Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 02
verwundert. „Und wie verhindern Sie es?“
„Mit der Kraft meines Willens.“ Er beobachtete ihre Reaktion und wartete auf einen Kommentar, doch sie schüttelte lediglich den Kopf. „Was jetzt also Ihr impulsives Verhalten beim Dinner anbelangt“, begann er.
„Ich werde mich nicht dafür entschuldigen.“
„Das verlange ich auch gar nicht.“
„Warum haben Sie dann nach mir gesucht?“
„Sie haben meine Schwester verteidigt.“
„Und ich sollte Sie besser warnen, dass ich es in vergleichbarer Situation wieder tun würde.“
„Ich wollte mich bedanken.“
„Das müssen Sie nicht.“ Ihre Verwirrung wich allmählich wieder einem gewissen Zorn. „Die eigentliche Frage ist doch, warum Sie sie nicht verteidigt haben.“ Sie hob eine Hand. „Ich weiß, Sie haben einen halbherzigen Versuch unternommen, aber als Ihr Vater Ihnen befohlen hat, sich herauszuhalten, haben Sie gehorcht. Warum?“
Kamal musterte ihren ernsten Gesichtsausdruck. Sie war eine Frau der Tat und würde es nicht verstehen, dass es manchmal besser war, den richtigen Zeitpunkt abzuwarten. Er jedoch wusste, dass es nicht darum ging, jede Schlacht zu gewinnen, wenn man nur am Ende siegreich war.
„Aus Respekt vor meinem Vater war es nötig zu schweigen.“
„Und das betrachten Sie nicht als Schwäche?“
„Unangenehm, aber nicht schwach.“
„Das ist doch nur Wortklauberei. Wir müssen uns wohl darauf einigen, dass wir in diesem Punkt nicht einer Meinung sind. Ich verspreche Ihnen, dass ich in Zukunft meine Impulsivität etwas zügeln werde.“
„Nicht wenn es nach mir geht“, entgegnete er.
Vielleicht lag es an ihrem Wutausbruch, jedenfalls sah sie einfach wunderschön aus. Wenn ihr impulsives Verhalten dafür verantwortlich war, hatte er nichts dagegen, mehr davon zu sehen.
Er deutete auf die kleine Bank neben ihnen. „Möchten Sie sich setzen?“
„Ich sollte jetzt hineingehen. Ich muss morgen arbeiten und noch einmal nach Johara schauen.“
„Nur für eine kleine Weile. Wenn Johara etwas braucht, wird man Sie rufen.“
Sie nickte. „Also gut. Es ist wirklich wunderschön hier.“
Dunkelrote Hibiskusblüten rankten sich an der Wand hinter ihr entlang. Sie war wunderschön mit ihren dunklen Haaren und den Augen, die von Braun fast bis Grün changierten, je nachdem, in welcher Stimmung sie sich befand. Ihre Nase war gerade und zierlich, doch ihre Lippen waren einfach unbeschreiblich, voll und sinnlich und samtweich. Er hatte sie vor langer Zeit geküsst, weil er nicht imstande gewesen war, ihrem Mund zu widerstehen, und er war nicht in der Lage gewesen, es zu vergessen. Doch erst jetzt, wo sie in sein Land gekommen war, um hier zu arbeiten, war sie zu einer ständigen Ablenkung geworden, die ihm gefährlich werden konnte.
Die Nacht war vom Duft nach Jasmin und Magnolien erfüllt. Er nahm sie am Ellbogen und führte sie zu der Bank. Durch das fast transparente Material ihres Kleides spürte er die Hitze ihrer Haut. Sein Magen verkrampfte sich, so stark empfand er den Drang, sie ohne die Barriere ihrer Kleider zu berühren.
„Erzählen Sie mir, wie das ist, zum König erzogen zu werden“, forderte sie ihn auf, während sie sich setzte. „Abgesehen davon, dass Sie sich nicht verlieben dürfen.“
„Wie in jedem anderen Beruf gibt es Höhen und Tiefen.“
„Wie zum Beispiel?“
„Die Ehe.“
„Wenn Sie sich nicht verlieben dürfen, wie können Sie dann heiraten?“
Er dachte an das Gespräch mit seiner Tante zurück. „Ein Befehl des Königs würde mir keine andere Wahl lassen. Ich muss einen Nachfolger zeugen“, erklärte er.
„Ich habe viele Geburten erlebt und ganz unterschiedliche Situationen. Allein erziehende Mütter wie Johara. Eltern, die sich riesig darüber freuten, neues Leben in die Welt zu setzen. Auch Paare, die gar nicht verheiratet waren. Aber alle schienen sich wirklich zu lieben. Mir erscheint es einfach falsch, dass Fortpflanzung auf einen rein biologischen Akt reduziert sein soll.“
„Trotzdem wird es für mich so sein.“
„Da Sie also auf keine Seelenverwandte warten – gibt es einen bestimmten Zeitrahmen für diese Heirat?“
„Mir wurde befohlen, möglichst bald eine Braut zu finden. Ansonsten wird eine für mich ausgesucht.“
„Ich dachte, dass arrangierte Ehen zusammen mit Keuschheitsgürteln aus der Mode gekommen seien.“
„Das dachte ich auch“, gab er zu. „Meine Tante hat mir allerdings zu verstehen gegeben, dass mein Vater ungeduldig darauf wartet, dass
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