Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 02
und dabei wurde ihr klar, dass sie ihn nur dann dazu bewegen konnte, sich zu öffnen, wenn sie dasselbe tat.
„Du weißt, dass ich verlobt war. Er dachte, ich wäre die perfekte Frau für einen Mann, der dabei war, die Karriereleiter hinaufzufallen. Bei einer Party besaß ich die Unverschämtheit, meine Meinung zu äußern. Danach nahm er mich zur Seite und sagte mir, ich solle den Mund halten und einfach nur hübsch aussehen.“
„Er war ganz offensichtlich ein Idiot und Mistkerl.“
„Offensichtlich, ja. Aber der Punkt ist, seit meiner Ankunft hier hat sich niemand um mein Aussehen gekümmert. Mit den Kindern lief es von Anfang an sehr gut, und ich habe sie lieb gewonnen. Du und ich, wir haben uns über viele Themen unterhalten, darunter Politik, Finanzen und Bildung. Du wirst es abstreiten, doch ich glaube, dass du meine Meinung respektierst. Du mochtest mich, obwohl ich nicht hübsch war. Hast du eine Vorstellung, was mir das bedeutet hat?“
Er trat von einem Bein aufs andere. „Du täuschst dich.“
„Wirklich? Würdest du mir dann vielleicht den Kuss von vorhin erklären?“
„Ich muss gar nichts erklären.“
Sie stemmte die Hände in die Hüften. „Es muss schön sein, ein Prinz zu sein und sich hinter einem Thron verstecken zu können, wenn es ernst wird.“
„Verstecken ist dein Spezialgebiet, nicht meins.“
„Ich war ganz ich selbst mit dir. Als ich herkam, konnte ich mich nur auf meinen Charakter und meine Persönlichkeit stützen. Ich war bestimmt nicht dein Typ, und dennoch hast du mir Beachtung geschenkt. Du hast mich heute in der Stadt gesucht. Du hast mich geküsst“, betonte sie.
„Das war bevor ich wusste, dass du nur eine Illusion bist“, antwortete er. „Meine Frau hat mir eine Lektion erteilt was die intrigante weibliche Natur anbelangt. Du hast das Ganze noch bestätigt. Ein drittes Mal wird es nicht geben.“
„Dann tust du mir leid, weil du die falsche Lektion gelernt hast.“
„Die da wäre?“
„Beurteile ein Buch niemals nach seinem Einband.“
Der Blick, den er ihr zuwarf, ließ sie innerlich erstarren. „Es ist das Beste, wenn du deine Sachen packst. Ich werde arrangieren, dass du nach Amerika zurückkehrst. Morgen früh wird ein Wagen auf dich warten, der dich zum Flughafen bringt. Du wirst den ersten verfügbaren Flug nehmen.“
Obwohl sie sich ziemlich sicher gewesen war, dass genau dies passieren würde, waren seine Worte wie ein Schlag in die Magengrube. Sie brauchte ihre ganze Kraft, um die Tränen, die sich hinter ihren Lidern sammelten, nicht vor ihm zu vergießen.
Crystal stieß zitternd den Atem aus, weigerte sich jedoch wegzuschauen. „Wie du willst. Ich werde sofort packen.“
Er wandte sich ab und ging ohne ein weiteres Wort aus dem Raum. Sie konnte ihm keinen Vorwurf machen, dass er ihr keine Chance gegeben hatte. Nur brachte ihr das keinen Trost. Es war schon schlimm genug gewesen, als sie noch geglaubt hatte, sie würde nur ihren Job verlieren. Doch jetzt hatte sie auch ihr Herz verloren. Sie liebte Fariq Hassan.
Nachdem er am nächsten Morgen in die Wohnung seiner Tante gerufen worden war, blickte Fariq wütend auf Farrah hinunter, die ruhig auf dem Sofa saß und an ihrem Tee nippte. Wie konnte sie so elegant und gesetzt wirken, wo doch alles auseinander brach?
Bevor er seiner Frustration Luft machen konnte, schaute sie zu ihm auf. „Ganz offensichtlich hast du die Neuigkeiten über deine Schwester schon gehört.“
Das ließ ihn innehalten. „Welche Neuigkeiten?“
„Sie ist schwanger.“
Er stieß einen langen Atem aus und schüttelte den Kopf. „Verdammt. Das erklärt ihre ständige Übelkeit. Wie hat Vater das Ganze aufgenommen?“
In Farrahs Blick lag ein ironisches Funkeln. „Was glaubst du denn? Er ist verletzt und wütend. Er ist ausgerastet und hat sich dann in eine Ecke verzogen, aus der er nicht mehr herauskommt, weil er niemals zugeben wird, dass er sich falsch verhalten hat. Er hat sie enterbt und will nicht mehr mit ihr reden. Er sagt, er hätte keine Tochter mehr.“
Crystal hatte ihn gewarnt, dass das passieren würde, wenn die Gefühle des Mädchens ignoriert würden. Sie hatte recht gehabt. Schmerz durchzuckte Fariq bei dem Gedanken. Er wollte nicht an sie denken. Sie hatte das Unverzeihliche getan. Sie hatte ihn betrogen.
„Ich werde mit Vater reden. Aber zuerst muss ich etwas mit dir besprechen, Tante Farrah.“
„Was denn?“
„Du hast eine schlechte Wahl getroffen in dem Kindermädchen, das du
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