Julia Liebeskrimi Band 09
machen. Für die sonst so laut herumpolternde Etta Sue war ihr heimlichtuerisches Verhalten höchst verdächtig.
Etta Sue wühlte in den Tiefen ihres Rollwagens und beförderte eine Flasche billigen Fusels hervor. Sie nahm einen kleinen Schluck und verteilte dann großzügig Schnaps auf ihren Handgelenken, als sei es Parfum. Sehr seltsam. Kein Wunder, dass die Frau stank wie eine Schnapsbrennerei.
Etta Sue steckte die Flasche zurück und setzte ihren Weg fort. Molly verharrte in ihrem Versteck, verwirrt über das, was sie soeben gesehen hatte. Wie so manches, was hier auf der Triple Eight passierte, ergab es so gar keinen Sinn.
Der „Thunderhead Saloon“ war Treetops einziger Nachtclub. Nostalgische Wagenräder flankierten den Eingang. Das Innere war im Überfluss mit knorriger Pinie ausgestattet. Eine auf Hochglanz polierte Bar nahm die ganze Breitseite ein. Die Hocker besetzten echte Cowboys, die echte Schnäpse hinunterkippten.
Die Leute von der Triple Eight hatten sich um einen großen runden Tisch versammelt. Cord Wyatt spielte den jovialen Gastgeber. Er bestritt die Konversation, bestellte eine neue Runde Bier, wenn die Gläser noch gar nicht leer waren, und stand permanent auf, um johlend alte Freunde zu begrüßen. Sharleen donnerte sich für ihre Wandlung in einen Superstar auf. Nicky Peet flirtete mit der Bedienung. Etta Sue und Rip flirteten miteinander.
Molly nahm dankbar an, als Raleigh sie endlich zum Tanzen aufforderte.
„Hübsch siehst du aus, Miss Molly“, kommentierte Raleigh, als sie sich zwischen die tanzenden Paare auf die voll besetzte Tanzfläche schoben.
„Danke.“ Sie war keine geübte Tänzerin, doch sie wurde sofort von den flotten Rhythmen mitgerissen. Die Stimmung im Saal kochte regelrecht. „Du aber auch“, gab Molly das Kompliment an Raleigh zurück. Er trug eine schwarze Hose und ein schwarzes Hemd unter der Lederweste mit den langen Fransen. Zur Feier des Tages hatte er sogar seine Stiefel auf Hochglanz gebracht und den Dreitagebart abrasiert. Sein Aftershave duftete herrlich frisch nach Sandelholz.
Er schlang ihr die Arme um die Mitte und zog sie dicht an sich. „Das ist ja fast wie ein Rendezvous.“
„Ja, beinahe“, stimmte sie zu. „Aber reicht es auch bis zum Techtelmechtel?“
„Da mach dir mal keine Sorgen.“ Raleigh schmiegte die Handflächen um ihre wohlgerundeten Pobacken. Molly legte den Kopf gegen seine Brust, die Augen hingebungsvoll geschlossen.
Es wurde noch besser, als er anfing, ihren Nacken zu liebkosen. Sie stützte ihr Kinn auf seine Schulter und lächelte vor Wonne. Es war ihr egal, ob sie beobachtet wurden. Das sieht mir aber gar nicht ähnlich, fuhr es ihr flüchtig durch den Kopf. Wie wundervoll!
„Pass auf den Ohrring auf“, hauchte sie, als Raleigh sich bis zu ihrem Ohr vorgearbeitet hatte. Er knabberte an ihrem Ohrläppchen und zeichnete mit der Zungenspitze die Ohrmuschel nach. Ein leises Stöhnen entrang sich Mollys Lippen. Jetzt bloß nicht aufhören, dachte sie flehentlich. Sie wollte seinen Mund überall auf ihrem Körper spüren, wünschte, dass er Sachen mit ihr machte, die ein Cowgirl vor Lust um den Verstand brachten.
„Jemand lächelt in deine Richtung“, flüsterte Raleigh.
„Ja, ich selbst“, seufzte sie.
„Eine hübsche kleine Person mit verrückten roten Haaren. Ignorieren wir sie einfach.“
„Das ist Grace.“
„Die berühmte Grace, von der du mir neulich so viel erzählt hast?“
„Hmm.“ Widerstrebend winkte sie ihrer Freundin zu. Sie telefonierten jeden Abend zusammen, um letzte Details der bevorstehenden Hochzeit zu diskutieren – und sich auf den jeweils neusten Stand zu bringen, was die Ereignisse auf der Goldstream und der Triple Eight betraf. Molly freute sich darauf, mal wieder unter vier Augen mit Grace zu sprechen … irgendwann.
Molly schmiegte ihre Wange an Raleighs Schulter, die Finger in den Fransen seiner Weste verflochten. Grace würde verstehen, dass Molly sich unmöglich aus den Armen ihres Traum-Cowboys losreißen konnte.
Doch Raleigh war natürlich nicht mit den Regeln der Cowgirl-Club-Etikette vertraut. Er gab Molly frei und dirigierte sie zu Grace und deren Verlobtem, Shane McHenry. Obwohl die beiden Männer gleich groß waren, wirkte Shane hager und rau, während Raleigh eher auf klassische Art attraktiv war. Shane war wie der buchstäbliche Fels in der Brandung, ein ausgezeichnetes Pendant zu Graces Flatterhaftigkeit.
Molly und Grace umarmten sich zur Begrüßung und
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