Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 02
ich die Frau erwähle, die Königin werden wird.“
„Und wie wählt man diese glückliche Dame aus? Gehen Sie zu jemandem auf der Straße und sagen: ‚Ich möchte Sie zu meiner Königin machen‘?“
Er lachte. „Nein.“
„Vielleicht müssen alle geeigneten Kandidatinnen eine Bewerbung einreichen?“
Wieder kam ihm das Gespräch mit seiner Tante in den Sinn, als er gemeint hatte, eine Ehefrau zu finden sei in etwa so wie eine Assistentin einzustellen. Er schaute in Alis schöne, mysteriöse Augen und erkannte, dass er schon seit Monaten an sie dachte. Doch viele seiner Gedanken hatten immer wieder zu einem weichen Bett und zerknüllten Laken geführt.
„Keine Bewerbung.“
„Wie treffen Sie dann Ihre Wahl? Wonach suchen Sie? Ich bin neugierig“, erklärte sie ihm.
„Die Frau, die einmal Königin wird, muss sich um mein Volk sorgen. Dessen Wohlergehen steht an erster Stelle. Sie sollte nicht unattraktiv sein, da sie eine öffentliche Person sein und häufig fotografiert werden wird. Intelligenz, Verständnis und Humor sind nützliche Eigenschaften. Eine gehorsame, praktische Frau, die sich keinen Märchenträumereien hingibt, wäre wünschenswert.“
Ali runzelte kurz die Stirn. „Diese Ikone der Weiblichkeit, die Ihre Tage als Junggeselle beendet, soll also eine Kreuzung aus Mutter Teresa und Fürstin Gracia Patricia sein.“
„Sie machen sich über mich lustig.“
„Das würde ich niemals wagen“, widersprach sie und legte eine Hand auf die Brust. „Aber es scheint, als wären Ihre Tage gezählt.“
„Bei Ihnen hört sich das so an, als wäre ich zu lebenslänglich verurteilt.“
„Wenn die Krone passt …“ Sie zuckte mit den Schultern. „In meinem Land ist es einem Verurteilten gestattet, sich eine Henkersmahlzeit auszusuchen.“
„Davon habe ich gehört.“
„In Ihrem Fall wäre es wohl eine letzte Affäre.“
„Das trifft es recht gut.“ Nach dem Gespräch mit seiner Tante hatte er denselben Gedanken gehabt.
Sie musste etwas davon in seinem Gesicht erkannt haben, denn sie fragte: „Planen Sie dergleichen?“
„Es kam mir in den Sinn“, gab er zu.
„Müssen Frauen dafür auch eine Bewerbung einreichen, oder haben Sie schon jemanden ausgeguckt?“
„Ja, das habe ich.“
„Wer ist die glückliche Dame?“
„Sie.“
4. KAPITEL
Ali sprang mit einem Satz auf und bereute es fast im selben Augenblick, denn ihre zitternden Knie drohten, unter ihr nachzugeben. Hatte sie ihn richtig verstanden?
„Wa… was haben Sie gesagt?“
„Ich möchte eine Affäre mit Ihnen haben.“
Wie sollte man auf eine derart nüchterne Aussage reagieren? Wenn sie an einer Ehe interessiert gewesen wäre – was nicht der Fall war –, hätte sie beleidigt sein können, weil er sie lediglich für einen belanglosen Flirt geeignet hielt. Und so – sollte sie sich geschmeichelt fühlen, weil ein Kronprinz sie zur Geliebten haben wollte und Danke sagen? Oder sollte sie ihm erklären, dass sie nicht zu dieser Sorte Frau gehörte und ihm dann eine Ohrfeige verpassen? Zum zweiten Mal an diesem Abend war sie schlicht und ergreifend sprachlos.
„Ich … ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll“, meinte sie schließlich.
„Sagen Sie einfach Ja.“ Er grinste.
Ihre Knie fühlten sich noch immer an wie Wackelpudding. Ali erkannte, dass ein Teil von ihr am liebsten die Bedenken in den Wind geschlagen hätte und auf die Forderung des Scheichs eingegangen wäre. Und wie töricht war das wohl? Wenn sie nicht klug genug war, ihre Gefühle zu kontrollieren, dann könnte sie schon morgen mit gebrochenem Herzen dastehen. Und das hatte sie bereits hinter sich. Sie fühlte absolut kein Verlangen, die Prozedur zu wiederholen.
Andererseits – wie oft bekam eine Frau schon ein so verlockendes Angebot wie dieses?
„Als ich das erste Mal hier war …“ Sie zögerte, die Frage zu stellen, die sie schon seit Monaten bewegte.
„Ja?“ Er stand von der Bank auf und war ihr nun gefährlich nahe.
Sie blickte verschämt zu Boden. „Warum haben Sie mich damals geküsst?“
„Ali.“ Seine Stimme klang samtweich und genauso verführerisch wie die reine Sünde. Er legte seinen Daumen unter ihr Kinn und zwang sie so, zu ihm hochzuschauen. Dann strich er sanft über ihre Wange und steckte ihr eine vorwitzige Haarsträhne hinters Ohr. Sie zitterte, und als er das bemerkte, lächelte er.
„Wissen Sie wirklich nicht, wie schön und begehrenswert Sie sind?“
Nicht begehrenswert genug, sonst wäre sie
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