Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 04

Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 04

Titel: Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Sellers
Vom Netzwerk:
schließlich der Einzige, der sie so distanziert behandelte. Es gab Menschen in Parvan, die bereit waren, Lana wie eine Heilige zu verehren, und dazu gehörten selbst Leute aus Arashs Stamm.
    „Lana!“, jubelten sie, sobald sie sie an ihren roten Locken oder ihrer hellen Haut erkannten, wenn sie aus einem Wagen stieg oder einem Helikopter, vom Pferd oder vom Maulesel absaß. Ihr Ruf hatte sich rascher ausgebreitet, als sie reisen konnte. „Lana!“
    Bald schon erfuhr sie, dass ihr Name im Arabischen so viel wie „er ist gnädig geworden“ bedeutete. Dieser „er“ war für die Menschen hier gleichbedeutend mit Gott. Und sie betrachteten Lana als Symbol, dass Gottes Zorn nachgelassen hatte und er ihnen wieder gewogen war.
    Die Menschen hier wussten ihre Großzügigkeit zu schätzen. Dabei drängte sie sich niemandem auf, sondern reagierte auf die Anfragen und Briefe, die sie bekam. Und mittlerweile blühte Parvan auf. Alle redeten davon, dass es ohne Lana nicht gegangen wäre.
    Arash hielt sich jedoch entschieden abseits. Er weigerte sich, Geld aus den verschiedenen Fonds anzunehmen. Lana konnte seine Einstellung nicht begreifen, weil er sich damit schadete.
    Jetzt war sie hier und konnte die Zerstörung des ehemals prächtigen Hauses selbst sehen. Der Gedanke, dass Arash nicht zu einem Kompromiss bereit war, schmerzte sie. Zumindest zu Gunsten des herrlichen Anwesens hätte er Unterstützung von ihr annehmen sollen.
    „Und was wirst du machen, wenn du keine Söhne hast?“, fragte sie.
    Mit einem Mal wirkte sein Gesichtsausdruck verschlossen. Er drehte sich nach dem Brot um und wendete die Stücke vorsichtig.
    „Wenn ich keinen Sohn habe, wird niemand da sein, der Titel und Land erbt“, antwortete er. „Niemand, der die Pflichten des Scheichs gegenüber dem Volk übernimmt.“
    Der tiefe Kummer, der in seiner Stimme mitschwang, war kaum zu überhören. Einen solchen Unterton hatte sie bislang nicht bei ihm bemerkt, und Lana erkannte, dass er in dieser Hinsicht sehr verletzlich war.
    Lana schloss die Augen und nagte an ihrer Unterlippe. Unbewusst war bei ihr der Wunsch aufgekommen, ihn zu verletzen, weil sie selbst sich gekränkt fühlte. Zu spät fiel ihr ein, dass er seinen Vater und seinen Bruder in dem Krieg verloren hatte.
    Da war weder der rechte Zeitpunkt noch der rechte Ort, um mit ihm über das Erstgeborenenrecht zu reden.
    „Es tut mir leid, Arash, ich habe nicht …“
    „Bis dahin dauert es auch noch“, fuhr er fort, als hätte sie gar nichts gesagt. „Ich habe viel Arbeit, ehe ich mich nach einer Frau umsehen und an Kinder denken kann.“
    Sie schaute sich betrübt in den zerstörten Überresten des herrschaftlichen Besitzes um.
    „Meinst du den Wiederaufbau dieses Hauses?“, fragte sie.
    „Des Hauses, der Felder und Herden, des ganzen Tals und des Broterwerbs der Menschen“, pflichtete er ihr bei.
    „Willst du damit sagen, du willst nicht eher heiraten, bis das alles hier …“ Sie machte eine alles umfassende Geste. „… wieder aufgebaut ist?“
    „Ein Mann heiratet nicht eher, bis er einer Frau etwas bieten kann.“
    Die Kohlenpfanne war inzwischen heiß und verbreitete eine angenehme Wärme. In einem der Töpfe kochte es bereits.
    „Meinst du nicht, dass eine Frau, die dich liebt, den Wiederaufbau mit dir teilen will?“
    Arash musterte sie. Doch seine dunklen Augen wirkten ausdruckslos.
    „Ein Mann heiratet nicht eher, bis er einer Frau etwas bieten kann“, wiederholte er hölzern.
    Lana blinzelte. „Ist das dein Ernst?“
    „Warum nicht?“
    Sie zuckte mit den Schultern. Es ging sie ja nichts an. „Na ja, bei mir zu Hause wartet eine Frau, wenn sie einen Mann wirklich liebt, nicht, bis er die Hypothek abgezahlt hat.“
    Er schaute ihr in die Augen. Sein Gesicht blieb ein wenig im Schatten des flackernden Lampenlichts. Lana hatte das Gefühl, seine innere Beherrschung hätte etwas nachgelassen und sie sähe eine Seite an ihm, die er sonst verborgen hielt.
    „Du bräuchtest natürlich nicht zu warten. Du kannst ja die Hypothek gleich selbst bezahlen.“
    Zornesröte stieg ihr in die Wangen. „Was willst du damit sagen? Dass jeder Mann mich allein wegen des Geldes, das mein Vater hat, heiraten würde?“
    „So ein Narr bin ich nicht“, erwiderte er tonlos. Es lag etwas Unerklärliches in seinem Blick. Wie magisch angezogen blickte sie ihm in die Augen. Was meinte er mit seinen Worten? Bedeutete das, er fand sie attraktiv? Aber wenn das so war, warum …
    „Und was

Weitere Kostenlose Bücher