Julia Liebeskrimi Band 09
…“
„Mr. Wyatt, wenn Molly und ich uns zu einem Schäferstündchen verabreden wollten, dann bestimmt nicht in der Kühlkammer.“
„Nein“, brummte der Rancher verstimmt. „Vermutlich nicht.“
Mollys Blick fiel auf die Kätzchen, die es sich in einer Ecke in der Küche gemütlich gemacht hatten. Hoffentlich rührten sie sich nicht von der Stelle! „Ich möchte zu gern wissen, wer uns eingesperrt hat und warum“, versuchte sie die Aufmerksamkeit ihres Bosses auf sich zu lenken, damit er nur ja die Kätzchen nicht bemerkte. „Wir hätten da drin erfrieren können. Brrr!“ Sie schenkte Wyatt ein charmantes Lächeln. „Kommen Sie, Sir, wir gehen in die Lobby und entzünden ein nettes Feuerchen im Kamin.“ Laut Jocelyn gefiel es Wyatt, wenn man ihn Sir nannte.
Ein zufriedenes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Er nahm väterlich Mollys Hand und führte sie zur Tür. „Aber natürlich, Molly, meine Liebe. Wir wollen es Ihnen schön mollig warm machen, sodass Sie sich fühlen wie die Made im Speck, nicht wahr?“ Er stieß die Tür zur Lobby auf.
Dort erwartete sie bereits Sharleen mit vor der Brust verschränkten Armen. Mit der Fußspitze tappte sie ungeduldig auf den Boden. „Ich hasse Maden!“, rief sie aufgebracht aus.
Molly setzte schon zu einer Erklärung an, doch bevor sie noch den Mund aufmachte, hatte Sharleen schon auf dem Absatz kehrtgemacht und stürmte die Treppe hinauf.
7. KAPITEL
Der nächste Zusammenstoß mit Sharleen passierte, als Molly es nun ganz und gar nicht gebrauchen konnte.
An jenem Morgen hatte der Weihnachtsbaum auf der Triple Eight Einzug gehalten, eine riesige Fichte. Es war ein delikates Unterfangen gewesen, den gut zwanzig Fuß hohen Baum in die Lobby zu schaffen. Nach großem Hin und Her war es den drei Männern – Raleigh, Nicky und Rip – schließlich gelungen, die Fichte in eine aufrechte Position zu bringen und so weit zu befestigen, dass nicht zu befürchten war, sie würde umstürzen und jemanden erschlagen.
Das Dekorieren war dann Mollys Job, den sie nur allzu gern übernahm. Raleigh schleppte Kartons über Kartons mit Weihnachtsdekoration vom Boden herunter. Dabei ließ er sich ziemlich viel Zeit, bis schließlich Etta Sue das Kommando übernahm. Danach konnte er gar nicht rasch genug fertig werden.
Inzwischen war er in die Scheune abgetaucht, und auch Etta Sue hatte sich erneut rar gemacht. Molly war allein, stand ganz oben auf der Leiter, um Hals und Schultern eine lange Lichterkette gewunden, die sie an den Zweigen befestigen wollte. Doch anstatt, wie üblich bei dieser Arbeit, fröhlich vor sich hin zu summen, war sie furchtbar entnervt. Am Fuß der Leiter hatte sich nämlich Sharleen aufgebaut, mit den Händen fest zwei Sprossen umklammernd.
Molly unterdrückte einen Fluch, lehnte sich ein Stück zur Seite und warf einen Teil der Kette – einem Lasso gleich – über die Spitze des Baums. Die Leiter schwankte. Überraschenderweise legten sich die Lichter gehorsam über die Zweige, so wie Molly es sich wünschte. Und wie durch ein Wunder blieb die Leiter fest stehen.
Molly spähte durch die dichten Zweige nach unten. „Ich hab Sie“, rief Sharleen ihr in einer Mischung aus Schadenfreude und Hilfsbereitschaft zu. Als könnten Molly und die Leiter sich urplötzlich auf und davon machen.
Vorsichtig kletterte Molly eine Sprosse nach unten. „Schon …“, in einem waghalsigen Manöver wand sie ein weiteres Stück der Lichterkette um den Baum, „okay. Uff, danke, Sharleen. Sie können jetzt ruhig loslassen.“
Sharleen dachte gar nicht daran. „Sie hätten die Kette in Längsrichtung aufhängen sollen. Das ist leichter.“
„Das sagen Sie jetzt.“ So rasch wie möglich wickelte sie den Rest der Kette um die imposante Fichte, wobei sie ständig mit dem Schlimmsten rechnete, denn immer wenn Sharleen die Leiter „stützte“, geriet diese bedrohlich ins Wanken. Mit zu schmalen Schlitzen verengten Augen erwartete Sharleen die schwer atmende Molly am Fuß der Leiter. „Eine super Chance, Sie mir vom Hals zu schaffen“, fauchte sie gereizt. „Ein Stoß hätte genügt.“
Das fehlt mir gerade noch, dachte Molly, während sie behutsam einen Schritt zurückwich, ein Hausmädchen mit Mordlust im Blick. Die spitzen Nadeln eines Zweiges bohrten sich in ihren Rücken, und sie fuhr erschrocken auf.
Na gut, überlegte sie. Vielleicht ist es das Beste, die Sache hier und jetzt auszutragen. „Dann waren Sie es also, die mich in der
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