Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 02
haben wollte. Und sie war eine erwachsene Frau, die sich keinen romantischen Flausen mehr hingab. All das hätte ihre Entscheidung erleichtern sollen.
Tat es aber nicht.
Röte zog sich über ihre Haut, als sie sich daran erinnerte, wie kühn und offen er seinen Wunsch geäußert hatte. Vollkommen eindeutig. Nun, fürs Erste würde sie einen strategischen Rückzug antreten müssen.
Kamal verließ das Meeting mit den Krankenhausmanagern und dachte an Ali. Nicht zum ersten Mal.
Ihr überstürzter Aufbruch aus dem Garten in der Nacht vor vier Tagen hatte ihm imponiert. Es war eine völlig neue Erfahrung für ihn, dass eine Frau ihn abblitzen ließ. Dennoch war es an der Zeit, dass er Ali wieder in ihre Schranken verwies und sie endlich aus seinem Kopf bekam. Seiner Ansicht nach ging das am Besten, indem er sein Anliegen vorantrieb. Wenn er erst einmal mit ihr geschlafen hatte, könnte er die Affäre nach gewisser Zeit beenden und sich eine Frau suchen.
Doch eins nach dem anderen. Nachdem er ein paar Erkundigungen eingeholt hatte, wusste er nun, dass sie im Moment eine Einführungsveranstaltung für neues Personal in einem der Unterrichtsräume gab. Das Zimmer lag am anderen Ende dieses Stockwerks. Er freute sich darauf, Ali im Einsatz zu sehen. Und damit meinte er nicht nur als Krankenschwester.
Leise schlüpfte er in den Raum, in dem einige Reihen langer, niedriger Tische mit grauen Plastikstühlen standen. Ali befand sich hinter einem Stehpult; vor ihr fünf junge Frauen, die ihr gebannt zuhörten. Lautlos zog er einen Stuhl heran und setzte sich, doch er wusste, dass sie seinen Eintritt bemerkt hatte, denn der Puls in ihrer Halsbeuge begann wild zu pochen. Die Tatsache, dass seine Gegenwart sie nervös machte, war äußerst befriedigend und zugleich eine Information, die er zu gegebener Zeit zu nutzen wissen würde.
Er war allerdings immer noch ein wenig irritiert, dass er Ali einfach nicht vergessen konnte. Was hatte sie nur an sich, dass er ständig an sie denken musste? Sicherlich lag es daran, dass er von ihr bislang keine positive Antwort auf seinen Wunsch erhalten hatte. Aber bald, versprach er sich selbst.
„Tja, das ist soweit alles, meine Damen“, sagte Ali, während sie noch einmal ihre Notizen durchging. „Sie haben die große Tour durchs Krankenhaus bekommen, ich habe ihnen Arbeitsstrukturen, Angestelltenrechte, Privilegien und Begünstigungen erklärt. Gibt es noch irgendwelche Fragen?“
Kamal hob die Hand, als sich keine der Frauen meldete.
„Meine Damen, wir haben einen Besucher. Darf ich Ihnen Seine Königliche Hoheit, Prinz Kamal Hassan vorstellen? Er ist der Hauptgrund, weshalb wir alle hier sind. Wir müssen ihm für diese fantastische Einrichtung danken.“
„Meine Damen.“ Er lächelte, als sich alle nach ihm umdrehten.
„Sie hatten eine Frage, Euer Hoheit?“, meinte Ali.
„Kann ich Sie kurz sprechen, wenn Sie hier fertig sind?“
„Natürlich.“
Ihr Ton war professionell, fast kühl. Doch er wäre jede Wette eingegangen, dass sie keine Ahnung hatte, wie sinnlich ihre Stimme klang, wie das dunkle Timbre seine Nervenenden streichelte und gleichzeitig seine Absicht verstärkte, sie zu besitzen.
„Meine Damen“, erklärte sie abschließend. „Eines möchte ich Ihnen noch mit auf den Weg geben: Als Krankenschwestern ist es unsere Aufgabe, keinen Schaden anzurichten, aber das ist nicht immer so einfach, wie es sich anhört. Manchmal ist es das Beste, wenn wir beobachten und abwarten.“
Genau dasselbe tut sie mit mir, dachte Kamal. Er konnte nur hoffen, dass sein Warten dazu geführt hatte, dass sie seinem Angebot mittlerweile positiv gegenüberstand. Plötzlich brach eine hektische Betriebsamkeit in dem Raum aus, als die neuen Mitglieder des Personals ihre Papiere zusammenpackten und das Zimmer verließen, während sie ihm vorher noch neugierige Blicke zuwarfen.
Als er mit Ali allein war, stand er auf und ging zu ihr hinüber. „Ali.“
„Kamal“, grüßte sie zurück.
„Wie geht es dir?“, fragte er.
Jetzt, wo er ihr näher war, sah sie noch hübscher aus als zuvor. Sogar in ihrer Krankenhauskleidung brachte sie sein Blut zum Kochen.
„Mir geht es gut.“
„Du hast nicht mehr mit der Familie zusammen gegessen“, bemerkte er, und dabei gelang es ihm nicht ganz, einen missbilligenden Unterton zu unterdrücken.
„Da deine Schwester sich weigert, ihrem Vater zu begegnen, hielt ich es für wichtiger, ihr bei Frühstück und Dinner Gesellschaft zu
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