Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 05
Schwester zu streiten. Andererseits konnte sie sich des Gefühls nicht ganz erwehren, dass Tanya ihre mütterlichen Pflichten gegenüber Fleur bei weitem nicht so ernst nahm, wie es richtig gewesen wäre.
„Nun, jedenfalls sind wir jetzt verheiratet, und Xavier kann nichts mehr tun! Das weiß er genau!“, sagte Tanya trotzig.
Mariella wusste, dass es nicht stimmte. Xavier hätte seine Drohung immer noch wahr machen und Khalid die finanzielle Unterstützung streichen oder ihm seine Pro-forma-Stellung in dem Familienunternehmen wegnehmen können. Aber die gute Madame Flavel hatte ihr im Vertrauen verraten, dass er es Fleur zuliebe nicht getan hatte!
Plötzlich strahlte Tanya wieder übers ganze Gesicht. „Ach ja, ich hatte noch gar keine Gelegenheit, es dir zu erzählen, aber Khalid besteht darauf, mich auf eine ausgedehnte Hochzeitsreise zu entführen. Fleur werden wir natürlich mitnehmen, und wenn wir zurück sind, werden wir uns vermutlich hier in Zuran einrichten müssen. Aber Khalid hat mir versprochen, dass wir so oft wie möglich reisen werden. Außerdem sagt er, werden wir unsere eigene Villa haben, und ich kann alles nach meinem Geschmack gestalten! Sieh nur, der Verlobungsring, den er mir geschenkt hat! Ist er nicht wundervoll?“
„Ja, sehr.“ Mariella bewunderte gebührend den funkelnden Diamanten an Tanyas Hand.
„Ich kann dir gar nicht sagen, wie glücklich ich bin, Mariella.“ Tanya strahlte. „Und du hast dich so lieb um mein süßes Baby gekümmert … He, Süße, ich habe dich so vermisst!“ Sie warf Fleur ein Küsschen zu. „Dein Daddy und ich können es gar nicht erwarten, dich ganz für uns allein zu haben.“
Ein wehmütiger Ausdruck huschte über Mariellas Gesicht. Doch sie wollte auf keinen Fall Tanya die Freude verderben, indem sie sich anmerken ließ, wie sehr es sie schmerzte, sich von Fleur trennen zu müssen. „Das klingt ja wirklich sehr aufregend“, sagte sie und rang sich ein Lächeln ab. „Wann wollt ihr denn aufbrechen?“
„Morgen! Alles ist schon vorbereitet. Khalid wollte nur kurz in Zuran Station machen, um Xavier über unsere Heirat zu informieren … und um Fleur zu holen, natürlich.“
„Natürlich“, wiederholte Mariella niedergeschlagen.
„Mariella, ich kann dir gar nicht genug dafür danken, dass du dich um Fleur gekümmert hast. Wir sind dir beide sehr dankbar, nicht wahr, Khalid?“
„Ja, natürlich“, bekräftigte ihr frischgebackener Schwager.
Mariella hielt Fleur auf dem Arm und wollte sie erst ganz zum Schluss hergeben, während Tanya sich noch von Madame Flavel und Xavier verabschiedete. Wobei Tanya auf Xavier immer noch nicht gut zu sprechen war und es bei einem kühlen Händedruck beließ. „Darling, kannst du Fleur zum Wagen tragen?“, bat sie dann Khalid.
Mariella erstarrte unwillkürlich, als Khalid sich ihr zuwandte, um ihr das Baby abzunehmen. Ob es daran lag oder ob Fleur ihrem Vater gegenüber immer noch ein wenig fremdelte, sobald er jedenfalls die Hände nach ihr ausstreckte, verzog sie das Gesicht und begann zu weinen. Irritiert wich Khalid zurück.
„Komm, ich nehme sie.“ Ehe Mariella widersprechen konnte, nahm Xavier ihr Fleur ab und hatte sie im Nu beruhigt.
Mariella sah Tanya an, diese verübelte es Xavier sehr, dass Fleur sich bei ihm offenbar wohler fühlte als bei ihrem Vater. Bevor sie jedoch etwas einwenden konnte, drängte Khalid zur Eile.
Als sie draußen beim Wagen ankamen, streckte Tanya die Arme nach Fleur aus, aber zu Mariellas Überraschung gab Xavier das Baby nicht Tanya, sondern ihr in die Arme. Sie schluckte gerührt. Hatte Xavier tatsächlich gespürt, was sie fühlte, und wollte er ihr ein letztes Mal die Chance geben, Fleur zu halten? Mariella küsste ihre kleine Nichte zart auf die Stirn und reichte sie dann rasch ihrer Schwester.
Als der Wagen in Richtung Flughafen davonfuhr, winkte Mariella ihm mit Tränen in den Augen nach.
„Lass uns aus der Hitze gehen“, sagte Xavier und führte sie zum Haus zurück. Wenn er ihre Tränen bemerkte, war er taktvoll genug, es sich nicht anmerken zu lassen.
Sobald sie jedoch im Haus waren, nahm Mariella sich zusammen und räusperte sich. „Ich werde alles Nötige veranlassen, mir jetzt so schnell wie möglich eine andere Unterkunft zu suchen.“
„Wie kommst du denn auf die Idee?“, fragte Xavier schroff. „Es hat sich nichts geändert. Du bist immer noch eine allein stehende junge Frau, die jetzt zu meiner Familie gehört, und als solche ist dein
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