JULIA HOCHZEITSBAND Band 20
seitdem sein Vater gestorben war.
Und genauso lange war Abby Hamilton schon fort. Gleich nach dem Begräbnis war sie verschwunden. Nicht einmal ihren Highschool-Abschluss hatte sie noch gemacht. Na ja, mit ihrem eigenen Jahrgang hätte sie die Abschlussprüfung auch gar nicht absolvieren können, denn sie war kurz zuvor von der Schule geflogen. Wenn Clayton es nicht bald schaffte, Rory zur Vernunft zu bringen, würde der jüngste Spross der McClintocks vermutlich eine ähnliche Karriere anstreben.
Was machte sie eigentlich jetzt? Seine Schwestern und seine Mom hatten den Kontakt zu ihr immer aufrechterhalten, doch mit ihm hatten sie nie über Abby gesprochen. Sie wussten, was er von ihr hielt. Als Letztes hatte er gehört, dass sie sich mit Gelegenheitsjobs durchschlug. Es hatte ihn nicht sonderlich erstaunt, denn es war Abby schon immer schwergefallen, sich längere Zeit für eine bestimmte Sache zu interessieren.
„Flug 3459 landet an Gate B4.“
Die Durchsage schreckte ihn so unvermittelt aus seinen Gedanken auf, dass der Kaffee über seine Hand schwappte und er sich die Finger verbrannte. Abby war zurück. Claytons Magen zog sich zusammen. Hatte er zu viel Koffein getrunken? Oder lag es daran, dass Abby Hamilton schon immer nichts als Ärger gemacht hatte? Sie mochte inzwischen älter und vielleicht auch vernünftiger sein, doch er zweifelte stark daran, dass sie sich wirklich verändert hatte.
Suchend blickte er über die anderen Menschen hinweg, die ebenfalls auf verspätete Fluggäste warteten. Die ersten Ankömmlinge wurden lautstark und herzlich begrüßt. Irgendwie zweifelte er daran, dass Abby sich darüber freuen würde, ihn zu sehen. Niemand hatte ihr gesagt, dass er ihr Chauffeur sein würde.
Neugierig betrachtete er die herankommenden Passagiere. Wo war sie nur? Es war inzwischen völlig aussichtslos, dass sie es noch zur Probe in der Kirche schaffen würden. Er konnte froh sein, wenn sie nicht auch noch das Abendessen verpassten.
Sie hatte sich also kein bisschen verändert. Endlich erblickte er sie hinter einer Gruppe von Nachzüglern. Erst als die anderen in Richtung Gepäckband gingen, konnte er sie genauer ansehen, denn sie war kaum größer als einen Meter fünfzig. Als sie näher kam, musterte er ihr Gesicht, das von einer wilden Lockenmähne umrahmt war. Ihre Augen waren noch immer leuchtend blau, und ihre Wimpern unglaublich lang.
Claytons Blick wanderte an ihrem Körper hinunter, der in einem weißen Top und ausgewaschenen engen Jeans steckte. Wieder zog sein Magen sich zusammen. Abby würde auch diesmal für Ärger sorgen – vielleicht sogar für noch größeren Ärger als damals.
Plötzlich bemerkte er, dass sie jemanden an der Hand hielt. Neben ihr ging ein kleines Mädchen, das etwa fünf Jahre alt war. Mit ihren blonden Locken und den strahlend blauen Augen war sie ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten.
Niemand hatte ihm gesagt, dass Abby Hamilton ein Kind hatte.
Abby sah sich suchend um. Anscheinend hielt sie nach Molly oder Colleen oder auch Brenna Ausschau. Doch dann erblickte sie Clayton. Verlegen rieb er sich die schokoladenbraunen Augen. Mit seinen dreißig Jahren sah er dem Jungen, der er vor acht Jahren gewesen war, zwar noch sehr ähnlich, doch inzwischen war er zum Mann geworden. Sein Gesicht war kantiger, und sein schwarzes Poloshirt spannte sich über seinen muskulösen Oberkörper.
Abby holte tief Luft und verdrehte die Augen. „Oh nein!“
„Was ist denn, Mommy?“, fragte das kleine Mädchen, wobei es an ihrem Ärmel zog.
Abby war wie angewurzelt stehen geblieben. Sie wollte nicht in Claytons Richtung gehen. Offensichtlich hatte niemand ihm von Lara erzählt. Einerseits freute Abby sich über die Zuverlässigkeit ihrer Freundinnen, doch andererseits hätte es sie gar nicht so sehr gestört, wenn eine von ihnen ihr Versprechen, niemandem in Cloverville von ihrer Tochter zu erzählen, gebrochen hätte. Warum hatte sie damals überhaupt von ihnen verlangt, Stillschweigen darüber zu bewahren? Sie schämte sich nicht dafür, eine alleinerziehende Mutter zu sein. Doch ein Teil von ihr war noch immer achtzehn und hatte Angst vor der Missbilligung der Stadtbewohner. Und niemand in Cloverville hatte sie mehr missbilligt als Clayton McClintock.
Hätte sie statt ihres legeren Outfits doch nur eines ihrer maßgeschneiderten Bürokostüme getragen. Doch jetzt war es zu spät, die Garderobe zu wechseln. Und wohl auch zu spät, Claytons Meinung von ihr zu
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