das Fett absaugen.“
    „In Bangkok?“
    „Nirgendwo auf der Welt gibt es bessere Schönheitschirurgen. Und man zahlt nur ein Drittel des üblichen Honorars.“ Oleo hatte sich ein Clipboard mit allerlei Papieren und Unterlagen unter den Arm geklemmt.
    Carrie wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte, als Oleo durch die Papiere blätterte. Ihre Hochzeitsplanerin war also nach Bangkok geflogen, um sich dort das Fett absaugen zu lassen, und hatte einen Teenager als Vertretung engagiert?
    „Darf ich fragen, wie viele Hochzeiten Sie für Rainbow schon abgewickelt haben?“ Carrie ließ den Blick über das Hotelgelände schweifen. Es sah wirklich aus wie das Paradies.
    Oleo schien die Frage nicht zu stören. „Oh, keine Ahnung. Allein diese Woche waren es schon fünf Hochzeiten. Ich arbeite seit mehr als vier Jahren für Rainbow.“
    „Wie alt sind Sie?“, platzte Carrie heraus, bevor sie sich zügeln konnte.
    Oleo blinzelte. „Wie alt ich bin?“
    Carrie zuckte die Schultern. „Ich bin einfach neugierig.“
    „Dreißig.“
    „Dreißig.“ Carries Anspannung legte sich langsam.
    „In Bangkok können Sie wahre Wunder vollbringen, wie ich gehört habe.“ Oleo schaute sich um. „Können wir uns vielleicht irgendwo setzen und die Hochzeit durchsprechen?“
    „Mein Verlobter schläft drinnen. Wie wäre es, wenn wir uns an einen Tisch am Pool setzen?“
    „Wunderbar.“
    „Ich will nur schnell reingehen und meinen Ordner holen.“
    Ein paar Minuten später saßen Carrie und Oleo unter einem Sonnenschirm und überflogen Carries Notizen.
    „Ich denke, die Fotos von Kurt und Ihnen im Auslegerboot sollten wir erst nach der Trauung machen. Dann ist es nicht so schlimm, falls Ihr Kleid dabei nass wird. Wir hatten schon Bräute, die unbedingt mit dem Kanu zur Trauung gebracht werden wollten und klitschnass ankamen. Es ist viel besser, wenn wir es umgekehrt machen. Es macht ja nichts, wenn Ihr Kleid anschließend verdorben ist.“
    „Vielleicht sollten wir die Bootsfahrt komplett streichen?“
    Mit einer Handbewegung wischte Oleo den Vorschlag vom Tisch. „Es wird ein großartiger Schlusspunkt sein, wenn alle Gäste zuschauen, wie Sie mit Ihrem Mann in die Nacht