JULIA HOCHZEITSBAND Band 19
hatte, als Gypsy ihm mit dem Huf auf den Fuß getreten war, würde er um nichts in der Welt tauschen wollen.
Mark warf den Hut auf die Garderobenablage und dehnte den Nacken, während er zum Arbeitszimmer seines Vaters eilte. Er blieb in der Tür stehen und schaute zu, wie der alte Mann auf die Tastatur seines Computers einhämmerte. Auf der Nasenspitze hatte er sich einen Zwicker geklemmt, und die klassische Musik, die er so sehr liebte, plätscherte leise im Hintergrund.
Mark sagte kein Wort. Er wusste genau, dass er seinen Vater beim Schreiben nicht stören durfte. Es hatte ihn schwer erschüttert, als der alte Herr beschlossen hatte, die Ranch seinen Söhnen in die Hand zu geben.
Sein ganzes Leben lang hatte Bill Reynolds von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf der Ranch gearbeitet. Jetzt wollte er nichts mehr damit zu tun haben. Die Ranch war viel wert, sogar sehr viel. Die Pferde aus seiner Zucht waren preisgekrönt. Aber trotzdem hatte Bill genug.
Er wollte seine Lebensgeschichte aufschreiben. Danach hatte er ein Buch über Briscoe geplant. Und anschließend kam vielleicht ein Roman. Nur um ein bisschen Abwechslung zu haben.
Mark war der älteste Sohn. Es hatte ihn glücklich gemacht, dass er die Ranch übernehmen durfte, und es machte ihn glücklich, dass der alte Mann etwas gefunden hatte, was ihm Zufriedenheit schenkte. Obwohl es manchmal schwer zu verstehen war.
Mark liebte die Ranch. Die harte Arbeit schreckte ihn ebenso wenig ab wie das karge Land oder die Pferdezucht. Genau wie sein Vater hatte er seine Berufung gefunden.
Bei seinem kleinen Bruder Chris dagegen sah die Sache ganz anders aus …
Chris ging noch zur Schule. Oder anders gesagt, er war noch nicht reif für die Arbeit zu Hause. Der Junge wehrte sich immer noch mit Händen und Füßen, wenn er nach der Schule abends auf der Ranch mit anpacken sollte. Aber Mark fühlte sich dafür verantwortlich, aus Chris einen Mann zu machen, auf den man stolz sein konnte. Und das bedeutete größtenteils, ihm beizubringen, ernsthaft Verantwortung zu übernehmen.
Mark überließ seinen Vater der Schriftstellerei und ging weiter in die Küche. Am Waschbecken hielt er sich eine Weile auf und versuchte, den Schmutz unter den Fingernägeln zu entfernen.
Außerdem musste er sich noch um das Abendessen kümmern. Solange man Chris sich selbst überließ, würde er nur ungesundes Zeug essen. Dad vergaß die Mahlzeiten, wenn man ihn nicht extra daran erinnerte. Obwohl Mark nicht gern kochte, hatte er es inzwischen gelernt. Mit seinen Kochkünsten würde er natürlich niemals einen Preis gewinnen. Aber er war auch kein hoffnungsloser Fall.
Während Mark sich die Hände abtrocknete, bemerkte er das blinkende Licht auf dem Anrufbeantworter. Nur eine einzige Nachricht. Blitzschnell erkannte er die Stimme. Trotzdem begriff er nicht, warum Trish Avalon ihn unbedingt sehen wollte. Und nicht nur das. Schon morgen Abend wollte sie ihn zum Dinner ins Blue Cloud einladen, das beste Restaurant in Briscoe.
Er hörte die Nachricht noch einmal ab und versuchte zu begreifen, warum sie angerufen hatte. Aber Trish klang wie immer.
Mark ging zur Kaffeemaschine, schenkte sich einen Becher aus der Kanne ein, die er morgens gekocht hatte, und stellte ihn in die Mikrowelle. Während die Sekunden verrannen, dachte er an das letzte Mal, als er Trish gesehen hatte. Es war bei der Beerdigung ihrer Mutter gewesen.
Obwohl sie damals schon seit sechs Jahren getrennt waren, hegte er immer noch Gefühle für sie. Nicht wie damals, aber er betrachtete sie immer noch als Freundin. An jenem Abend hatten sie lange miteinander gesprochen, nachdem die Trauergäste alle nach Hause gegangen waren. Und zwar darüber, wie es war, einen Elternteil so früh im Leben zu verlieren.
Es war ihnen leichtgefallen, sich zu unterhalten. Trish hatte ihren Tränen freien Lauf gelassen. Das war das letzte Mal gewesen, dass er mit ihr gesprochen hatte.
Bestimmt ist sie nur einsam, dachte er. Das ist alles. Und wenn er ehrlich war, fühlte er selbst sich auch ziemlich einsam. Es mochte sein, dass er die Ranch liebte. Aber wenn er sich abends in sein Bett legte, war es immer noch leer.
Mark griff zum Telefon und wählte Trishs Nummer.
Das Blue Cloud war nicht halb so verlockend, wie sein Name klang. Aber es war ein sehr nettes Restaurant, das eigentlich besser nach Austin gepasst hätte. Wie immer freute Trish sich darüber, dass es sich genau dort befand, was man lächerlicherweise als Zentrum von
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