Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 02
löste damit den Kontakt ihrer Lippen. Sofort vermisste sie die Wärme und Sanftheit.
Er blickte auf sie hinunter, während seine Atmung immer noch unruhig war, seine Brust sich heftig hob und senkte. „Du bist voller Überraschungen. Genauso mysteriös wie die Wüste.“
Ihr Herz schlug wie wild, ihr Puls raste. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. „Fariq, ich …“
Er stieß einen langen Atem aus, während er nach ihrer Sonnenbrille griff. „Mein kleines Wüstenjuwel – lass mich deine Augen sehen.“
Er wollte ihr die Brille abnehmen? Plötzlich schoss Adrenalin durch sie und schaltete ihren Verstand wieder ein. Sie rückte von ihm ab und aus seiner Umarmung heraus. Sie war zwar nicht geschminkt, doch ihre Haare hingen offen an ihr herab, und sie trug auch keine unförmige Kleidung. Die Sonnenbrille war die einzige Maskerade, die blieb, ihr einziger Schutz.
„Ich … ich muss gehen.“
„Nicht jetzt. Lass mich …“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich muss Johara ablösen. Die Zwillinge werden sich schon fragen, wo ich bin.“
„Sie wissen, dass du bei mir bist.“ Er runzelte die Stirn, während er mit seiner Stiefelspitze Sand aufschürte.
„Aber das ist so rasch passiert.“ Und damit meinte sie nicht nur die Reitstunde. „Ich … ich meine, ich hatte keine Gelegenheit, sie auf meine Abwesenheit vorzubereiten“, erklärte sie, während sie sich langsam abwandte.
„Warte.“ Er streckte eine Hand nach ihr aus. Als er sah, dass diese Hand zitterte, ballte er sie zur Faust. Seine Augen waren schwarz und unlesbar, als er hinzufügte: „Ich habe Sie in Verlegenheit gebracht.“
„Ja … nein … ich …“
„Es wird nicht wieder vorkommen.“
Bedeutete das, dass er sie feuern würde?
Er fuhr sich verwirrt durch das dunkle, glänzende Haar. „Aber ich bedaure es nicht, dass da noch viel mehr Facetten an Ihnen sind, als ich erwartet hätte. Ich freue mich darauf, sie alle kennen zu lernen.“
Sie stieß langsam die Luft aus. Die gute Nachricht bestand darin, dass sie immer noch einen Job hatte. Die schlechte – er wollte mehr über sie erfahren.
„Ich habe nachgedacht. Da meine Stunde heute so gut verlaufen ist, könnte ich von nun an vielleicht alleine weiterüben?“
Er schüttelte den Kopf. „Ich muss Ihnen noch mehr Grundbegriffe beibringen.“
Die Art und Weise, wie ihr Herz hämmerte, ließ sie sich fragen, welche Dinge er dabei wohl im Sinn hatte. „Aber ich habe immer noch das Gefühl, dass ich Sie von wichtigeren Angelegenheiten abhalte.“
„Ganz im Gegenteil. In zwei Wochen müssen Sie versiert genug sein, um mich und die Kinder in die Wüste zu begleiten. Dort gibt es eine wichtige Veranstaltung, bei der ich anwesend sein muss, und ich möchte Hana und Nuri dabei haben. Deshalb müssen auch Sie mitkommen.“
„Ich verstehe.“
Crystals Augen wurden groß, und sie war dankbar, dass er es nicht sehen konnte. Rasch wandte sie sich von ihm ab. Mit einiger Selbstbeherrschung schaffte sie es, nicht in ihr Zimmer zurückzulaufen. Mit genügend Abstand konnte sie sich von seinem Bann befreien und bemerkte, dass er nicht gesagt hatte, dass er die ganze Geschichte bedaure. Sie war froh darüber, auch wenn er sich wahrscheinlich nie für etwas entschuldigte.
Und sie wollte es auch jetzt gar nicht. Seit der Zeit, als Jungen ein Auge auf sie geworfen hatten, war sie nach ihrem Äußeren beurteilt worden. Fariq hatte sie trotz der Art und Weise wie sie im Moment aussah geküsst. Und es hatte sich wundervoll angefühlt. Sie konnte es ihrerseits nicht bedauern.
Aber sie steckte in Schwierigkeiten. Die Frage war nur – wie tief, und gab es Rettung?
5. KAPITEL
Es war jetzt zwei Wochen her, dass Fariq sie halb besinnungslos geküsst hatte.
Als Crystal hinter ihm durch die Wüste ritt, erkannte sie, dass sie in Gedanken nur noch zwischen der Zeit vor dem Kuss und der Zeit nach dem Kuss unterschied.
Seit jenem Nachmittag hatte sie sich immer wieder gefragt, warum sie damals nicht sofort eine Erklärung für sein Verhalten gefordert hatte. Sie war wohl zu besorgt gewesen, dass er ihr die Brille abnahm. Aber das erklärte immer noch nicht, warum er sie geküsst hatte, wo sie doch nun wirklich alles getan hatte, um ihm in keiner Weise zu gefallen.
Sie hatte erwartet, dass er ihr die Schuld geben würde, doch er hatte kein Wort gesagt. Nie auch nur das Thema angeschnitten. Niemals geäußert, dass es ihm leid täte. Sie nie wieder geküsst.
Und damit war seine großspurige
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