JULIA HOCHZEITSBAND Band 19
Normalerweise würde ich mich von solchen Sachen doch nicht einschüchtern lassen …“ Sie brach ab.
„Normalerweise hättest du dich vollkommen im Griff. Weil du dein Leben immer vollkommen im Griff hast. Deine Karriere, deine Agentur. Carrie, du kannst etwas auf die Beine stellen. Du treibst die Dinge voran. Aber das Wetter kannst du nicht kontrollieren. Oder die Gepäckabteilung im Flughafen oder die Buchungen beim Autoverleih. Genauso wenig wie die kleinen Pfadfinder.“
Kurt bemerkte den Zweifel in ihrem Blick, als sie protestieren wollte.
„Erzähl mir nicht, dass ein bisschen Schnee in Denver ein böses Omen ist. Eher lautet die Frage doch wohl: Wie oft ist Denver um diese Jahreszeit nicht verschneit? Immerhin haben wir Winter“, gab er zu bedenken.
„Nein. Es ist bald Frühjahr.“
„Letztes Jahr hat es in Denver im Juni geschneit.“
Carrie seufzte. Ihre Hände wurden endlich wieder warm.„Du hast recht. Wahrscheinlich spielen meine Nerven verrückt.“
Kurt streckte die Arme aus und zog sie zu sich heran, wie er es schon tausendmal zuvor gemacht hatte. Erleichtert stellte er fest, dass sie ihre Arme um seine Hüften schlang und sich eng an ihn schmiegte.
„Du darfst nicht vergessen, dass es ganz normal ist, wenn der Braut die Nerven durchgehen.“ Er küsste sie, und es erregte ihn, dass sie seinen Kuss so leidenschaftlich erwiderte, wie sie es immer getan hatte. Wie die Carrie, die die Insel mit ihren Zeichen, Omen und bösen Geistern nicht in ihren Bann geschlagen hatte.
„Lass uns doch schwimmen gehen“, schlug er vor. Er brauchte dringend eine kalte Dusche. „Außerdem ist mir gerade die Idee gekommen, dass wir uns eine Massage zu zweit im Wellnessbereich des Hotels gönnen können. Es wäre mir wirklich ein Vergnügen.“
„Das soll wohl ein Bestechungsversuch sein?“
„Glaubst du, dass ich dich bestechen will, doch noch mit mir ins Bett zu gehen?“
„Genau.“
Im Hintergrund spielte sanfte, beruhigende Musik. Über ihren Köpfen summten die Ventilatoren. Carrie und Kurt lagen auf ihren Liegen hinter Sichtblenden aus Bambus, die den Wellnessbereich des Hotels vor neugierigen Blicken abschirmten. Der Wind der Ventilatoren mischte sich unter die Brise, die durch die Sichtblenden zog.
Die zwei Massageliegen standen gerade so weit voneinander entfernt, dass die beiden Physiotherapeuten sich dazwischen bewegen und an Kurt und Carrie gleichzeitig arbeiten konnten. Carrie war in bunten Batikstoff eingehüllt und entspannte sich herrlich, als der Therapeut das duftende Massageöl gekonnt auf ihren Rücken tropfen ließ. Kurt lag auf dem Tisch gegenüber.
Nicht weit entfernt wuchsen ein paar Sträucher, in denen sich mehrere rote Kardinalvögel und Singdrosseln niedergelassen hatten und um die Wette trillerten. Carrie öffnete die Augen und lächelte, als sie bemerkte, dass Kurt sie anstarrte. Wenn sie eine Katze gewesen wäre, hatte sie wohlig geschnurrt. Kurts Physiotherapeut bearbeitete gerade die Muskeln an seinen Schultern.
Als die Massage zu Ende war, duschten sie in einer komfortablen Dusche, die extra für Paare eingerichtet worden war. Mit den Wänden aus Lavagestein war sie wie eine Grotte gebaut. Man konnte sie als Innenraum nutzen, aber auch die Türen öffnen und sich unter einen künstlichen Wasserfall stellen, ohne umständlich über das Gelände spazieren zu müssen.
Schließlich kamen sie wieder in ihrem Bungalow an. Kurt brauchte dringend einen kleinen Mittagsschlaf und legte sich aufs Bett.
Carrie wollte gerade Rainbow anrufen, als ihr Handy klingelte. Um Kurt nicht zu wecken, drückte sie sofort auf den Knopf, eilte hinaus auf die Terrasse und schloss die Schiebetüren.
„Carrie?“ Ihre Mutter war am Apparat.
„Hi, Mom.“
„Hast du die Nachrichten gesehen? Der schreckliche Schneesturm in Denver treibt direkt in unsere Richtung.“
„Kurts Vater hat es uns schon erzählt. Sie warten darauf, dass der Flugverkehr wieder aufgenommen wird. Du solltest eigentlich keine Schwierigkeiten bekommen. Solche Schneestürme ziehen schnell vorüber.“
„Was für ein Fiasko. Wie einfach wäre alles gewesen, wenn du dich für eine Hochzeit in Chicago entschieden hättest.“
„Nein, Mom. Es ist kein Fiasko. Es ist ein Schneesturm. Unsere Gäste werden rechtzeitig bei uns eintreffen. Du auch.“ Carrie lächelte unwillkürlich, als ihr bewusst wurde, dass sie genauso zuversichtlich klang wie Kurt.
Er lag ausgestreckt auf dem Bett und ließ die Füße über die
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