Julia James
Die spanische Mittelmeerküste erwies sich als wahre Goldmine. Hier konnte man viel Geld verdienen, sowohl an den Durchschnittsurlaubern als auch an den ganz Reichen, die er als Zielgruppe im Auge hatte, weil sie alles kauften, was teuer und gerade in Mode war, von teuren Yachten bis zu Golfplätzen.
Mit offenem Verdeck fuhr Cesar die palmengesäumte Auffahrt entlang, die durch die terrassenförmigen Anlagen des Kasinos führte. Er erreichte die Gabelung zum angeschlossenen Luxushotel hoch über dem Privatstrand mit seinen Swimmingpools und versteckten Bungalows mit Blick auf den Hafen. Dort ankerten die Yachten der Millionäre, die ihr Geld im El Paraíso verloren oder im exklusiven Club neben dem Hotel Golf spielten.
Wie seine Ferienanlagen auf Mallorca und an der Algarve war das Unternehmen eine Goldmine. Cesars Gedanken schweiften ab. Wo sollte er das nächste El Paraíso eröffnen? Auf Menorca oder den Kanarischen Inseln? Oder an der sich rasch entwickelnden Costa de Luz in Spanien? Vielleicht sogar an der spanischen Nordküste, wo die englischen Aristokraten früher ihre Börsengewinne zu verspielen pflegten?
Ein leichtes Lächeln umspielte Cesars Lippen. Hundert Jahre waren seitdem vergangen, und Spanien war immer noch ein Mekka für sonnenhungrige Nordeuropäer. Ihre Sehnsucht nach Sonne hatte dem Land Wohlstand gebracht, doch der hatte seinen Preis. Das alte Spanien veränderte sich zusehends. Die Armut war verschwunden, aber auch die Traditionen und die Kultur schienen sich aufzulösen. Die Unterschiede, die seit Jahrhunderten zwischen Spanien und dem übrigen Europa bestanden hatten, waren kaum noch zu spüren.
Die Geschichte seines Landes hatte ihn schon immer fasziniert. Doch die Zeit, als er den Ehrgeiz besessen hatte, Geschichtsprofessor zu werden, lag lange zurück. Er hatte sich für das Geldverdienen entschieden und war erfolgreicher gewesen, als er es sich je erträumt hatte. Inzwischen lief das Geld ihm förmlich hinterher.
Und auch die Frauen liefen hinter ihm her.
Er bog in die Küstenstraße ein und beschleunigte das Tempo. Die Frauen hatten es ihm stets leicht gemacht, besonders die aus dem nördlichen Europa, die nur noch an Sex zu denken schienen, wenn sie nach Spanien kamen. Als er früher in den Semesterferien gekellnert hatte, hatte er wenigstens sicher sein können, dass sie wirklich auf ihn flogen und nicht auf das, was er ihnen bieten konnte.
Seit er zu Geld gekommen war, hatte sich das geändert. In seinen Augen erschien ein zynischer Ausdruck, und er gab Gas. Nie würde er vergessen, wie entsetzt er gewesen war, als er begriffen hatte, dass ein Mann mit Geld praktisch jede Frau haben konnte. An der Küste wimmelte es von Frauen, die nach einem reichen Mann Ausschau hielten. Dabei war es für sie völlig unwichtig, ob ein Mann alt, hässlich oder dick war. Wichtig war nur, dass er reich war.
Die Erkenntnis, dass sie eine dicke Brieftasche attraktiver fanden als ihn, hatte ihn schockiert. Er schaltete in den höheren Gang und fuhr schneller. Immerhin war er bald klüger geworden. Jetzt war er so zynisch, dass er sich nur mit Frauen abgab, die die beste Verpackung aufzuweisen hatten, und selbst mit ihnen hielt er es nicht lange aus. Es gab immer wieder neue, unter denen er sich nach Belieben eine aussuchen konnte.
Verächtlich verzog er die Lippen. Würde es immer so weitergehen? Eine ständig wechselnde Parade schöner Frauen? Er lächelte spöttisch. Weshalb beklagte er sich eigentlich? Die meisten Männer beneideten ihn.
Eines Tages würde er natürlich heiraten und eine Familie gründen. Er wusste nur noch nicht, wann. Sein derzeitiges Leben war oberflächlich, er bewegte sich in einer vergoldeten Scheinwelt. Nur wenige Ehen seiner Freunde und Bekannten hatten gehalten. Die Reichen schienen oft wie prächtige Schmetterlinge durchs Leben zu flattern. Er dachte an seine eigenen Eltern, die leider nicht mehr lebten. Obwohl sie bescheiden bezahlte Beamte gewesen waren, hatten sie alles darangesetzt, um ihm eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Sie waren entsetzt gewesen, als er ihnen schließlich eröffnete, dass er doch keine akademische Laufbahn einschlagen wollte. Nachdem er einen Sommer lang für ein Bauunternehmen gearbeitet hatte, war ihm bewusst geworden, welche Möglichkeiten das neue Spanien ehrgeizigen Männern bot. Es wäre dumm gewesen, das Angebot der Firma abzulehnen.
Seine Züge überschatteten sich. Immerhin hatten seine Eltern noch erlebt, wie ihr Sohn sein
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