Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 05
wer du wirklich bist.“
„Ich hatte zuerst ja keine Ahnung, wer du bist“, verteidigte sich Rashid. „An dem Tag war ich gerade müde von einer Geschäftsreise zurückgekommen und erfuhr so ziemlich als Erstes, dass der junge Mann, der als Surflehrer für das Hotel arbeitete und den ich bereits wegen seines zu vertraulichen Umgangs mit den weiblichen Gästen abgemahnt hatte, von einem Gast im Bett mit dessen Frau überrascht worden war. Ich musste den dummen Burschen natürlich sofort entlassen und ging an den Strand, um mich bei einem Spaziergang etwas zu beruhigen und zu entspannen.“
„Aber … aber ich habe doch gesehen, wie du die Surfbretter weggeräumt hast!“, sagte Xenia vorwurfsvoll.
„Eine Angewohnheit. Ich habe als Student an einem Strand in Kalifornien gejobbt, und als ich die Bretter da so unordentlich herumliegen sah …“
„Du hättest mir sagen können, wer du bist! Mag sein, dass du jetzt glaubst, mich schlau ausgetrickst zu haben, aber ich werde dich nicht heiraten, Rashid.“
„Du hast keine andere Wahl“, widersprach er nachdrücklich. „Wir beide haben keine andere Wahl! Jetzt nicht mehr. Ich kann nicht …“
„Was kannst du nicht?“, fiel Xenia ihm ins Wort. „Kannst du es dir nicht leisten, die königliche Familie vor den Kopf zu stoßen? Zu schade! Ich werde dich jedenfalls nicht heiraten, nur um deinen kostbaren Ruf zu retten!“
„Meinen Ruf?“, fuhr Rashid empört auf. „Hast du mir eigentlich gar nicht zugehört? Es geht um deinen Ruf und um den deiner Familie! Denn wenn ich dich nicht heirate, kann ich dich nicht vor dem Klatsch schützen, der jetzt unweigerlich die Runde macht, Xenia. Und es geht nicht nur um dich … allein der große Respekt, den ich für deinen Großvater empfinde, verlangt es, dass ich ihm die öffentliche Demütigung erspare, die es bedeuten würde, wenn ich dir nicht anbieten würde, dich zu heiraten.“
„Schön, du kannst dir ruhigen Gewissens sagen, dass du um meine Hand angehalten hast, Rashid. Und ich habe dein Angebot abgelehnt.“
„Ungeachtet der Möglichkeit, dass du von mir schwanger sein könntest?“
Sie sahen sich an. Xenia spürte, wie ihr Entschluss ins Wanken geriet. Doch dann zwang sie sich, der Realität ins Auge zu blicken. Er hatte sie eiskalt belogen, getäuscht und ausgetrickst, und das durfte sie nicht vergessen, wenn sie sich wenigstens einen Rest an Selbstachtung bewahren wollte.
„Genauso gut ist es möglich, dass ich nicht schwanger bin“, entgegnete sie fest, bevor sie unmissverständlich wiederholte: „Ich werde dich nicht heiraten, Rashid.“
„Leider bin ich bis übermorgen mit wichtigen, unaufschiebbaren geschäftlichen Verhandlungen beschäftigt“, sagte Rashid. „Aber verlass dich darauf, dass ich dann sofort deinen Großvater aufsuchen und förmlich um deine Hand anhalten werde.“
Was sollte Xenia darauf noch sagen? Frustriert und wütend warf sie Rashid einen letzten vernichtenden Blick zu und ging entschlossen zur Tür. Zu ihrer Erleichterung machte er keinen Versuch mehr, sie aufzuhalten. Er würde ihren Großvater aufsuchen und förmlich um ihre Hand anhalten! So etwas Veraltetes hatte sie seit langem nicht mehr gehört. Schön, sie würde Rashid sehr schnell deutlich machen, dass sein Antrag weder erwünscht noch akzeptabel war!
9. KAPITEL
„Tante Soraya!“, begrüßte Xenia ihre Tante freundlich. „Ich dachte, du wolltest den heutigen Tag mit deiner Freundin verbringen?“ Ihre Tante hatte ihr aufgeregt davon vorgeschwärmt, dass eine alte Schulfreundin sie eingeladen hätte, deren Tochter gerade mit einem superreichen und hochrangigen Prinzen Verlobung gefeiert hatte.
Nun aber wirkte Soraya bedrückt, und in ihren sanften braunen Augen schimmerten Tränen. Besorgt nahm Xenia ihre Hände und bat: „Was ist los? Bitte, sag es mir! Ist deiner Freundin oder ihrer Tochter etwas zugestoßen?“ Sie fühlte sich ihrer Tante inzwischen enger verbunden, als sie es sich bislang eingestanden hatte. Aber eine Frau mit einem so liebevollen, sanftmütigen Wesen musste man einfach mögen.
„Ich … wollte dir das gar nicht erzählen, Xenia“, sagte Soraya jetzt unglücklich. „Denn ich möchte dich auf keinen Fall verletzen oder erzürnen.“
Xenia horchte ahnungsvoll auf.
„Meine Freundin hat mich angerufen und ihre Einladung zurückgezogen“, gestand ihre Tante nun zögernd. „Es ist nicht persönlich gegen dich gerichtet, Xenia … jedenfalls nicht bewusst. Meine Freundin
Weitere Kostenlose Bücher