JULIA HOCHZEITSBAND Band 20
Normalerweise war sie kein bisschen impulsiv, sondern eher nüchtern und pragmatisch – fast wie ihr großer Bruder. „Ich hätte nicht gedacht, dass du über diese Blitzheirat glücklich bist.“
„Warum nicht?“
„Na ja, du warst immer so vernünftig und …“
„Langweilig?“, beendete er den Satz für sie. Er wusste, was sie früher von ihm gehalten hatte. Und er konnte sich gut vorstellen, wie sie jetzt – nachdem sie jahrelang in verschiedenen Großstädten gelebt hatte – über ihn, das Landei aus Cloverville, dachte. Doch natürlich war ihre Meinung ihm völlig egal. Er sorgte sich nur um Molly. Sicher irrte Abby sich mit ihrer Ansicht über die Hochzeit. Molly war viel zu klug und zu verantwortungsbewusst, um etwas Unüberlegtes zu tun. Das war eher Abbys Art.
„Voreingenommen“, entgegnete sie.
Obwohl sie ihm natürlich gleichgültig war, verletzte ihn ihre Bemerkung. Auch früher hatte sie es immer wieder geschafft, ihn aus der Reserve zu locken.
„Du findest mich also voreingenommen?“, fragte er herausfordernd. „Dabei habe ich doch dazu gar nichts gesagt.“ Demonstrativ blickte er in den Rückspiegel und betrachtete Lara. Sie war wirklich ein niedliches Kind. Genau wie ihre Mutter es damals gewesen war.
Abby schnappte empört nach Luft. „Clayton!“
Es interessierte ihn nicht, dass sie eine alleinerziehende Mutter war. Ihr Vorwurf war unberechtigt; er verurteilte niemanden. Doch er hätte wirklich gern gewusst, warum sie alleinerziehend war. War es ihr Entschluss gewesen, ihre Tochter allein großzuziehen, oder hatte sie keine Wahl gehabt? Hatte sie es abgelehnt, den Vater ihres Kindes zu heiraten, weil die Ehe ihrer Eltern ein so grauenhaftes Beispiel für sie gewesen war? Oder hatte der Typ sie verlassen? „Warum bist du nicht verheiratet, Abby?“
Sie schnaufte. „Ich hätte wissen müssen, dass deine Freundlichkeit Lara gegenüber nur gespielt war. Du bist noch immer ein voreingenommener Idiot.“
Anstatt wütend über ihre Beleidigung zu sein, musste Clayton lachen. Sie besaß noch immer diese typische Mischung aus Frechheit und kämpferischem Stolz. Er konnte sich gut vorstellen, dass sie einen Heiratsantrag abgelehnt hatte, um ihre Unabhängigkeit zu bewahren. „Warum bist du also nicht verheiratet?“, fragte er beharrlich.
„Das geht dich einen Scheißdreck an, Clayton!“
Sie hatte natürlich Recht. Ihr Leben ging ihn nichts an, doch er wollte zu gern mehr über Laras Vater wissen. Nur zu gut konnte er sich vorstellen, mit was für Typen Abby ausging: wilde, verantwortungslose und aufregende Männer. Sein Magen zog sich zusammen, als er sich Abby im Bett eines anderen Mannes vorstellte – nackt, leidenschaftlich …
Entschlossen, diese Gedanken abzuwimmeln, trat er heftig auf die Bremse. Sie standen vor dem Eingang zum Stadtpark von Cloverville. „Sieh mal, Abby, manche Dinge sind noch wie früher. Sie haben den Colonel immer noch nicht in Ordnung gebracht.“
Abby blickte zu dem Podest, auf dem eine bronzene Statue stand: Colonel Clover, Bürgerkriegsheld und Begründer der Stadt. Sein Hut war verbeult, sein rechtes Ohr fehlte, und seine Arme und Beine waren nur notdürftig mit Draht an seinem Körper fixiert. „Konnte die Stadt es sich nicht leisten, ihn wieder vernünftig restaurieren zu lassen?“, fragte Abby entnervt. „Es ist doch inzwischen acht Jahre her.“
Acht Jahre, seitdem sie von der Schule verwiesen worden war, weil sie mit ihrem Auto gegen Colonel Clover gefahren war. Sie hatte damals Glück gehabt und nicht die kleinste Schramme gehabt. Claytons jüngere Schwester hingegen, die ebenfalls im Wagen gesessen hatte, hatte Schnittwunden im Gesicht und mehrere gebrochene Rippen davongetragen.
Er erinnerte sich an die harschen, anklagenden Worte, die er in jener Nacht zu Abby gesagt hatte. „Unruhestifterin“ und „Störenfried“ waren noch die freundlicheren Bezeichnungen gewesen. Sein Vater hatte damals gerade im Sterben gelegen, und Clayton wusste nicht, ob die Familie es verkraftet hätte, wenn Colleen noch schwerer verletzt worden wäre.
Er blickte auf den Rücksitz; zu dem kleinen Mädchen, das völlig von Abby abhängig war. Armes Kind . So hatte sein Vater Abby immer bezeichnet, wenn er Clayton ermahnt hatte, netter zu ihr zu sein und ihr eine Chance zu geben. Für Mr. McClintock senior war Abby immer eine außergewöhnliche junge Dame gewesen. Selbst auf seinem Sterbebett hatte er für Abby noch ein gutes Wort bei Clayton
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