Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 04
das, da es eines ihrer wichtigsten Projekte in Parvan war.
Sie wusste auch, dass sämtliche neu angelegten Straßen, bis auf die Wanderpfade der Nomaden, das letzte Gebiet waren, das gesäubert werden würde.
Es war natürlich sinnvoller, zuerst die Täler, Dörfer, Weiden und Felder sowie die Nomadenwege freizuräumen. Aber es bedeutete auch, dass sie, selbst wenn sie eine Höhle oder einen Felsvorsprung fanden, nicht gefahrlos dort Zuflucht suchen konnten. Nur wenige Meter zu beiden Straßenseiten waren sie vor Minen sicher.
Ein Windstoß fegte über den Berghang, schüttelte den Geländewagen, und wirbelte Sand und Kieselsteine auf, die gegen die Windschutzscheibe prasselten. Lana fröstelte.
„Wir können das Zelt nicht aufstellen, wenn es ein Unwetter gibt. Dann müssen wir im Wagen sitzen bleiben“, bemerkte sie.
Eine Weile herrschte Schweigen. Arash widersprach ihr nicht.
Lana fühlte sich unbehaglich. Sie sollte eine ganze Nacht mit Arash allein und nur einer Kerze im Wagen verbringen, während um sie herum ein Unwetter tobte? Das wollte sie sich lieber nicht vorstellen. Er vermochte sich ihr gegenüber ja kaum unter alltäglichen Umständen höflich zu geben.
Sie musterte die Wolken.
„Wird es sehr viel Schnee geben?“
Das war eine dumme Frage. Kaum dass sie sie ausgesprochen hatte, war ihr das klar. Niemand würde das vorhersagen können.
Arash zuckte die Schultern. „Das lässt sich schwer sagen.“
Seine Stimme klang tonlos. Lana atmete tief ein, um ihren inneren Aufruhr zu besänftigen. Sie hatte sich nur mit ihm unterhalten, um nicht aus der Haut zu fahren. Er kannte sich sicherlich besser aus als sie. Bislang war sie nicht hier gewesen. Das Anwesen seiner Familie lag jedoch hier in den Koh-i Shir-Bergen. Deshalb wusste er sicher besser Bescheid.
Aber warum sollte sie sich rechtfertigen? Sie verstanden sich nun einmal nicht. An der unergründlichen Antipathie ließ sich nichts ändern. Beide wären sie überglücklich gewesen, wenn sie sich keinen weiteren Tag mehr hätten sehen müssen.
Aber Parvan war nun mal Arashs Heimat, und er würde bestimmt nicht auswandern. Und abgesehen von dieser kurzen Pause, auf der Alinor bestanden hatte, würde auch Lana nirgendwo anders hingehen, zumindest nicht, bevor Alinors Kind zur Welt gekommen war. Und selbst danach war sie noch nicht bereit, einen bestimmten Tag für ihre Abreise festzulegen.
Niemals zuvor war sie so tapferen, aufrechten Menschen begegnet wie in Kavis kleinem Land, hier in den Bergen und der Wüste. Und hier zu helfen, mit dem Geld ihres Vater das vom Krieg zerstörte Land wieder aufzubauen, erschien ihr als die sinnvollste Aufgabe ihres Lebens.
„Lana, willst du ein Land adoptieren?“,hatte ihr Vater amüsiert wissen wollen. In einem seiner schwachen Augenblicke hatte sie ihn davon überzeugt, genug Geld für Parvan zu geben. „Unterstütze ich nicht schon die meisten Dörfer mit Straßenbau, Quellensanierung und Schulen? Und diese Bergstraße – wie nennst du sie noch, Smaragdstraße – verschlingt die nicht schon Unsummen? Was soll es denn noch sein?“
„Dad, sieh es mal so – wenn du dein Geld nicht für solche Menschen ausgibst, wofür würdest du es dann ausgeben? Du würdest versuchen, dir mehr Macht zu erkaufen. Das würde dich nicht zu einem bewundernswerten Mann machen, sondern zu einem verachtenswerten. Man würde dich hassen“, hatte sie ihm rücksichtslos vorgehalten. „Ich möchte nicht, dass jemand auf der Welt meinen Dad hasst.“
„Im Augenblick versuche ich nicht, Macht zu kaufen, Lana“, hatte er erwidert. „Ich bin dabei, ein Museum auszustatten.“
Das neue Museum war sein Augapfel, und es bedurfte einer Menge Unterstützung. Aber ihr Vater ließ sich meistens von ihr überreden. Manchmal hatten sie sogar gemeinsame Ziele. Viele reiche Familien in Parvan waren gezwungen, ihre Familienschätze zu verkaufen, um den Wiederaufbau des Landes zu finanzieren.
In solchen Fällen konnte Lana dafür sorgen, dass das Holding-Museum gut bezahlte.
Kavi und Alinor und sämtliche Menschen, mit denen sie in Berührung gekommen war, waren ihr dankbar für das, was sie für sie tat.
Nur Arash hielt sich aus dem Kreis ihrer Bewunderer fern. Als Scheich und Stammesführer, der für ein Tal voller Dörfer verantwortlich war, hatte er sich nicht gegen den Anteil gewehrt, den sein Volk von ihr bekommen hatte. Aber für sich selbst nahm er nichts.
Und obwohl sein leichtes Hinken durch eine Operation hätte
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