Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 05
in Mariella gegen ihn auf. Dieser Mann wirkte derart arrogant und besaß eine so überwältigend männliche Ausstrahlung, dass sie es fast schon wie eine körperliche Bedrohung empfand. Fleur mochte ihre Verunsicherung gespürt haben, auf jeden Fall fing sie leise an zu weinen, als der Fremde gerade an ihnen vorbeikam. Sofort drehte er sich in ihre Richtung, und der Blick seiner dunklen Augen bohrte sich förmlich in Mariellas. Sie erschauerte nervös.
Der Blick dieses dunkelhaarigen Unbekannten schien sie nicht nur auszuziehen, sondern ihr buchstäblich bis auf den Grund ihrer Seele zu dringen! Am längsten verweilte er auf ihren Augen, und Mariella glaubte, ein fast verächtliches Aufleuchten in seinen zu bemerken. In diesem Moment weinte Fleur erneut, und sofort richtete sich sein Blick auf das Baby und dann wieder auf sie.
Mariella spürte, wie ihr das Blut heiß in die Wangen stieg. Mochte dieser Unbekannte sein, wer er wollte, wie konnte er es wagen, sie derartig überheblich und abschätzig anzusehen? Sie hatte sich oft vorgestellt, dass so ihr Vater ihre Mutter angesehen haben musste, bevor er sie sitzen gelassen hatte … in ihrer Verzweiflung und Abhängigkeit, die den größten Teil von Mariellas Kindheit bestimmt hatten, bis ihr Stiefvater sie beide mit seiner Liebe und Fürsorge aus dieser Trostlosigkeit gerettet hatte.
Genauso unvermittelt, wie sie aufgetaucht war, hatte die kleine Gruppe die Eingangshalle durchquert und wieder verlassen. Was für ein übertrieben theatralischer Auftritt, dachte Mariella und entdeckte im selben Moment den Chauffeur, der sie und Fleur in einer klimatisierten Limousine zur Hotelanlage fahren sollte.
Das Beach Club Resort erfüllte wirklich sämtliche Erwartungen, die man an eine Fünf-Sterne-Ferienanlage haben konnte, wie Mariella einige Stunden später zugeben musste, nachdem sie sich schon ein wenig eingerichtet und umgesehen hatte. Ihr Bungalow hatte zwei große Schlafzimmer, jeweils mit eigenem Bad, eine kleine Küche, ein Wohnzimmer, eine Terrasse samt Whirlpool, und Mariella stellte ebenso überrascht wie beeindruckt fest, dass er für die Versorgung eines Kleinkindes bestens ausgestattet war. Kinderbettchen, Wickeltisch, Babywanne, Pflegeartikel … es fehlte wirklich an nichts, und der Kühlschrank war reichlich mit erstklassiger Babynahrung bestückt. Außerdem fand Mariella ein Informationsschreiben vor, dass der Küchenchef auf Anfrage jederzeit biologisch angebaute Babynahrung für Fleur zubereiten würde.
In dieser Hinsicht also restlos beruhigt, versorgte Mariella erst einmal das Baby. Und Fleur schlief in ihrem Bettchen so schnell und zufrieden ein, als wäre sie zu Hause. Der Zeitpunkt war günstig zu versuchen, Tanya auf ihrem Handy zu erreichen. Der Luxusliner, auf dem Mariellas Schwester engagiert war, befand sich auf einer großen Kreuzfahrt durch die Karibik und den Golf von Mexiko.
„Was macht meine kleine Fleur?“, fragte Tanya natürlich sofort.
„Sie schläft tief und fest“, antwortete Mariella beruhigend. „Und auch den Flug hat sie bestens überstanden. Alle haben sie unglaublich verwöhnt. Und wie geht es dir?“
„Ach … ganz gut. Du weißt schon … viel zu tun, zwei Shows jeden Abend … aber die Bezahlung ist einfach zu gut. Mariella, ich muss jetzt leider Schluss machen … Gib Fleur einen dicken Kuss von mir.“
Nach Beendigung des Gesprächs blickte Mariella ein wenig schuldbewusst auf das Handy in ihrer Hand. Sie hatte ihrer Schwester nichts von ihrer Absicht gesagt, Tanyas treulosen Exliebhaber zur Rede zu stellen und ihm unmissverständlich zu sagen, was sie von ihm hielt. Mochte Tanya vielleicht auch etwas zu bereitwillig mit ihm ins Bett gestiegen sein, so zweifelte Mariella nicht einen Moment, dass ihre Schwester fest daran geglaubt hatte, dass dieser Mann sie lieben und es für sie eine gemeinsame Zukunft geben würde.
Mariella und Fleur hatten gerade ihr gemütliches Frühstück auf der Terrasse beendet, als ein Fax eintraf. Wie es aussah, war der Prinz durch unerwartete Geschäfte fortgerufen worden und würde sie in den nächsten Tagen nicht empfangen können. Er entschuldigte sich bei Mariella für die leider notwendige Änderung ihrer Pläne und bat sie, bis zu seiner Rückkehr die Annehmlichkeiten des Beach Clubs zu genießen.
Nachdenklich rieb Mariella die übermütig strampelnde Fleur mit Sonnenmilch ein und drückte ihr einen Kuss auf den kleinen Bauch. Dabei kam ihr in den Sinn, dass dies der ideale
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