Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 02
komplizierter. Unangemessen war ein Adjektiv, das ihr sofort in den Sinn kam. Und Crystal hatte nicht vor, diese offensichtlich einseitigen Gefühle zum Problem werden zu lassen.
Am nächsten Morgen küsste Fariq Hana und Nuri zum Abschied und setzte sie dann in den Geländewagen zu dem Bodyguard, der sie sicher zurück in den Palast bringen würde.
„Benehmt euch bei Tante Farrah“, ermahnte er die beiden.
„Ja, Papa“, antwortete Nuri brav. „Aber wann kommt Nanny nach Hause? Ich muss ihr etwas zeigen.“
„Heute ist ihr freier Tag. Du wirst dich gedulden müssen.“
„Warum braucht sie einen freien Tag?“, wollte der Kleine wissen.
Fariq grinste seinen Sohn an. „Weil ihr zwei sie ganz schön auf Trab haltet und sie sich ausruhen muss.“
„Wir spielen doch nur mit ihr. Mit ihr macht es mehr Spaß als mit Tante Farrah.“
„Ja“, stimmte auch seine Schwester zu. „Fast so viel wie mit Tante Johara. Aber ich mag Nanny am liebsten.“
Fariq mochte sie auch. Mehr als er zugeben wollte. Seit er sie geküsst hatte, war er kaum in der Lage gewesen, an irgendetwas anderes zu denken. Die täglichen Reitstunden waren die reinste Qual gewesen, weil er sich fast gewaltsam davon hatte abhalten müssen, sie wieder zu berühren. Es tat ihm leid, dass sie damals wie ein verschrecktes Kaninchen vor ihm davongelaufen war. Es war allerdings schwierig, zerknirscht zu sein, wenn man mit solcher Leidenschaft belohnt wurde.
Er seufzte, während er seine Kinder betrachtete. „Ich bin froh, dass ihr eure Nanny mögt. Und wollt ihr nicht, dass sie glücklich bei uns ist?“
„Doch!“, riefen beide Kinder im Chor.
„Genau wie ich. Also müssen wir dafür sorgen, dass sie die Möglichkeit bekommt, sich auszuruhen.“
„Wer ruht sich aus?“
Fariq drehte sich um und sah, wie Crystal aus dem Zelt trat. Sie trug die lange Robe mit dem Schleier, der ihr Gesicht zum großen Teil verdeckte. Doch ihre Augen funkelten selbst hinter der Brille schelmisch. Sein Magen verkrampfte sich in einer unbewussten Warnung.
„Sie!“ antwortete er ihr. „Zumindest war das meine Absicht.“
„Nanny, wir fahren zu Tante Farrah, damit du glücklich sein kannst“, zwitscherte Nuri.
Hanna nickte eifrig. „Papa sagt, dass du dich unbedingt ausruhen musst.“
Crystal kam zu dem Wagen herüber. „Ich bin nicht müde. Wenn ihr mich braucht, dann komme ich mit.“
Die Kinder schüttelten die Köpfe, und Nuri fügte wie ein guter kleiner Märtyrer hinzu: „Wir finden jemand anders, mit dem wir spielen können.“
„Ich bin sicher, eure Tante Johara wird sich bereit erklären“, schlug sie vor.
Sie nickten. „Auf Wiedersehen, Nanny.“
Crystal umarmte sie beide. „Benehmt euch.“
Fariq runzelte die Stirn, als der Fahrer die Tür schloss und mit den beiden verschwand. Die Erwähnung seiner Schwester machte ihm Sorge. Joharas Mutter war seiner eigenen Frau sehr ähnlich gewesen – eitel und selbstsüchtig. Er fühlte sich wohler, wenn seine Tochter in Crystals Obhut war. Doch laut ihrem Vertrag hatte sie Anspruch auf anderthalb freie Tage die Woche. Tante Farrah hatte ihm Vorhaltungen gemacht, weil Crystal nie die ganze Zeit nahm. Einmal die Woche fuhr sie wegen einer Erledigung in die Stadt, kehrte dann jedoch sofort danach wieder zurück. Sie hatte die Kinder ständig um sich, doch heute würde er das ändern.
„Also“, meinte sie, während sie zu ihm aufblickte. „Ich schätze, wir reiten die Pferde zurück zum Palast?“
„Ja.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Aber was halten Sie zuerst von einer geführten Tour?“ Er streckte einen Arm in einer Geste aus, die die ganze Wüste zu umfassen schien.
„Sehr viel“, entgegnete sie.
Fariq erkannte das Funkeln in ihren Augen. Dass er ihr diese Freude machte, bereitete ihm größere Befriedigung, als gestern die ganzen Bittgesuche zu bewilligen. Was mehr als merkwürdig war. Er lächelte und bemerkte dann, dass er das in ihrer Gegenwart häufig tat. Vielleicht war das der Grund, warum er Zeit mit ihr verbringen wollte. Es hatte überhaupt nichts mit ihrer leidenschaftlichen Reaktion auf seinen Kuss zu tun. Obwohl ihr Anblick von vor zwei Wochen noch immer seine Erinnerung beherrschte. Ihr wunderschönes Haar hatte wie eine wilde Mähne ihr Gesicht umspielt, und die mahagonifarbenen Nuancen hatten im Sonnenschein geleuchtet. Sie hatte so ausgesehen, als wäre sie gerade erst dem Bett eines Mannes entstiegen, und er hatte der Versuchung nicht
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