Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 02
derart über den Mund gefahren wurde, in die Wangen geschossen war. Ali tat das junge Mädchen leid. Bevor sie jedoch weiter darüber nachdenken konnte, wurde die Unterhaltung fortgesetzt. Farrah warf Kamal einen fragenden Blick zu.
„Kamal und ich haben ein Gespräch geführt. Ich bin guter Hoffnung, dass sich von nun an die Dinge zufrieden stellend entwickeln werden.“
„Wollt ihr uns vielleicht verraten, worum es geht?“ Penny schaute von einem zum anderen, zuletzt zu ihrem Ehemann.
Rafiq schenkte ihr sofort ein zärtliches Lächeln. „Ich glaube nicht, meine Liebe. Daher werde ich das Thema wechseln.“ Er sah zu seiner Schwester hinüber. „Wie fühlst du dich, Johara?“
Wenigstens er weiß, was sich gehört, dachte Ali. Nur weil ihr Vater so tat, als sei Johara nicht vorhanden, hieß das noch lange nicht, dass die anderen Männer der Familie seinem Beispiel folgen mussten. Das Mädchen warf ihrem Vater einen entsprechend finsteren Blick zu, bevor sie das Kinn hob und antwortete.
„Rund.“ Johara strich sich über den gewölbten Leib. „Ich kann es nicht erwarten, dass das Baby endlich kommt.“
„Das kann ich mir denken“, stimmte Crystal zu. „Bei mir sieht man fast noch gar nichts, und ich kann es kaum erwarten, das Kind in meinen Armen zu halten.“
Fariq schaute sie an. „Meine Frau ist eine wundervolle Mutter. Das hat sie bei Hana und Nuri bewiesen.“
Der König räusperte sich. „Geht es dir gut, Crystal? Penny? So weit ich weiß, war der Arzt gestern hier.“
„Mit Penny und mir ist alles in Ordnung“, versicherte Crystal.
Ali überlegte, was sie zu der Unterhaltung beitragen konnte. Dies war ein Thema, über das sie Bescheid wusste, und immerhin war der König zu ihr höflich gewesen, auch wenn er sich seiner Tochter gegenüber unmöglich benahm.
„Euer Hoheit, Sie müssen sehr stolz darauf sein, dass Sie bald drei neue Enkelkinder haben werden“, brachte sie schließlich zustande.
König Gamil richtete seine dunklen Augen auf sie. „Ich werde nur zwei neue Enkel haben.“
Alis Herz schlug wie wild, während sie die Tränen in Joharas Augen sah und darauf wartete, dass jemand zur Verteidigung des jungen Mädchens einsprang. Crystal und Penny sahen genauso schockiert aus, wie sie sich fühlte. Die Männer schauten ihren Vater konsterniert an, sagten aber nichts. Ali spürte, wie der Zorn in ihr wuchs. Wahrscheinlich war es zu anmaßend, doch sie konnte jetzt nicht schweigen. Rechtschaffene Empörung überwand ihren Respekt.
„Johara ist Ihre Tochter. Wenn sie in wenigen Wochen ihr Kind zur Welt bringt, dann ist das auch Ihr Enkel.“
„Miss Matlock … Ali“, begann der König. „Ich erwarte nicht, dass Sie das verstehen. Aber ich habe keine Tochter mehr.“
„Das kann nicht Ihr Ernst sein“, entgegnete sie. „Ich weiß, dass ihre Situation nicht ideal ist, aber …“
Er hob abwehrend die Hand. „Sie sitzt hier, weil ihre Brüder und ihre Tante darauf bestanden haben. Sie hat sich jedoch von mir abgewandt, als sie alle Lehren ihrer Kindheit und ihrer Ahnen ignoriert hat. Das kann ich nicht verzeihen.“
„So war es nicht, Vater.“ Johara warf ihre Serviette auf den festlich gedeckten Tisch. „Ich habe mich verliebt.“
Als wenn sie kein Wort gesagt hätte, nahm der König einen Schluck Kaffee. „Kamal, wie läuft das Krankenhaus?“
Ali musterte den Kronprinzen und hielt dabei den Atem an. In seinen Augen sah sie unterdrückte Wut, während er zu seinem Vater hinüberblickte.
„Vater“, erwiderte er, „dir ist klar, dass der Arzt sagte, Joharas Schwangerschaft sei im Moment in einer äußerst heiklen Phase? Sie muss jeden Stress vermeiden. Sie braucht deine Unterstützung …“
„Sie ist schwanger und hat keinen Ehemann. Sie hat Schande über die Familie gebracht.“
„Aber Euer Hoheit“, platzte Ali heraus. Seltsam, wie Adrenalin die Zunge löste. „Sie ist jung. Haben Sie niemals Fehler gemacht in ihrem Alter?“
Johara stand abrupt auf. „Der König ist absolut gnadenlos, was seine Ansichten anbelangt. Er weigert sich zuzugeben, dass sich sogar hier in El Zafir die Zeiten ändern. Da ich ihn davon nicht überzeugen kann, muss ich meine ganze Kraft auf mein Baby konzentrieren.“
Mit aller Würde, die eine hochschwangere, sehr aufgebrachte junge Frau sammeln konnte, verließ sie den Saal. Nach ihrem Abgang senkte sich eine wahre Grabesstille über die Tafel.
„Die Zeiten ändern sich tatsächlich“, bemerkte Kamal kühl.
Da hast du
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