Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 05
Für ihn war sie doch lediglich eine willkommene Geldquelle und ein flüchtiges, leicht zu vergessendes Abenteuer. Aber sie hatte von Anfang an gewusst, was für ein Mann er war … wie hatte sie nur so dumm sein können? Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Warum nur hatte sie ihre Augen vor der Realität verschlossen?
Weil meine Liebe mir keine Wahl gelassen hat, dachte Xenia unglücklich. Weil Vernunft und Logik machtlos waren gegen die Liebe. Tränen brannten ihr in den Augen. Ohne Blaize noch die Möglichkeit zu geben, irgendetwas zu ihr zu sagen, stieg sie aus dem Jeep aus und ging auf den Hoteleingang zu. Ihr war, als hätte Blaize ihren Namen gerufen, aber sie hielt nicht an, drehte sich auch nicht um. Vielleicht war es zu spät, zu verhindern, dass sie Blaize liebte, aber es war nicht zu spät, wenigstens ihren Stolz und ihre Selbstachtung zu wahren!
Wenn er etwas … irgendetwas … für sie empfunden hätte, dann hätte er es ihr vergangene Nacht gesagt.
Eine Stunde später klopfte es an die Tür von Xenias Suite. Und obwohl sie sich bis dahin erfolgreich eingeredet hatte, die einzig vernünftige Erklärung für Blaizes Verhalten wäre, dass er sie schlicht und einfach benutzt hatte und jetzt nicht mehr brauchte, durchzuckte es sie freudig und erleichtert. Das war sicher Blaize! Sie hatte alles missverstanden. Und er kam jetzt, um es ihr zu erklären, um sich bei ihr zu entschuldigen … und um ihr zu sagen, wie sehr er sie begehrte und liebte!
Strahlend öffnete sie die Tür. Aber da draußen stand nicht Blaize, sondern ihr Cousin Saud. In ihrer Enttäuschung sah Xenia ihn nur stumm und entgeistert an.
„Hast du gepackt?“, fragte Saud.
„Gepackt?“
„Natürlich … ich habe meiner Mutter ja gesagt, sie hätte dich vorher anrufen sollen, um sich zu vergewissern, dass du bereit bist!“
Bereit? Schuldbewusst fiel Xenia ein, dass sie ihrem Großvater zugesagt hatte, an diesem Tag in die Familienvilla umzuziehen. „Ich … ich bin ein bisschen spät dran, Saud“, sagte sie verlegen. Zumindest war das nicht gelogen. „Es tut mir leid …“
„Schon gut“, meinte Saud gelassen. „Ich hab’s nicht eilig. Hat dir der Ausflug in die Wüste mit Rashid Spaß gemacht?“, fügte er beiläufig hinzu.
Für einen Moment verschlug es Xenia die Sprache. „Rashid?“, fragte sie dann mit bebender Stimme. „Du hast mich zusammen mit Rashid gesehen?“
„Ja, in einem der Geländewagen der Safari-Company“, bestätigte Saud.
„Aber das war doch …“, wollte sie protestieren, doch ihr Cousin unterbrach sie vergnügt grinsend.
„Meine Mutter plant schon für die Hochzeit. Sie meint …“
„Rashid!“, flüsterte Xenia. „Aber …“ Aber, was? Sie war doch mit Blaize zusammen gewesen! Mit Blaize, der nicht Rashid war … der unmöglich Rashid sein konnte!
„Ich nehme an, Rashid arbeitet im Moment oben in der Präsidentensuite, ja?“, fuhr Saud arglos fort. „Hat er dir schon seine neue Villa gezeigt? Die er draußen in der kleinen Oase gebaut hat, die ihm gehört? Seine Pferde? Seine Jagdfalken? Ich würde auch gern einen eigenen Falken haben, aber Dad meint, das komme gar nicht in Frage … vor allem, weil ich in Amerika studieren soll.“
„Saud, ich … ich habe noch nicht fertig gepackt. Könntest du etwas später wiederkommen? In einer Stunde?“, unterbrach Xenia den Wortschwall ihres Cousins.
„Aber natürlich!“, willigte er sofort ein und verschwand.
Xenia blickte blind auf die Tür, die sich hinter Saud geschlossen hatte.
Ihr kleiner Cousin hatte behauptet, sie mit Rashid gesehen zu haben, aber sie war mit Blaize zusammen gewesen. Was bedeutete, dass sich Saud entweder geirrt haben musste oder … Ein unsäglicher Verdacht stieg in Xenia auf.
Die Präsidentensuite befand sich im obersten Stockwerk. Kreidebleich, aber entschlossen verließ Xenia ihre Suite und ging zum Aufzug. Es durfte einfach nicht wahr sein! Saud musste sich irren, aber sie wollte sich persönlich überzeugen … wollte ganz sicher sein.
Als sie den einzigen Lift verließ, der bist zur Präsidentensuite hinauffuhr, zitterten ihr die Knie, wobei sie sich nicht sicher war, ob vor Furcht oder vor Wut. Blaize konnte nicht Rashid sein! Das war unmöglich, undenkbar!
Ein weicher Teppich dämpfte ihre Schritte in dem Privatflur, der zu der Präsidentensuite führte. Nervös blickte Xenia auf die geschlossene Tür vor ihr. Was suchte sie eigentlich hier? Blaize war ein Strandgigolo, ein Abenteurer, ein
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