Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 05
berührte sie am Arm. Als sie sich argwöhnisch umwandte, war es nur der Assistent des Prinzen.
„Der Prinz würde sich freuen, wenn Sie ihm zum Frühstück an seinem Tisch Gesellschaft leisten, Miss Sutton. Darf ich Sie vorher zur Kinderkrippe begleiten?“, schlug er diskret vor.
Xavier beobachtete wütend, wie Mariella in der Menge verschwand. Wie konnte sie es wagen, ihn anzulügen und zu behaupten, sie wäre finanziell unabhängig, wo sie doch wusste, dass er die Wahrheit kannte? Und warum, in aller Welt, war er so dumm, auch nur einen weiteren Gedanken an diese Intrigantin zu verschwenden?
Nach dem Frühstück, als die Gäste allmählich aufbrachen, kam der Prinz zu Mariella.
„Mein Assistent wird Sie anrufen, um mit Ihnen einen Termin abzusprechen, damit wir über die Details meines Auftrags reden.“
„Wäre es vielleicht möglich, dass ich mir Ihre neue Loge persönlich ansehe?“, fragte Mariella. „Oder könnte ich zumindest einige Pläne bekommen?“ Sie hatte bereits eine Idee, die, falls der Prinz zustimmen würde, recht innovativ sein würde, aber sie musste sich die Loge erst ansehen, um zu entscheiden, ob es durchführbar war.
„Aber natürlich, ich lasse das arrangieren.“
Prinz Sayid begleitete Mariella auf den Hof hinaus. Xavier stand nur wenige Meter entfernt, und sie bemerkte errötend, wie er mit viel sagendem Blick erst den Prinzen und dann sie betrachtete … als wäre sie eine … Ware, die man käuflich erwerben könnte!
„Eure Hoheit.“
„Xavier!“ Als die beiden Männer sich begrüßten, wollte Mariella sich abwenden, aber Xavier vertrat ihr den Weg.
„Wie ich sehe, haben Sie Fleur nicht dabei?“
„Nein“, antwortete Mariella kühl. „Sie ist in der Kinderkrippe. Ich bin gerade auf dem Weg, sie zu holen.“
„Ich wusste gar nicht, dass Sie Miss Sutton kennen, Xavier“, mischte sich der Prinz ein. „Ehrlich gesagt, habe ich vor, mich ihrer bemerkenswerten Dienste zu bedienen, und sie hat mir etwas außerordentlich Innovatives versprochen.“
Mariella errötete noch tiefer, als sie Xavier ansah, in welch eindeutige Richtung er die Worte des Prinzen interpretierte. Sie bat Prinz Sayid höflich, sie zu entschuldigen, und ließ Xavier stehen. Aber im Schatten des nächsten Pavillons hatte er sie eingeholt und packte sie am Arm.
„Alle Achtung, Sie sind wirklich ein Luder! Die Ehe des Prinzen gilt als mustergültig, und doch spricht er ganz offen davon, eine Affäre mit Ihnen anzufangen.“
Mariella hielt das keiner Antwort für würdig. Stattdessen lächelte sie kühl. „Wie Sie sehen, hätten Sie sich gar nicht so viel Mühe geben müssen, um Ihren Cousin zu beschützen. Sie brauchen gar nicht zu ihm zu laufen und ihm alles von Ihrem widerlichen, gemeinen Verhalten mir gegenüber zu erzählen. Denn wenn ihm erst zu Ohren kommt, dass Prinz Sayid mich für meine … bemerkenswerten Dienste bezahlt …“
„Sie brüsten sich auch noch damit?“ Xavier hatte sie jetzt an beiden Armen gepackt und hielt sie so fest, dass es wehtat.
Überrascht stellte Mariella fest, dass es ihr Spaß machte, Xavier aufzuziehen. „Warum sollte ich nicht?“, entgegnete sie herausfordernd. „Ich bin stolz darauf, dass meine Talente so große Anerkennung finden und ich mir damit mehr als gut meinen Lebensunterhalt verdienen kann.“ Triumphierend registrierte sie das empörte Aufleuchten in seinen Augen. „In manchen Kreisen bin ich schon richtig bekannt.“ Im nächsten Moment begriff sie, dass sie zu weit gegangen war, und verspürte einen Anflug von Panik.
„Sie sind stolz darauf, als flatterhaftes Luxusweib bekannt zu sein?“, stieß Xavier wütend aus. Er sah, dass sie die Hand heben wollte, um ihn zu ohrfeigen, und fügte hinzu: „Wenn Sie mich schlagen, könnte es durchaus passieren, dass Sie dafür im Gefängnis landen, wohingegen, wenn ich das hier tue …“
Ehe Mariella sich’s versah, beugte er sich herab und küsste sie wild und heftig. Verzweifelt versuchte sie, sich loszureißen, doch er war einfach zu stark. Im Schatten des Pavillons presste er sie an sich und bewies ihr einmal mehr, was sie bereits wusste: dass er sie trotz aller Wut und Verachtung begehrte. So wie sie ihn?
Xavier ließ sie so unvermittelt los, dass sie ins Taumeln geriet. Im Abwenden zog er eine Brieftasche aus seinem Gewand und warf ihr einige Banknoten vor die Füße.
Kreideweiß blickte sie ihn an. Sicher, sie hatte ihn bewusst gereizt und aufgezogen, aber das hatte sie nicht
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