Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 05
verdient!
„Heb es auf!“, befahl er schroff.
Sie atmete tief ein. „Also gut“, sagte sie ruhig, um sich wenigstens einen Rest an Würde zu bewahren, „ich bin sicher, es wird als Spende für den wohltätigen Zweck willkommen sein, Xavier. Soweit ich weiß, geht es darum, verlassene Kinder zu unterstützen.“ Insgeheim konnte sie nur beten, dass er ihre Tränen nicht bemerkte, sondern das Glitzern in ihren Augen als Verachtung deutete.
Wortlos ließ Xavier sie gehen. Er war entsetzt über sein Verhalten, aber zu stolz, es zuzugeben … und vor allem eigensinnig entschlossen, sich nicht einzugestehen, wodurch dieses Verhalten tatsächlich initiiert worden war.
Wie hätte er auch zugeben können, dass er wegen dieser Frau vor Eifersucht brannte? Wie hätte er sich eingestehen können, dass sein Wunsch, sie zu besitzen, über sein rein körperliches Verlangen weit hinausging? Eine unmögliche Vorstellung, die er nicht einmal zu denken wagte!
7. KAPITEL
„Ein Fries?“
Der Prinz sah Mariella überrascht an.
Es waren drei Tage vergangen seit dem Frühstück und zwei, seit sie sich die neue Familienloge persönlich angesehen hatte. Nach dem Zwischenfall mit Xavier war die Versuchung für sie groß gewesen, einfach ihre Sachen zu packen und so schnell wie möglich nach Hause zurückzufliegen. Aber ihr Stolz hatte nicht zugelassen, so einfach klein beizugeben. Es war nicht ihre Schuld, dass Xavier die Dinge so restlos missverstanden hatte … nun, jedenfalls nicht allein ihre Schuld! Und der Auftrag des Prinzen war für sie als Künstlerin einfach zu reizvoll, um ihn abzulehnen – ganz zu schweigen von dem Honorar, worauf sie Kate als ihre Agentin ja zur Genüge hingewiesen hatte.
Anstatt sich also den Kopf über Xavier zu zerbrechen, hatte Mariella die letzten beiden Tage intensiv an einem Vorschlag zur künstlerischen Gestaltung der neuen Loge des Prinzen gearbeitet. Nun stellte sie ihm ihre Idee im Detail vor.
„Der halbkreisförmige Gang, der zu der Loge führt, wäre ideal für ein derartiges Projekt. Ich könnte Ihre Pferde dort auf die verschiedenste Weise darstellen … Ich habe bereits ein wenig mit Ihren Trainern und Pferdepflegern gesprochen, und sie haben mir erzählt, dass jedes Ihrer Pferde eine ganz eigene Persönlichkeit und eigene kleine Marotten hat. Wenn ich die Pferde also wie ein Fries auf der Wand nacheinander abbilden würde, könnte ich Derartiges mit einflechten. Zum Beispiel Solomon, der immer der Erste sein will, oder Saladin, der seine Box nur verlässt, wenn seine Freundin, die Katze, mitkommt. Shazare mag keine anderen Pferde mit weißen Fesseln, und …“
Prinz Sayid lachte. „Wie ich sehe, haben Sie sich wirklich gut vorbereitet. Ja, die Idee gefällt mir, aber es würde ein ziemlich großes Projekt, wenn Sie die Tiere quasi lebensgroß malen würden … und es müsste doch rechtzeitig zur offiziellen Eröffnung der Ställe fertig sein.“
„Und die ist wann, Eure Hoheit?“, erkundigte sich Mariella.
„In gut fünf Monaten.“
Mariella überlegte kurz und nickte. Sie würde mehr als genug Zeit haben, ihre Arbeit fertig zu stellen. „Ich würde vermutlich einen, maximal zwei Monate für die Arbeit brauchen. Die Entscheidung liegt natürlich bei Ihnen, Eure Hoheit.“
„Geben Sie mir etwas Zeit, die Sache zu überdenken. Wie gesagt, die Idee gefällt mir, aber in diesem Teil der Welt ist es sehr wichtig, sein ‚Gesicht‘ zu wahren, und egal, wie wunderbar und innovativ die Idee auch ist, ich würde in den Augen meiner Freunde wie meiner Konkurrenten mein Gesicht verlieren, wenn das Vorhaben nicht rechtzeitig fertig werden würde. Womit ich selbstverständlich Ihre Fähigkeiten nicht anzweifeln möchte, Miss Sutton!“
Mariella begriff, dass er etwas Zeit brauchte, um weitere Erkundigungen über ihre Arbeitsweise und ihre Zuverlässigkeit einzuziehen. Das bereitete ihr aber keinerlei Kopfzerbrechen. Sie war dafür bekannt, dass sie effektiv arbeitete und die vereinbarten Termine stets pünktlich einhielt.
Nachdem Mariella Fleur bei dem Kindermädchen abgeholt hatte, das ihr der Prinz zur Verfügung stellte, ließ sie sich zum Beach-Club-Bungalow zurückfahren und versuchte, Tanya anzurufen. Doch sie erreichte nur die Mailbox ihrer Schwester.
Wenn der Prinz ihr diesen Auftrag erteilen würde, könnte sie es dank des astronomischen Honorars Tanya ermöglichen, nur noch Engagements in der Nähe von zu Hause anzunehmen. Ihr war klar, dass es ihrer Schwester sehr
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