Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 02
du das nicht getan. Warum sollte ich dir jetzt glauben?“
„Weil mein Vater es jetzt wünscht.“
„Ich möchte dir nur helfen“, gab sie ihm zu verstehen. „Soll ich eine Liste mit geeigneten Kandidatinnen zusammenstellen?“ Sie faltete die Hände in ihrem Schoß und schaute ihn forschend an.
„Eine Frau zu wählen, ist ganz ähnlich wie eine Assistentin einzustellen. Sie muss verschiedene Qualifikationen mitbringen, und ich bin vollkommen in der Lage, selbst eine geeignete Kandidatin zu finden.“
„Wie du willst“, entgegnete sie. „Eines sollte dir allerdings klar sein. Wenn du keine Frau findest in einem für den König akzeptablen Zeitrahmen, dann wird dir die Wahl abgenommen werden.“
Verwirrung und Ärger erfassten ihn, und er musste sich sehr beherrschen, um weiterhin höflich zu bleiben. „Bislang dachte ich, dass arrangierte Ehen in El Zafir der Vergangenheit angehörten.“
Sie lachte kurz auf. „Nur, weil sie unnötig geworden waren. Aber wenn du weiterhin zögerst, kann diese Tradition rasch wieder eingeführt werden.“
„Also gut. Die Nachricht ist angekommen.“
Wütend verließ er seine Tante und ging in seine Suite, um sich fürs Dinner umzuziehen. Als kleiner Junge hatte sein Vater ihn regelmäßig daran erinnert, dass Macht und Verantwortung Hand in Hand gingen. Indem er den König beobachtet hatte, hatte Kamal gelernt, dass Emotionen eine Schwäche waren, die es zu vermeiden galt. Niemand verstand das Wort Pflichtgefühl besser als Kamal Hassan. Er würde tun, was von ihm erwartet wurde. Doch zuvor würde er sich eine letzte Affäre gönnen.
3. KAPITEL
Im Königspalast zum Dinner eingeladen zu sein war ungefähr so, wie als Nichtschwimmer ohne Rettungsring ins Wasser geworfen zu werden, entschied Ali. Mit Kamal allein zu tun zu haben war eine Sache, aber die komplette königliche Familie in einem Speisesaal, der ungefähr so groß wirkte wie ihr gesamtes Apartment, war verdammt einschüchternd.
Ein Anzeichen ihrer Einschüchterung war die Tatsache, dass sie kaum den Mund aufmachte. Das Gute daran lag darin, dass sie ihre Umgebung ungestört beobachten konnte. Und so bewunderte sie ausgiebig die riesigen Kristalllüster über ihr oder die eleganten Wandleuchter, die den Raum in ein sanftes Licht tauchten. Darüber hinaus schmückten wunderschöne Blumenarrangements praktisch jede freie Fläche des Saales.
Ali blickte zu Prinzessin Farrah hinüber, die ihr schräg gegenüber saß. Die ältere Frau war in ein angeregtes Gespräch mit ihrem jüngsten Neffen Rafiq und dessen Frau Penny vertieft. König Gamil saß am Kopfende der Tafel und unterhielt sich mit Fariq und Crystal. Kamal war zwischen Ali und Johara platziert worden, und Ali hatte keine Ahnung, was sie zu ihm sagen sollte. Es war Farrah gewesen, die sie zu diesem Familiendinner eingeladen hatte, doch wie sah eine angemessene Tischunterhaltung mit dem Hochadel aus?
„Ali?“
„Oh, Entschuldigung. Was sagten Sie, Euer Hoheit?“
„Ich sagte, dass ich mich sehr freue, dass Sie meine Einladung zum Dinner annehmen konnten. Wir wollten Sie willkommen heißen und dafür sorgen, dass Sie sich an Ihren ersten Abend im Palast mit Freude erinnern.“
„Ich … ich …“ Sie räusperte sich, da die Worte wie ein Krächzen herauskamen. „Ich versichere Ihnen, dass dieser Abend für mich unvergesslich sein wird“, erklärte sie ernst.
„Gefällt Ihnen Ihre Unterkunft?“, wollte die Prinzessin wissen.
„Brauchen Sie irgendetwas?“, schaltete sich jetzt der König ein, der mit seinen silbernen Haaren und dunklen Augen perfekt wie ein alternder Filmheld aussah.
„Meine Zimmer sind wundervoll“, entgegnete sie, während sie sich die großzügige Suite ins Gedächtnis rief.
An das Wohnzimmer schloss sich ein Balkon, von dem aus man den Ozean überblicken konnte. Das Schlafzimmer war mit exquisiten Kirschholzmöbeln ausgestattet, im Bad befanden sich goldene Armaturen, und der Fußboden bestand aus Marmor. Was wollte man mehr?
Johara lehnte sich vor, so dass sie über ihren Bruder hinweg zu Ali sprechen konnte. „Ich bin sehr froh, dass Sie hier sind. Es beruhigt mich, dass ich weiß, dass Sie in der Nähe sind. Ich werde …“
„Farrah.“ König Gamil unterbrach seine Tochter und wandte sich an seine Schwester. „Gibt es irgendwelche Fortschritte in der Sache, die wir gestern besprochen haben?“
Ali schaute zu Johara hinüber und bemerkte die Röte, die der Prinzessin angesichts der Tatsache, dass ihr
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