Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 3
vermocht hätte.
Mehrere Menschen in Staatsgewändern erwarteten sie. Rose wurde vorgestellt. Sie würde sich all diese neuen Namen nicht merken können. Die Männer verneigten sich höflich, dennoch verbargen ihre harten, dunklen Gesichter nicht ihre Neugier. Khalim warf ihr einen beruhigenden Blick zu, wofür sie ihm sehr dankbar war.
Die ganze Zeit über wurde sie das Gefühl nicht los, dass es auch noch unsichtbare Beobachter der Szene gab. Einen Augenblick wurde sie einer jungen Frau ansichtig, die in ein auffälliges karminrotes Seidengewand gehüllt war. Doch als sie sie genauer ansehen wollte, war sie wieder verschwunden.
Khalim hatte ihren Blick bemerkt. „Fatima!“, rief er. Daraufhin erschien die junge Frau erneut, doch nur die Augen waren über dem karminroten Schleier sichtbar.
Sie führte eine geschmeidige Verbeugung aus. Khalim stellte ihr Rose vor. „Das ist Rose Thomas. Ich habe sie mitgebracht, damit sie einen Auftrag für mich ausführt. Ich wünsche, dass sie alles bekommt, was sie braucht. Bitte sage ihr jetzt guten Tag, Fatima.“
„Guten Tag“, sagte Fatima mit weichem Akzent. „Ich bin erfreut, Sie kennenzulernen.“
Khalim lachte. „Fatima lernt gerade Englisch.“
„Ich bin beeindruckt“, erwiderte Rose ernst. „Und sehr beschämt, dass mein Marabanisch nur fünf Wörter umfasst.“
Khalim blitzte sie an. „Ich werde es Ihnen beibringen“, versprach er leise. Er würde sie alle Wörter der Liebe lehren, damit sie ihn in seiner eigenen Sprache erfreuen konnte. „Fatima wird Ihnen jetzt Ihre Zimmer zeigen. Sie sollten ein Bad nehmen und sich umziehen. Ich werde Sie später besuchen.“
Sie hätte ihn gern gefragt, was er damit meinte. Doch er schien keinen Widerspruch zu dulden. Zumindest nicht, solange Fatima jedem Wort lauschte. Er würde sie wohl zum Dinner abholen.
„Kommen Sie, bitte“, forderte Fatima die verwirrte Rose mit einem scheuen Lächeln auf.
Rose folgte ihr durch ein Gewirr von verlassenen Korridoren aus Marmor. Ohne ihre Führerin wäre sie gnadenlos verloren gewesen.
Schließlich öffnete Fatima eine Doppeltür, die in einen großen, kühlen Raum führte. Rose sah sich begeistert um. Es gab reich bestickte Kissen, die über einem breiten, niedrigen Bett auslagen, das von einem goldbestickten Überwurf verziert wurde. Eine geschnitzte Holzkommode stand in einer Ecke. Der Raum roch zart nach Räucherwerk. Eine bronzene Vase mit einem riesigen Strauß dunkelroter Rosen trug zur parfümierten Atmosphäre bei.
An einer Wand befanden sich Bücherregale. Ein genauerer Blick zeigte, dass es sich um eine ansehnliche Auswahl an Literatur handelte. Nur ein paar waren in marabanischer Sprache, die meisten jedoch in Englisch.
Die Läden waren geschlossen. Doch Fatima ging hinüber zu den Fenstern und öffnete sie. Draußen entdeckte Rose ein Meer aus Blüten in allen Farbschattierungen, deren Duft sie verzauberte.
Es war der Rosengarten.
„Möchten Sie ein Bad nehmen?“, fragte Fatima und wies auf eine Tür, die von dem riesigen Raum abging.
„Ja, gerne.“
„Möchten Sie, dass ich Ihnen helfe?“
Rose schüttelte den Kopf und lächelte. „Nein, danke, Fatima. Ich bin daran gewöhnt, allein zurechtzukommen.“
Fatima nickte und warf ihr erneut ein schüchternes Lächeln zu. „Ich werde den Pfefferminztee in einer Stunde servieren.“
„Das ist wundervoll, danke.“
Nachdem das Mädchen gegangen war, ging Rose ins Badezimmer. Es gab ein tiefes, rundes Becken, das mit exquisiten Mosaiken in allen erdenklichen Blauschattierungen ausgelegt war. Düfte und Essenzen aus Paris standen bereit, und weiche Badetücher stapelten sich auf dem Wannenrand. Der Osten trifft auf den Westen, dachte sie bewundernd und ließ das Wasser einlaufen.
Es war das schönste Bad, das sie je genossen hatte. Sie ließ sich in den duftenden Schaum hineingleiten und betrachtete in aller Ruhe jede Einzelheit des herrlichen Badezimmers. Sie fühlte sich plötzlich lebendiger denn je.
Als sie ihr Haar getrocknet hatte, ging es bereits auf sieben Uhr zu. Sie überlegte, wann Khalim sie abholen würde und was sie zum Dinner anziehen sollte.
Schließlich entschied sie sich für ein bodenlanges, schlichtes Seidenkleid. Es hatte die intensive Farbe von Sternhyazinthen. Das offene Haar glänzte. Ein Blick in den Spiegel bestärkte sie, dass niemand an ihrer bescheidenen Kleidung Anstoß nehmen konnte.
Fatima trat ein mit einem bronzenen Tablett und stellte es ab. Rose setzte sich
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