Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 3
auf ein Kissen auf dem Fußboden und schenkte sich selbst eine Tasse ein, als sie ein forderndes Klopfen an der Tür hörte. Ihr Herz begann heftig zu pochen.
„Kommen Sie herein“, rief sie.
Khalim stand in der Tür. Auch er hatte sich umgezogen. Sein dunkles Haar war noch feucht vom Bad. Seine Gewänder waren von tiefem Weinrot. Er machte ein strenges Gesicht, als er die Tür hinter sich schloss.
„Lassen Sie Männer immer so leichtfertig in Ihr Schlafzimmer, Rose?“, fragte er sanft.
Sie zuckte achtlos mit den Achseln. „Ach, normalerweise kommen immer zwei auf einmal. Mindestens.“
„Machen Sie sich nicht lustig über mich, Rose!“, wies er sie zurecht.
„Nun, was erwarten Sie?“, entgegnete sie. „Ich dachte nicht, dass jemand außer Ihnen hierherkommt. Außerdem habe ich angenommen, dass ich hier unter Ihrem Schutz stehe.“
„Da haben Sie sich nicht getäuscht“, sagte er mit Nachdruck. Er war Gehorsam von Frauen gewöhnt, keine Logik.
„Sie sollten mir also keine Leichtfertigkeit vorwerfen, zumal Sie mich kaum kennen, Khalim.“
„Möchten Sie, dass ich Sie besser kennenlerne, Rose?“, fragte er, während er sich auf das Kissen ihr gegenüber sinken ließ.
Sie wünschte es so sehr, aber sie blickte in ihren Tee, um den hungrigen Ausdruck ihrer Augen zu verbergen.
„Rose?“
Sie sah auf seinen Befehl hin auf. Die Röte auf ihren Wangen und die geweiteten Augen gefielen ihm. Er sah sie erwartungsvoll an.
Am liebsten hätte sie sich mit einem Seufzer in seine Arme geworfen. Doch er würde sie so nicht respektieren können.
„Wir werden uns während meines Aufenthalts sicher besser kennenlernen, Khalim“, sagte sie ruhig.
Khalim fing zu lachen an, als sie ihn so absichtlich falsch verstand. „Sie sind unmöglich, Rose.“
Rose fiel auf, dass sie ihn bisher kaum hatte lachen hören. Er konnte sich nur selten gehen lassen.
Sie lächelte und hob eine Porzellantasse hoch. „Möchten Sie Tee, Khalim?“
Er lachte auf dem Weg zum Dinner immer noch leise vor sich hin.
Während Khalim sie durch ein Labyrinth verschlungener Korridore führte, fragte sich Rose, wie er seinen Nachmittag verbracht haben mochte. „Haben Sie schon Ihren Vater besucht?“, fragte sie sanft.
Er verzog schmerzlich das Gesicht.
„Es tut mir leid. Ich wollte Sie nicht verletzen.“
„Nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Wir müssen die Realität zur Kenntnis nehmen, auch wenn sie schmerzlich ist. Ja, ich habe ihn gesehen.“ Er überlegte. Weder mit seiner Mutter noch mit seinen Schwestern konnte er offen über den gebrechlichen Zustand seines Vaters reden. Sie würden unweigerlich in heftiges Schluchzen ausbrechen. Auch mit Philip konnte er nicht darüber reden, der als Mann nicht gern über Gefühle sprach. Khalim wünschte jedoch plötzlich seine Ängste aussprechen zu dürfen. Er würde sich bald mit dem Tod auseinandersetzen müssen. Außer seinen Großeltern hatte er noch keine nahen Verwandten verloren, und damals war er noch im englischen Internat gewesen.
„Mein Vater liegt im Sterben.“ Er zwang sich dazu, die brutalen Worte laut zu sagen.
„Das tut mir sehr leid.“ Einen Moment lang wirkte der Prinz so verletzlich, dass Rose ihn gern in die Arme genommen hätte. Doch er hätte diese Geste nicht als Trost interpretiert.
Der Augenblick verging rasch. Er legte wieder ein stolzes Gehabe an den Tag und neigte nur stumm den Kopf, um ihr für ihr Mitgefühl zu danken.
„Lassen Sie uns zum Essen gehen“, sagte er.
Das Dinner war eine seltsame Angelegenheit. Rose fühlte sich wie bei einer Show. Seltsamer noch war die erste Reaktion, die Khalims Mutter auf ihren neuen Gast zeigte.
Khalim führte Rose in einen Raum, in dem eine sehr elegante Frau im Alter von vielleicht sechzig Jahren mit ihren beiden Töchtern an einem langen, rechteckigen Tisch saß.
Die drei Frauen trugen reich bestickte Gewänder. Rose fiel auf, wie die Mutter bei ihrem Eintritt erstarrte und sich der Ausdruck ihrer Augen änderte. Sie sagte schnell etwas zu ihrem Sohn auf Marabanisch. Khalim nickte nachdenklich.
Doch nachdem Khalim Rose vorgestellt hatte, entspannte sich die Atmosphäre. Mit einer graziösen Geste schüttelte sie Rose die Hand und hieß sie willkommen.
„Wie soll ich Sie nennen?“, fragte Rose nervös.
„Sie sollten mich Prinzessin Arksoltan nennen“, lautete die Antwort, die von einem warmherzigen Lächeln begleitet war. „Mein Sohn muss Ihre Arbeit sehr schätzen, wenn er Sie nach Maraban
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