Julia Liebeskrimi Band 09
lüpfte die Decke und zog ihn an sich. „Dir ist bestimmt furchtbar kalt.“ Der Winter hatte seine Vorteile, das musste man ihm lassen.
Raleigh legte die Arme um sie und rieb seine kalten Hände an ihrem Rücken. Der Dampf, der ihren Mündern entstieg, vermischte sich miteinander. Raleigh atmete tief ein, und seine Augen glühten regelrecht in der Dunkelheit.
„Komm rein“, sagte Molly leise.
Er küsste sie. Sie hatte gewusst, dass er das tun würde. Und als der Kuss schließlich zu Ende war, war sie erfüllt von einem ungeahnten Wohlgefühl.
„In dich hinein“, hauchte er in ihr Haar. „Dort möchte ich jetzt sein.“
„Zuerst ins Haus, Casanova.“ Sie hakten einander unter und betraten die Lodge. Die Lobby war spärlich möbliert und zugig wie immer, wirkte aber dennoch behaglicher. Das Feuer im Kamin brannte. Der Baum war dunkel, nur die verbliebenen Kugeln funkelten im Feuerschein. Sharleen hatte die Scherben aufgefegt und die Holzdielen gewienert, die jetzt in einem warmen Braun wie Ahornsirup glänzten.
Zwei Sessel waren dicht vor den Kamin gerückt. Molly drückte Raleigh in einen. Bevor sie sich abwenden konnte, fand sie sich auch schon auf seinem Schoß wieder, mit den Füßen in der Luft strampelnd. „Von mir aus.“ Sie schmiegte sich behaglich an ihn. „Sag Bescheid, wenn deine Beine taub werden.“
„Aber, Miss Molly, du müsstest doch inzwischen wissen, dass in deiner Gegenwart keines meiner Körperteile taub wird.“
„In der Kühlkammer aber schon.“
„In der Kühlkammer war ich auch ein Gentleman.“
„Vielleicht will ich aber gar keinen Gentleman.“
„Du willst einen Cowboy?“
„Sozusagen.“ Sie strich leicht über seine kratzigen Bartstoppeln. „Ich möchte die Einstellung, das Verhalten eines Cowboys.“
„Das heißt?“
„Stolz. Mut. Bescheidenheit. Rechtschaffenheit. Witz. Stärke … gemildert durch Sanftheit.“
„Du scheinst dir das genau überlegt zu haben.“
„Seit ungefähr fünfzehn Jahren.“
„Das ist ziemlich entmutigend. Wie sollte ein Normalsterblicher – und schon gar einer deiner angebeteten Cowboys – all diese Erwartungen erfüllen?“
Sie schmiegte ihre Wange an seine. „Mach dir keine Sorgen. Du hast dich bereits qualifiziert.“
Er streichelte ihr übers Haar. „Auch wenn ich normalerweise keine Sporen trage?“
„Reine Tarnung“, erwiderte sie und meinte es auch so. Raleigh blieb auch in seinem blauen Anzug mit dem weißen Hemd und der schlichten Krawatte ihr strahlender Cowboy-Held.
Er suchte ihre Lippen und legte all sein Gefühl in diesen Kuss. „Ich liebe dich, Molly.“
„Und ich liebe dich.“
„Kommst du mit mir, wenn ich gehe?“
Ihr stockte der Atem. „Du willst wirklich weg?“
„Schon bald. Mein Job hier ist so gut wie beendet. Der Fall geht jetzt an den Staatsanwalt.“
Molly stand auf und tigerte rastlos auf und ab. Ihre Gedanken überschlugen sich. Mehr als alles andere auf der Welt wollte sie mit Raleigh zusammen sein. Aber die Aussicht, Wyoming verlassen zu müssen, wo sie gerade geglaubt hatte, endlich am Ziel ihrer Träume angekommen zu sein, ließ sie zögern. Am liebsten würde sie mit Raleigh zusammen hierbleiben, auf der Triple Eight. Das hatte sowohl mit ihrem Hang zur Cowboy-Romantik zu tun wie auch mit ihrer Furcht vor Veränderung. Ihr war das alles zu viel, und es ging zu schnell.
Aber auf der anderen Seite war da Raleigh. Sie liebte ihn mehr als genug.
„Du wirst die Ranch wahrscheinlich ohnehin verlassen müssen.“ Verlangen schnürte Raleigh die Kehle zu. Mehr als ein rein körperliches Verlangen. Er war Molly mit Haut und Haaren verfallen und meinte sterben zu müssen, wenn er nicht mit ihr zusammen sein konnte.
Molly blieb stehen. Sie sah ihn aus großen Augen an. „Warum denn?“
„Ich kann nur Vermutungen anstellen, aber Wyatt erwartet zumindest eine hohe Geldstrafe. Ganz offensichtlich ist Etta Sue der Kopf der Bande. Wyatt war lediglich ihr Laufbursche. Wie auch immer: In Anbetracht seiner maroden finanziellen Verhältnisse treibt eine Geldstrafe, ganz gleich, wie hoch, Wyatt garantiert in den Bankrott. Dem wird die Triple Eight – und dein Job – wohl zum Opfer fallen. Es tut mir leid.“
„Ich hatte fast schon so etwas erwartet.“ Traurig ließ Molly den Blick durch den Raum schweifen. „Auch wenn ich hier einiges auszustehen hatte, habe ich die Ranch doch lieb gewonnen. Der Abschied wird mir ziemlich schwerfallen.“
„Ich weiß.“ Ein versonnenes Lächeln
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