Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 04
behoben werden können, hatte er Lanas Angebot, ihm die Fahrt ins Ausland dafür zu bezahlen, geflissentlich überhört.
Lana wandte sich ihm zu und betrachtete sein unnachgiebiges Profil. Arash hatte seine volle Aufmerksamkeit auf die Straße gerichtet. Er trug zwar eine Lederjacke, Jeans und Stiefel. Doch wirkte er darin ebenso wie ein Scheich, als wenn er die traditionelle Kleidung getragen hätte.
„Werden wir mit dem Wagen auch bei so hohem Schnee fahren können?“ Lana vermochte die Frage nicht zu verdrängen.
„Es gibt zu viele Ungewissheiten, um sich auf irgendetwas festzulegen“, erwiderte er.
Also werden wir am Ende auf die Rettung über Hubschrauber warten müssen? Ihr wurde schwer ums Herz. Wie lange würde so etwas dauern? Gern hätte sie die Frage laut ausgesprochen. Doch er hätte sich geweigert, ihr darauf eine konkrete Antwort zu geben.
„Ich hätte fliegen sollen“, bemerkte sie.
Arash hob ungläubig eine Braue. „Und warum hast du das nicht getan?“
„Also, die Antwort weißt du besser als ich, Arash!“
„Ich weiß nur, dass Kavi mich gebeten hat, dich sicher nach Zentralbarakat zu bringen, und dass du darauf bestanden hast, mit dem Wagen zu fahren.“
Sie warf ihm einen prüfenden Blick zu. „Ich weiß, Arash, dass ich der willkommene Schutz für eine Geheimmission an Prinz Omar bin.“
Arash runzelte die Stirn, nahm den Blick aber nicht von der Straße. „Ich bin mit keiner anderen Mission betraut worden. Ich soll nur dafür sorgen, dass du sicher zu meinem Cousin Omar und Prinzessin Jana von Zentralbarakat gelangst.“
Natürlich würde er ihr über einen geheimen Auftrag nichts sagen, selbst wenn es so wäre. „Warum war es dann so wichtig, dass nur du mich begleiten konntest, und niemand anders?“, erkundigte sie sich skeptisch.
Wieder entstand Schweigen.
„Aber du wolltest es so“, erklärte er dann.
Lana war mehr als erstaunt. „Ich? Warum sollte ich das wollen?“
„Ich konnte es auch nicht verstehen.“
Lana wandte sich ihm zu und musterte ihn prüfend. „Glaubst du etwa, ich hätte Kavi gebeten, dich zu überreden?“
Er warf ihr einen flüchtigen Blick zu und zuckte mit den Achseln. „Das wäre immerhin eine mögliche Erklärung.“
„Danke für dein Vertrauen!“, brauste sie auf. „Welches Motiv sollte ich haben, Arash?“
Er verringerte die Geschwindigkeit des Wagens und begegnete flüchtig ihrem Blick.
„Ich dachte, dein Motiv würde sich schon zeigen. Deshalb habe ich mir keine weiteren Gedanken gemacht.“
Sie starrte ihn an. Ihr schwindelte, und Zorn wallte in ihr auf. Ausgerechnet mit Arash musste sie hier in dieser kahlen Gegend stecken bleiben! Aber eigentlich gab es keinen anderen von Kavis Tafelgefährten, mit dem sie lieber zusammen gewesen wäre.
„Welchen Grund sollte ich dafür haben?“
Darauf erwiderte er nichts. Schließlich atmete sie empört aus.
„Ich fasse es nicht!“ Plötzlich vermochte sie vor lauter Zorn nicht weiterzusprechen. Als sie dann jedoch fortfuhr, bebte ihre Stimme: „Was hast du dir dabei gedacht, Arash? Glaubst du etwa, ich wollte mit dir allein sein, um dir ein Angebot zu machen?“
Ihr fiel auf, dass ein Muskel an seinem Kiefer zuckte. Offenbar fühlte er sich durchschaut.
„Von was für einem Angebot sprichst du? Meinst du damit eine kurze Affäre, oder sollte ich dir einen Heiratsantrag machen? Willst du eine Vernunftehe, um deinen Reichtum noch mit einem alten Titel zu schmücken? War es das?“
„Es war nicht so, als hätte ich das geglaubt. Es war nur eine mögliche Erklärung, die mir durch den Sinn ging.“
„Ohne dir ins Gesicht zu sehen, kann man das nicht glauben.“
Er bremste ab und wandte sich ihr aufgebracht zu.
„Willst du etwa leugnen, dass du nicht an so etwas gedacht hast?“
Sie starrte ihn an. „Ja, an so etwas habe ich nicht gedacht. Wer oder was gibt dir das Recht, so mit mir zu sprechen?“
Seine Augen waren dunkel. Ein Schauer rieselte ihr über den Rücken. Was um alles in der Welt kam jetzt auf sie zu?
Er zog eine Hand vom Lenkrad zurück und deutete auf ihre Nasenspitze. Seine Augen blitzten auf, und sie hörte den Zorn in seiner Stimme. Doch dann erinnerte er sie.
„Wer mir das Recht gibt? Du gibst mir das Recht, Lana. Du mit deinem stummen Vorschlag, dass ich mich in aller Öffentlichkeit verkaufen soll.“
2. KAPITEL
Es war Lanas Idee gewesen, den Jet-Fluggästen, die eine ordentliche Summe für eine Reise von London nach Parvan bezahlt hatten, ein
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